Kino

Vor 20 Jahren startete "Jurassic Park" Als Dinosaurier die Kinderzimmer eroberten

Willkommen im "Jurassic Park": Tiere bitte nicht streicheln und füttern.

Willkommen im "Jurassic Park": Tiere bitte nicht streicheln und füttern.

(Foto: imago stock&people)

Manchmal hat ein Film große Auswirkungen. Plötzlich interessiert man sich für Piraten, Zauberer oder Dinosaurier. Als "Jurassic Park" in den Kinos startete, ahnte man noch nichts Schlimmes. Bis Kinder zu Paläontologen mutierten und Sauriernamen runterbeteten. Dabei war der Film auch eine technische Meisterleistung.

Spielberg gelang mit "Jurassic Park" ein grandioser Kinoerfolg. Der Film hatte zwei Fortsetzungen, eine weitere soll 2015 starten.

Spielberg gelang mit "Jurassic Park" ein grandioser Kinoerfolg. Der Film hatte zwei Fortsetzungen, eine weitere soll 2015 starten.

(Foto: imago stock&people)

Plötzlich waren sie überall: auf T-Shirts, auf Bettwäsche, auf Pausenbrotboxen, auf Ranzen und auf Socken. Dinosaurier, wohin das Auge blickte. Velociraptor und Triceratops, Dilophosaurus und Brachiosaurus sowie natürlich der Tyrannosaurus rex, das Sinnbild des gewaltigen, fleischfressenden Reptils.

Der Grund für diese Manie, die fortan so manche Kinderzimmereinrichtung bestimmte, war ein Film: "Jurassic Park" von Regisseur Steven Spielberg kam vor genau 20 Jahren in die deutschen Kinos. Und die Adaption eines Romans von Michael Crichton war ein grandioser Erfolg an den Kinokassen. Spielberg verdrängte nach elf Jahren sein eigenes Werk "E.T. - Der Außerirdische" vom Spitzenplatz der erfolgreichsten Filme (und verlor ihn fünf Jahre später an James Camerons "Titanic").

Der wirtschaftliche Erfolg zog natürlich so manchen Geschäftsmann an, der auf den Dinosaurier-Zug aufspringen wollte. Kein Wunder also, dass man plötzlich nicht mehr sicher war vor schuppigen Kaltblütern. Die Fans jedenfalls sogen das Thema begierig auf, lernten die verschiedenen Saurier-Arten auswendig und glänzten mit deren fehlerfreier Aussprache.

"Familie Feuerstein" und "In einem Land vor unserer Zeit"

Allerdings waren Dinosaurier natürlich schon vorher in Film und Fernsehen aufgetreten. Dort dienten sie aber entweder als komödiantisches Beiwerk wie bei "Familie Feuerstein" (obwohl Mensch und Dinosaurier in ganz unterschiedlichen Zeitaltern lebten und leben), wurden menschlich verniedlicht wie in dem von Spielberg produzierten Trickfilm "In einem Land vor unserer Zeit" von 1988, oder sie waren blutrünstige Monster wie schon im 1914 erschienenen "Brute Force" von Regisseur D.W. Griffith. Daneben gab es zwar auch schon frühe Versuche, Dinosaurier unter wissenschaftlichen Aspekten darzustellen, doch wirklich überzeugend war das nicht.

Eigentlicher Star des Films: der Tyrannosaurus rex.

Eigentlicher Star des Films: der Tyrannosaurus rex.

(Foto: imago stock&people)

Die Macher von "Jurassic Park" hatten da einen großen Vorteil, den sie auszunutzen wussten: die fortgeschrittene (Film-)Technik, die ihnen viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten bot. Einerseits verwendete man noch animatronische Tiere, also Modelle, die elektronisch oder pneumatisch gesteuert wurden. Dies war vor allem bei Nahaufnahmen der Fall. Wurden jedoch ganze Tiere oder Herden dargestellt, griff man auf computergenerierte Saurier zurück, ein Bereich, in dem der Film bahnbrechend war.

Allerdings war Spielberg anfangs nicht so richtig überzeugt von den Computertricks. Er befürchtete, so heißt es, dass sie zu sehr an kindliche Computerspiele erinnern würden. Doch als klar wurde, dass riesige animatronische Modelle von ganzen Tieren zu teuer werden würden, schwenkte er um. Ein Demovideo der Trickschmiede Industrial Light & Magic seines Freundes George Lucas überzeugte ihn dann vollends.

Daneben gab es aber auch noch andere Schauspieler: Richard Attenborough, Laura Dern und Sam Neil (v.l.).

Daneben gab es aber auch noch andere Schauspieler: Richard Attenborough, Laura Dern und Sam Neil (v.l.).

(Foto: imago stock&people)

Zu Phil Tippett, dem Stop- und Go-Motion-Spezialisten, der schon für "Star Wars" gearbeitet hatte, sagte Spielberg daraufhin, dass er nun wohl arbeitslos sei. Und Tippett antwortete: "Meinst du nicht eher ausgestorben?" Der kurze Dialog findet sich dann ähnlich auch im Film wieder, als Stichelei gegen die Paläontologen. Tippett blieb allerdings an Bord und erhielt zusammen mit ein paar Kollegen im Folgejahr einen Oscar für die besten visuellen Effekte. Academy Awards für Tonmischung und Tonschnitt kamen hinzu. Kein Wunder: "Jurassic Park" war auch der erste Film, der das DTS-Mehrkanal-Tonsystem verwendete.

