Essen und Trinken

Starköche fordern: Genuss als Schulfach

Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) hat zusammen mit dem britischen Starkoch Jamie Oliver in Berlin für gesundes Kochen und Essen geworben. "Kochen sollte schon in Schulen als etwas Kreatives ähnlich wie Kunst gelehrt werden", sagte die Ministerin bei der Präsentation des neuesten Kochbuches von Jamie Oliver. Leider beschränke sich Kochen zu oft auf das "intelligente Aufschneiden von Folie und das Öffnen der Mikrowelle", sagte Künast.

Dabei kann so viel passieren bei einem guten Essen am Tisch: "Gespräche, Gefühle, Romanzen", so Jamie Oliver, der es mit seinen TV-Shows und Büchern in kurzer Zeit zu einer Art "Popstar der Küche" gebracht hat.

Die Grünen-Politikerin und den britischen Jungstar unter Europas Köchen eint das gleiche Ziel: Weg von der Fast-Food-Kultur, hin zu besseren Essgewohnheiten. Und deshalb hatten sie sich anlässlich des neuesten Oliver-Buches "Kochen für Freunde" zu einem gemeinsamen Werbeauftritt im Berliner Kultur-Kaufhaus Dussmann entschlossen. "In Deutschland fehlt uns jemand, der eine so ernste Botschaft so smart verkaufen kann", ist die Meinung von Künast.

Jamie Oliver zelebriert Kochen - "mit Freunden, der Familie, für meine Kinder ist das Zubereiten von Essen wie Spielen mit "Play Doh"-Knete." Auch Künast, die immer wieder über zu viele dicke Kinder auf Deutschlands Schulhöfen klagt, will den Nachwuchs spielerisch an den Herd bringen. Auch einen Koch-Unterricht könnte sie sich vorstellen: "Kochen sollte schon in Schulen als etwas Kreatives ähnlich wie Kunst gelehrt werden."

Eltern glaubten, ihren Kindern mit Fast-Food etwas Gutes zu tun, erzählt Oliver, der mehrere Monate durch englische Schulen getourt ist und mit Kindern, Eltern und Lehrern gekocht hat. Es fehle oft das Wissen über gesundes Essen. "Geld hat damit nichts zu tun, und gutes Essen kann auch schnell gehen." Koch und Ministerin stimmen überein: Der Weg zur nächsten Frittenbude ist oft weiter als schnell selbst zu kochen. "Und selber kochen ist preiswerter", sagt Künast, die selbst gern Olivers Rezepte zu Rate zieht. "Eine vierköpfige Familie mit Eintopf aus der Konserve zu versorgen ist teurer als ihn selbst zu kochen." Leider würden aber immer mehr "moderne Einhandesser" herangezogen: "In der einen Hand das Essen, mit der anderen eine Maschine bedienen, ob nun die Maus am Computer oder die Fernbedienung des Fernsehers."

Witzigmann: Geschmack kommt vom Schmecken

Auch der österreichische Starkoch Eckart Witzigmann hat einen Geschmacksunterricht für deutsche Kinder gefordert. "Führt den Genuss als Schulfach ein", forderte er im Politikmagazin "Cicero". Bei Kindern gebe es einen dramatischen Verfall der Esskultur. "Geschmack kommt vom Schmecken", betonte Witzigmann.

"Weil die Kinder gar nicht mehr differenziert beurteilen können, was sie auf dem Gaumen haben, stopfen sie achtlos alles in sich hinein." Die Folge sind nach Ansicht des Starkochs "halbwüchsige Moby Dicks" und "essgestörte XXler".

Quelle: ntv.de

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