Kino

"Young Man with the Big Beat" Lebt Elvis? Elvis lebt!

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(Foto: picture alliance / dpa)

Elvis Presley ist der Mann, der schwarze und weiße Musik seiner US-amerikanischen Heimat zu einem wundervollen, organischen Ganzen verbindet. Er hat so musikalische und – bei Lichte besehen - auch politische Geschichte geschrieben. Letzteres sicher unbewusst. Aber immerhin!

Natürlich wurde er diesmal weder am Strand von Waikiki noch in East Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi, wo er 1935 das Licht der Welt erblickte, oder in der Graceland Mansion in Memphis/Tennessee gesichtet. Seine Plattenfirma dachte über eine überlebensgroße Edition nach, und herausgekommen ist eine Box, die zunächst einmal den Eindruck erweckt, man hätte eine Vinylscheibe in der Hand: "Boxed Set", wie die Fachwelt derartige Ausgaben nennt. Sage und schreibe fünf CDs. Darauf zu hören sind die ersten zwei Langspielplatten, welche der einstige LKW-Fahrer bei der damaligen Record Company Of America im Jahre 56 des verflossenen Jahrhunderts aufnahm, nachdem er sich in Sam Phillips’ legendären Sun Records Studio in Memphis/Tennessee die ersten Sporen verdient hatte.

Zehn Millionen verkaufter Singles, drei Millionen EPs (das sind - besser - waren sogenannte "extended plays", schwarze Scheiben mit vier oder manchmal auch mehr Songs darauf) und 800.000 Langspielplatten. Allein im Jahre 1956.

Musik, Studioarbeit und Interviews

Die CD-Sammlung kostet bei libri.de 84,99 Euro.

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Und die beiden LPs sind jetzt eben wieder neu aufgelegt worden. Rockabilly vom Feinsten, Rhythm & Blues, weißgespült, kaum Songs, welche nicht schon jemand vor Elvis aufgenommen hatte: "Blue Suede Shoes" von Sun-Records-Kumpel Carl Perkins, "I Got A Woman" von Ray Charles, "Money Honey" von der schwarzen Gesangsgruppe The Drifters, "Lawdy, Miss Clawdy" von Lloyd Price, jenem Afroamerikaner, der Rock and Soul sang, lange, bevor die Fachwelt von Soul sprach. "Long Tall Sally" Ready Teddy" und "Rip It Up" von Mister Richard Penniman, den man heuer besser als Little Richard kennt, um nur einige Tracks des zweiten Longplayers zu erwähnen. Nicht zu vergessen, das epochemachende "Heartbreak Hotel" von der ersten LP, das - soweit erinnerlich - vor dem Mann aus Tupelo noch niemand aufgenommen hatte.

Disc 3 vermittelt einen Eindruck von dem ungebändigten Elvis, welcher der Meister bei seinen Konzerten war. Disc 4 demonstriert, wie schwer Studioarbeit war - und ist. Das Gemecker vom Producer, denselben Songs immer noch einmal zu singen, bis er dann "saß". Vollends werden die Mühen der Plattenebene deutlich auf der vierten Scheibe, auf die Takes 1 bis 12 von "Lawdy, Miss Clawdy" dokumentiert sind. Und die zwölf Takes, die schlussendlich zu "Shake, Rattle And Roll" führten, ein Titel, den Uraltrocker Bill Haley schon zuvor mit seinen Comets eingespielt hatte, und der auch "nur" ein Cover einer alten schwarzen Rock-and-Roll-Nummer war, lange bevor DJ Alan Freed dieses schlimme Wort für enge zwischenmenschliche Beziehungen zum Synonym für diese geniale, rhythmusbetonte Symbiose aus ursprünglich keltischer Volksmusik und schwarzem Blues machte. Auf Disc 5 dann manchmal etwas langatmige Interviews, in denen Elvis erzählt, wie er zum Rock and Roll kam, und was er von dieser Musik hält.

Resümee

Elvis Aaron Presley hat – unbewusst – einen entscheidenden Anteil daran, dass der Rassismus in den USA überwunden wurde. Er trug dazu bei, dass zusammenwuchs, was zusammengehört. Darin besteht, sozusagen, sein historisches Verdienst. Insofern hat Elvis Barack Obama den Weg bereitet. Mit all ihren Obama- und Elvis’-Fehlern. Schon allein deshalb – und vielleicht auch wegen der beigefügten Reprints von Eintrittskarten zu Elvis-Auftritten samt einem prächtigen Fotoalbum – ist die Edition ein Zeitdokument.

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Quelle: ntv.de

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