Das Geheimnis des vibrierenden Wasserglases

Wobei - so gut die Computertrick auch sind, zumindest eine Ausnahme gibt es da noch: Das vibrierende Glas Wasser, hervorgerufen durch den heranstapfenden Dinosaurier, kam nicht etwa durch einen Computereffekt zustande. Es war eine an der Unterseite des Armaturenbretts in der Nähe des Glases befestigte Gitarrensaite, die das Wasser dazu brachte, kleine, gleichmäßige Wellen zu schlagen. Ein Kniff aus der Trickkiste.

Sehr gruselig waren auch die Velociraptoren mit ihren schrillen Lauten.

Sehr gruselig waren auch die Velociraptoren mit ihren schrillen Lauten.

(Foto: imago stock&people)

Heute sind computergenerierte Spezialeffekte aus Blockbustern nicht mehr wegzudenken. Ganz im Gegenteil: Bis auf wenige Ausnahmen wie den Batman-Filmen von Christopher Nolan bestehen Actionkracher hauptsächlich aus Rechnerleistung. Nur dass diese nicht immer zum Vorteil des Films eingesetzt werden. Spielberg allerdings wusste noch, dass Spezialeffekte nicht alles sind: Er schnitt aus Gründen des Erzählrhythmus' in letzter Minute eine Szene heraus, in der eines der Kinder auf einem Triceratops reitet. Die Effekt-Spezialisten hatten ein Jahr daran gearbeitet.

Wie dem auch sei: "Jurassic Park" zählt zu den Vorreitern auf dem Gebiet für computergenerierte Spezialeffekte. Daran hatte George Lucas großen Anteil und die erzielte Qualität überzeugte ihn, "Star Wars" fortzusetzen. Spielbergs Vertrauen in den Freund war so groß, dass er ihm die Aufsicht über die Postproduktion überließ, auch wenn sich Spielberg täglich über den Stand der Arbeit informierte. Gleichzeitig arbeitete er aber an seinem neuen Film: Nach den Dinosauriern drehte er noch im gleichen Jahr das Holocaust-Drama "Schindlers Liste". Danach führte er bei der Fortsetzung "Vergessene Welt: Jurassic Park" Regie.

Alle wollen Paläontologe werden

Doch "Jurassic Park" besticht nicht nur durch seine Spezialeffekte. Der Film übernahm auch etliche wissenschaftliche Thesen aus der Vorlage von Michael Crichton. Und die waren durchaus auf der Höhe der Zeit. Dabei geht es etwa um Klonverfahren, bei denen Lebewesen aus Körperzellen gezogen werden - nur drei Jahre nach "Jurassic Park" kam Klonschaf Dolly zur Welt. Oder es geht um die nahe Verwandtschaft von kleinen Raubdinosauriern und Vögeln, was in der heutigen Forschung weitgehend angenommen wird. Von Wissenschaftlern zurückgewiesen wird allerdings die These, dass aus Saurier-Bluttropfen, die in Bernstein-Insekten enthalten sind, die DNA der Reptilien gewonnen werden kann.

Auch sonst gibt es trotz wissenschaftlicher Berater einige Fehler. Diese betreffen aber vor allem Anatomie und Proportionen der Saurier - einige werden etwa größer dargestellt, als sie in Wirklichkeit waren. Und da das Verhalten von Dinosauriern unbekannt ist, nahm man das von heutigen Wildtieren zum Vorbild. Trotzdem hatte der Film Auswirkungen auf die Paläontologie. Und das nicht nur, weil die Zahl der Studienbewerber plötzlich in die Höhe schoss oder Kinderdarstellerin Ariana Richards in der Folge einem der wissenschaftlichen Berater bei tatsächlichen Ausgrabungen in Montana assistierte.

Die Computertechnik ermöglichte die Darstellung komplexer Bewegungsabläufe, was Einfluss auf die Forschung hatte. Und sie inspirierten andere Filmemacher und Dokumentaristen, weshalb etwa in der Folge die BBC-Reihe "Dinosaurier - im Reich der Giganten" entstand. Nur hatten die nun das Problem, dass die realen Dinosaurier anders waren als die im Film und deshalb nicht den Erwartungen der Zuschauer entsprachen.

Trotzdem wurden viele Zuschauer, vor allem Kinder, zu Dinosaurier-Fans. Vielleicht hat der Film ja die Berufswahl des ein oder anderen jungen Kinogängers beeinflusst. Dann dürfen sich heute deren Kinder anhören, wie sie die Namen der Dinosaurier runterrasseln: Velociraptor und Triceratops, Dilophosaurus und Brachiosaurus sowie natürlich der Tyrannosaurus rex.

Am 5. September kommt "Jurassic Park" in einer 3D-Version erneut in die deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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