Es musste doch mal erzählt werden Diana - die spinnen, die Briten
08.01.2014, 11:55 Uhr
Die meistfotografierte Frau der Welt: Lady Diana, dargestellt von Naomi Watts.
(Foto: dpa)
No, sie waren not amused, die Royals, als sie von dem Projekt erfuhren. Das kann man sich gut vorstellen. Aber so schlimm, wie die Briten ihn zerrissen haben, ist der Film des Oliver Hirschbiegel gar nicht. Und Naomi Watts gibt der Titelfigur die nötige Tiefe und Ernsthaftigkeit, die ihr gebührt.
Jede Frau träumt doch (heimlich) davon, Prinzessin zu sein oder wie eine behandelt zu werden. Nicht so eine gewisse Diana, Mutter des britischen Thronfolgers und einst meistfotografierte Frau der Welt. "Er sieht in mir eine ganz normale Frau. Manchmal hat es sogar den Anschein, als wüsste er gar nicht, wer ich bin", sagt Naomi Watts alias Diana Spencer, Prinzessin von Wales, über ihre große Liebe Hasnat Khan in "Diana" - dem Film, der nun im Kino ist und die Engländer so erzürnt hat, als würde man ihnen den guten alten Five O'Clock Tea abspenstig machen wollen. Eines gleich mal vorneweg: Naomi Watts macht ihre Sache gut. Sie sieht nicht aus wie Prinzessin Diana, aber sie hat was. Die Kostüme tun ihr übriges, und sie ist ihr durchaus ähnlich auf eine gewisse Art und Weise, in der Gestik, in der Mimik. Aber wie bei allen Filmen, die aufgebaut sind wie die "Titanic" - wir kennen das Ende, und es wird nicht happy sein - ist es auch in diesem Film nun mal so: Alles ist vorhersehbar. Schade ist das, noch immer, und noch immer ist "Lady Di" in unseren Herzen. An den Postkartenständern in London gehört sie zu den beliebtesten Motiven. Und auch heute noch setzt ihre Eleganz Maßstäbe, mit ihrem Stil erlangte sie Ikonenstatus und sie reiht sich ein in die lange Liste der Frauen, die auf tragische Art und Weise viel zu früh gestorben sind: Grace Kelly, Romy Schneider, Audrey Hepburn, Ingrid Bergman, Jackie Onassis - um nur einige zu nennen.
Auch über das Leben der Grace Kelly wird es bald einen Film geben ("Grace of Monaco"), Nicole Kidman spielt die Hauptrolle. Auch er erntet bereits jetzt viel Kritik, dabei ist an den Schauspielerinnen und auch den Themen an sich nichts auzusetzen. "Diana"-Regisseur Oliver Hirschbiegel bezeichnet die Kritik der Briten an seinem Film deswegen auch als irrational. Es habe ihn überrascht, dass die Menschen "fast kindlich" auf den Streifen reagierten, so der 56-Jährige in der Münchner "Abendzeitung". Der Illustrierten "Bunte" sagt er: "Diana ist für England ein nationales Trauma. Sie wurde von Teilen der Bevölkerung verehrt, vom Establishment aber gehasst. Und dann stirbt die auch noch unter so tragischen Umständen und man ist berührt davon."
Die Zeit ist vielleicht noch nicht reif
Ja, wir interessieren uns für die Schönen und Reichen, die Adligen, die Geld-Adligen, und wir lieben Filme über sie - man denke nur an "Sissi". Aber bei den beiden Superblondinen Grace und Diana handelt es sich um Frauen, die bereits zu Lebzeiten Nationalheiligtümer waren, und die haben gefälligst nicht angetastet zu werden. Das finden vor allem - verständlich - die Familien der porträtierten Damen. Und es ist ja auch nicht unbedingt schön, zum Beispiel an Stelle der Prinzen William und Harry vorgeführt zu bekommen, wie die Mutter mit dem Liebhaber schnakselt, wie unsicher sie war und wie viel Geld sie verdammt nochmal für Klamotten ausgegeben hat. Auch die mühsam zu Stiefmutter Camilla aufgebaute Beziehung soll bitteschön nicht ins Wanken geraten durch das nochmalige Durch-den-Kakao-ziehen der Affäre von Daddy.
