Kino

Patti Smith: Banga Die Sache mit dem Hund

"Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere", hat Schopenhauer einmal geschrieben. Uraltpunkerin Patti Smith meint auf ihrem aktuellen Album, dass Treue nur im Herzen eines Hundes wohnt. Ein Oeuvre, das auch allen unter 30 etwas sagen sollte.

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Schon auf ihrem ersten, 1975 erschienenen Album "Horses" setzt sich die als "godmother of punk" geltende Frau aus Chicago auf despektierliche Weise mit dem Christentum auseinander. "Jesus died for somebody's sins, but not mine", hieß es in dem von Van Morrison mitgeschriebenem Song "Gloria: In Excelsis Deo/Gloria". Jesus sei für irgendjemandes Sünden, aber nicht für ihre gestorben. Ausgerechnet Banga, den Hund von Pontius Pilatus aus Michail Bulgakows Roman "Der Meister und Margarita" wählt sich die 65-Jährige als Titel für ihr aktuelles Album. Jesus, der bei Bulgakow mit seinem hebräischen Namen Jeshua auftaucht und seinen kranken, späteren Schreibtischmörder sogar pflegt, ist dem Römer kein Freund, wohl aber Banga: "Loyalty rests in the heart of a dog". Treue gäbe es nur im Herzen eines Hundes, singt sie denn auch in dem gleichnamigen Stück.

Düsternis und Nachdenklichkeit beherrschen die Texte auf der CD. In "Constantine's Dream" beschwört sie sogar apokalyptische Visionen. "This Is The Girl" gedenkt der ihrem Ego erlegenen Amy Winehouse, "Fuji-san" der Opfer von Fukushima. In Neil Youngs "After The Goldrush" begleitet ein Kinderchor den Aufbruch in die unendlichen Weiten. Patti Smith zog es wie ihre Inspiration Jim Morrison immer wieder nach Paris. In "Maria" erweist sie Maria Schneider, der Partnerin von Marlon Brando in dem Film "Der letzte Tango von Paris", die Ehre.

Mal sphärisch, mal poppig

Die Musik ist nicht aggressiv, sondern mal melodisch, mal sphärisch, mal tauchen sogar indische Fragmente auf, wie man sie vom großen George Harrison kennt, mal - man glaubt es kaum - auch poppig. Aufgenommen wurde das Album, wie auch "Horses", in den Electric Ladyland Studios in New Yorks 8. Straße, die auf Veranlassung von Jimi Hendrix errichtet wurden. Den Patti natürlich in ihren frühen Jahren in der US-Metropole kennengelernt hatte. Sie kennt auch, und das sehr gut, einen gewissen Johnny Depp, der auf dem Album Gitarre und Schlagzeug spielt.

Für die Plattenfreaks gibt es "Banga" auch als Vinyl, wer sich für Fotos der vielseitigen Punkoma interessiert, die Special Edition als Büchlein. Die CD der Sonderausgabe enthält - zur Belohnung für die Mehrausgabe - den Bonustrack "Just Kids". Es war halt schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben. Dies ist keine versteckte Zigarettenreklame, sondern das Schlusslob auf ein wunderbares Album.

Quelle: ntv.de

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