Essen und Trinken

Aussichtsreiche Entdeckung Trüffel in Deutschland

Max ist "nur" eine Foxterrier-Dackel-Mischung, doch für Jean-Marie Dumaine ist er unbezahlbar. Im Herbst 2002 fand der Hund mit seiner feinen Nase im Ahrtal in Rheinland-Pfalz überraschend 800 Gramm Trüffel. Für Dumaine, Koch und Inhaber eines Restaurants in Sinzig, war das der "glücklichste Tag" in seinem Leben. Medien feierten den Fund der Delikatesse als Sensation, da der edle Pilz doch vorrangig in südlicheren Ländern gefunden wird. Drei Jahre später gründete sich der Verein Ahrtrüffel, der nun das seltene Experiment einer Trüffelplantage in Deutschland wagt. In fünf bis sieben Jahren erwarten die Trüffel-Enthusiasten die erste Ernte.

"Deutschland hat ein großes Trüffel-Potenzial", ist der 53 Jahre alte gebürtige Franzose überzeugt und verweist auf die Geologie und das Wetter. Wichtig seien kalkhaltige Böden mit einem pH-Wert von 7 bis 8,5 und ein Klima, in dem auch Weintrauben gut gedeihen, also mit regelmäßigem Regen, nicht zu viel Sonne und wenig Frost im Winter. Wolfram Lobin von den Botanischen Gärten der Universität Bonn hält das Unterfangen durchaus für Erfolg versprechend. "Trüffel sind hier sowieso heimisch, aber es sind nicht die gleichen Arten, wie im Mittelmeerraum", sagt er. Die von Dumaine gefundenen Burgundertrüffel gelten als nicht ganz so wertvoll wie ihre südlicheren Verwandten.

Früher hätten die Adeligen in Deutschland eine Trüffelkultur gepflegt, sagt Dumaine. Der Feinkosthändler und Trüffelexperte Ralf Bos aus dem nordrhein-westfälischen Meerbusch erklärt, dass diese Tradition mit den Weltkriegen verloren gegangen sei. AndereLänder hätten sie nach 1945 wieder aufgegriffen. "Deutschland ist bis heute nicht aufgewacht", kritisiert er. Die Trüffelsuche ist in der Bundesrepublik stärker reglementiert: Der Edel-Pilz steht in Deutschland unter Naturschutz und darf nicht einfach gewerblich genutzt werden. Dumaine besitzt nach eigenen Angaben eine Genehmigung, um Trüffel zu Lehr-und Forschungszwecken zu sammeln. Für sein Restaurant muss er sie jedoch importieren.

Für edle Trüffeln werden leicht mehrere tausend Euro gezahlt. So legte ein Käufer aus Hongkong im vergangenen Herbst bei einer Versteigerung in Italien 125 000 Euro für weiße Trüffel mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Kilogramm hin. Weniger wertvolle Trüffel kosten laut Bos für den Endverbraucher derzeit zwischen 900 und 1200 Euro pro Kilo. Bos unterstützt die Trüffel-Ambitionen in Deutschland und fordert gesetzliche Lockerungen. "Wir kaufen Trüffeln aus Frankreich, Italien und Asien ein und schieben damit Geld ins Ausland, obwohl das Geld auch im Inland bleiben könnte", klagt er. Der Verein Ahrtrüffel will laut Dumaine eine Lobby aufbauen.

Gerade in aufstrebenden Staaten wie China gebe es immer mehr reiche Menschen, die die Delikatesse auf dem Weltmarkt aufkauften, sagt Dumaine. Er fürchtet, dass der Edel-Pilz knapper werden und die Preise weiter in die Höhe schnellen könnten. Trüffel wachsen unterirdisch an Baumwurzeln, bevorzugt an Eiche, Hainbuchen und Haselbüschen. Auf der ersten Trüffelplantage bei Bad Bodendorf im Kreis Ahrweiler -einer Weinregion -stehen nun Haselsträucher, die mit den Sporen der heimischen Trüffel "geimpft" wurden. Auch Landrat Jürgen Pföhler (CDU) setzt auf das Projekt: "Neben Trauben können auch Trüffel unsere Region bundesweit noch bekannter machen." (Internet:Verein Ahrtrüffel: www.ahrtrueffel.com)

Quelle: ntv.de

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