Aber dass die Briten so bösartig mit seiner Hauptdarstellerin Naomi Watts umgegangen sind, das erschütterte Regisseur Hirschbiegel ("Der Untergang") dann doch - ihre Leistung sei immerhin unbestritten. Und: "Alle Stimmen aus der Umgebung des Königshauses haben bestätigt, dass Diana tatsächlich so war", so der Deutsche, der sich nach langem Zögern an das Thema herangetraut hat. Genau wie Naomie Watts: "Ich war von der Herausforderung fasziniert", hatte Watts zur Weltpremiere erklärt. Diana habe unglaublich viele Eigenschaften in sich vereint: Verletzlichkeit und Stärke, unglaubliches Charisma, Weisheit, Mitgefühl, einen tollen Humor. "Solchen faszinierenden Charakteren begegnet man nur selten, sie sind ziemlich schwer zu finden", war sich die 45-Jährige sicher und schritt tapfer über den roten Teppich in London.
Hirschbiegel stellt Dianas letzte zwei Jahre und ihre Liebe zu dem pakistanischen Herzchirurgen Hasnat Khan, gespielt von "Lost"-Star Naveen Andrews, in den Mittelpunkt. Er geht der These nach, dass Diana nach der Scheidung von Thronfolger Prinz Charles erst durch die tiefe, ungezwungene Liebesbeziehung zu Khan zu sich selbst fand. Nur dadurch sei es ihr möglich geworden, ihr Engagement für den guten Zweck auszubauen - zum Beispiel für den Kampf gegen Landminen.
Glück und Tragik
Die Beziehung scheitert jedoch daran, dass Khan nicht mit dem Medienrummel leben möchte, der Diana umgibt. Der Film beruht auf "Diana - Her Last Love", einem Buch von Kate Snell, die beschreibt, dass Diana nur deshalb eine Beziehung zu Millionerbe Dodi Al Fayed begann, der mit ihr im Auto starb, weil sie Khan eifersüchtig machen wollte.
In "Grace of Monaco" liegt der Schwerpunkt auf den Jahren 1961/62. Zu dieser Zeit war die einstige Hollywood-Diva Grace Kelly bereits mehrere Jahre Fürstin von Monaco und es zeichnete sich ab, dass es nicht ganz das Märchen werden sollte, nach dem es zuerst aussah. Denn auch "Gracia Patricia" hatte sich den Konventionen und den Traditionen zu beugen. Nochmal als Schauspielerin vor die Kamera? Undenkbar, ihre "Rolle" als Landesmutter sollte exklusiv bleiben. Der Film wird am 19. März in Frankreich Premiere feiern.
Vieles hatten die beiden Frauen gemeinsam, fast erschreckend: Beide kamen aus wohlhabenden Familien, heirateten in Herrscherhäuser ein und wurden zu Legenden. Dazwischen lagen Jahre des Glücks und der Tragik. Sie erfüllen sich (und anderen) eine Traumrolle, in die sie per Hochzeit hineingeschlüpft waren, und beide Leben enden mit einem tragischen Autounfall. Dianas Märchen begann am 29. Juli 1981, als sie in der Londoner St. Paul's Cathedral dem derzeitigen britischen Thronfolger Prinz Charles vor Gott und der Welt (an den Bildschirmen) das Jawort gab. Aus dem Kindermädchen Diana Frances Spencer wurde eine Prinzessin.
Doch sie verlor ihren königlichen Titel mit der Scheidung von Charles im Jahr 1996. Die Prinzessin starb im Alter von 36 Jahren zusammen mit ihrem "Dodi" am 31. August 1997 bei jenem Autounfall in Paris, der in die Herzen und Geschichtsbücher auf der ganzen Welt einging. Um die Vorgänge in der Unfallnacht ranken sich bis heute mysteriöse Verschwörungstheorien.
Der schönste Mythos
Kurz und gut: Für wahre Diana-Fans ist der Film nichts, denn kein Film kann schöner sein als ein Mythos. Für alle anderen jedoch ist das ein Streifen, der von einem Regisseur und einer Hauptdarstellerin durch viele schöne, aber auch bedrückende Szenen (wenn Diana von den Paparazzi gehetzt wird, dann ist das fast unerträglich) getragen wird, die überhaupt nichts mit Kitsch und Legendenbildung am Hut haben und die fanden, dass diese Geschichte einfach einmal erzählt werden musste.
"Diana" startet am 9. Januar in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de, mit dpa