Essen und Trinken

Käsefüße, Brot und Bier "Luther kommt!"

Im September 1508 zog der 24 Jahre alte Mönch namens Martin Luther (1483-1546) von Erfurt nach Wittenberg, um dort weiter zu studieren. Neun Jahre später schlug er der Überlieferung nach 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche an die Schlosskirche von Wittenberg. Das war der Beginn der weltweiten Reformation. Nach einem halben Jahrtausend kehrte der Reformator wieder in die Stadt zurück, und es hieß in Wittenberg: "Luther kommt!".

Bis 2017, dem großen 500-jährigen Jubiläum des Thesenanschlags, gehen die Festivitäten rund um den Reformator an verschiedenen Orten weiter. Diese "Lutherdekade" war mit einem Festgottesdienst eröffnet worden, natürlich in der Schlosskirche, deren Tür der Ort des Thesenanschlags gewesen sein soll. Zwar ist bis heute nicht geklärt, ob der Thesenanschlag Wahrheit oder Legende ist. Das tut der Bedeutung Luthers jedoch keinen Abbruch. Und erst recht nicht in Wittenberg.

Im Hof des Lutherhauses, in dem der Reformator lebte, gab es natürlich auch ein Klosterfest. Das Lutherhaus gehört samt Stadtkirche, Schlosskirche und dem Melanchthonhaus zum UNESCO-Welterbe.

Die kleine Stadt an der Elbe im Osten von Sachsen-Anhalt lebt vor allem vom Tourismus und dabei hauptsächlich von Luther. Regelmäßige Aktionen während der "Lutherdekade" sind geplant, im nächsten Jahr etwa eine Tagung "Reformationserinnerung in DDR und Bundesrepublik", ein Theaterstück "Luther-Schach" und regelmäßige Kanzelreden zum Thema "Die 7 Tage der Schöpfung" in der Stadtkirche. Derzeit kommen jährlich 400.000 Gäste in die Stadt mit knapp 47.000 Einwohnern.

Noch ein anderes "rundes" Ereignis begehen "Lutheraner" in diesem Jahr: den 525. Geburtstag des Reformators am 10. November. Nicht zu vergessen der 31. Oktober, der zum Gedenken an die Reformation durch Martin Luther in verschiedenen Bundesländern als jährlicher Feiertag ausgeschrieben wurde. Bei so vielen Gelegenheiten bieten sich natürlich jede Menge Möglichkeiten, Luther zu vermarkten. Und so gibt es landauf, landab Luther-Brot und Luther-Eintopf, Luther-Bonbons und Luther-Schwarzbier; für Feinschmecker ein komplettes Luther-Menü, für nicht so Hungrige und weniger Betuchte nur einen Luther-Teller.

Ob diese Rundum-Vermarktung dem armen Reformator, der zwar die Genüsse des Lebens liebte, gefallen würde, darf bezweifelt werden. Andernorts, zum Beispiel im niedersächsischen Müden, warb man auch mit Tetzel-Talern und "herzhaften Käsefüßen" am Reformationstag für Luther. Das sprengt schon gewaltig das Angebot von Reformationsbrot oder Reformationsbrötchen, die in jedem Jahr von Bäckereien in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verkauft werden.

Das "Reformationsbrot", in Wittenberg auch als Luther-Brot auf dem Markt, ist eine Spezialität aus leichtem Stollenteig, wird aber nicht gebuttert und mit Puderzucker bestäubt, sondern aprikotiert und mit Fondantglasur überzogen.

Zutaten:
1 kg Mehl
200 g Butter
200 g Zucker
400 ml Milch
1 Ei
100 g Rosinen
1 Würfel frische Hefe (42 g)
1 Biozitrone
Salz, Aprikosenmarmelade, Schoko-Fondantglasur

Zubereitung:
Die Butter langsam zerlassen. Die Milch leicht anwärmen. Die gewaschene Biozitrone abreiben. Die Hefe in ein Gefäß bröckeln, mit 1 TL Zucker verrühren, bis die Hefe flüssig ist. Etwas handwarme Milch darunter rühren und etwa 1 gestrichenen EL Mehl darüber stäuben. Zugedeckt an einem warmen Platz 10 min gehen lassen.

Zucker, Ei und flüssige Butter cremig rühren. Das gesiebte Mehl in eine Rührschüssel geben, in die Mitte eine Vertiefung drücken und da hinein den Vorteig geben. Nach und nach mit dem Mehl, der angewärmten Milch, einer Prise Salz, der abgeriebenen Zitronenschale und der Buttermasse verkneten. Zum Schluss die eingeweichten Rosinen einarbeiten. Den Teig an einem warmen Platz zugedeckt gut 1 Stunde gehen lassen.

Danach den Teig zusammenstoßen, nochmals durchkneten und in eine große gebutterte Kastenform geben. Nochmals 15 min gehen lassen. Im vorgeheizten Ofen bei Mittelhitze etwa 1 Stunde backen. Aus dem Herd nehmen, 10 min ruhen lassen und aus der Form nehmen. Das noch ofenwarme Kuchenbrot ringsum mit Aprikosenmarmelade bestreichen. Dadurch haftet die Glasur besser auf dem Gebäck und es bleibt auch länger frisch. Außerdem bekommt der Kuchen noch einen fruchtigen Geschmack und es wird verhindert, dass die Glasur in den Teig eindringt und ihn durchfeuchtet. Nach dem Abkühlen den Kuchen mit einer fertig gekauften Schoko-Fondantglasur dünn überziehen.

Varianten: Einen Teil des Zuckers kann man durch Bienenhonig ersetzen. Mitunter werden in das Reformationsbrot auch Mandeln und Zitronat eingearbeitet. Das ähnelt dann doch mehr einem Weihnachtsstollen. Auch kann man das Reformationsbrot wie einen Stollen ohne Form backen: Ein rundes Brot formen, in die Oberfläche ein gleichseitiges Kreuz schneiden und dessen Ecken leicht zurückschlagen. Es soll dann einer Bischofsmütze ähneln – und heißt dann nicht mehr Reformationsbrot, sondern "Luther-Brot".

Viel Spaß wünscht Heidi Driesner.

Quelle: ntv.de

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