Kino

Melodiös wie eh und je Melody Gardot legt nach

Hat sich einen Herzenswunsch erfüllt: Melody Gardot.

Hat sich einen Herzenswunsch erfüllt: Melody Gardot.

Wenn der Sommer nicht zu uns kommt, dann holen wir uns den Sommer eben selbst ins Wohnzimmer. Melody Gardot singt so, wie ihr Name klingt: melodiös, vornehm, vielversprechend. Mit ihren neuen Album "The Absence" hat sie sich nach einer langen Reise einen Traum erfüllt.

"So we meet again, my heartache ..." - das kennen wir alle. Was für ein scheußlicher Zustand, dieser Herzschmerz. Und doch klingt es bei Melody Gardot so sexy, dass man sich fast danach sehnen könnte. Dieser Song würde zu einem Film passen: Côte d'Azur, Cabriolet, diese Art von gepflegter Langeweile, die man nur haben kann, wenn man unendlich reich ist und den Tag müßig an sich vorüberziehen lässt. Oder wenn man zu den Glücklichen gehört, die das auch ohne ein pralles Bankkonto können. Die Autorin jedenfalls freut sich schon auf ihre Sommerferien, ihre neuen Kopfhörer und die gepflegte, lang ersehnte Langeweile, die sie unweigerlich erfassen wird, wenn sie diese Musik hören wird. Und das ist nicht böse gemeint, sondern ein sehr erwünschter Zustand!

Sie möchte auf Palmenblättern spielen ...

Sie möchte auf Palmenblättern spielen ...

Melody Gardot hat sich auf eine Reise begeben, die sie mit einer "Erleuchtung" beendet hat - beneidenswert. Nach der Tour zu ihrem sehr erfolgreichen Album "My One and Only Thrill", die sie durch die ganze Welt führte, aber eher bedeutete, dass sie von Kontinent zu Kontinent hetzte, nahm sie sich eine Auszeit. Ganz alleine machte sie sich auf nach Lissabon, Buenos Aires, Rio de Janeiro und Marrakesch. Jede Stadt für sich schon ein Fest - in der Reihenfolge jedoch geradezu eine Steigerung, die nur darin enden konnte, dass es quasi "plopp" machte bei Mademoiselle Gardot: "Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich nicht wusste, was ich als nächstes machen sollte. Irgendwie war im Laufe der Monate, die ich auf Reisen gewesen war, all diese Musik in mir hervorgesprudelt, fand aber noch keinen Weg nach draußen."

Da traf sie einen Seelenverwandten, so kann man es wohl ruhig nennen: den Produzenten, Komponisten und Gitarristen Heitor Pereira. "Es war eine wunderbare Begegnung", erinnert sich Melody an das Zusammentreffen mit Pereira. "Ich brauchte einen Partner und Mitarbeiter mit eigenen genialen Zügen. Ich brauchte jemanden, der verrückt genug war, zu verstehen, wie ernst es mir war, wenn ich einen Satz wie 'Ich möchte Palmenblätter und Waschbrett spielen' sagte." Auch wenn man das als Nichtmusiker nicht sofort versteht - wenn man nun "The Absence" lauscht, weiß man, was gemeint ist.

Die Musik der Welt

Die abenteuerlustige US-Amerikanerin zeigt auf ihrem neuen Album, wie virtuos sie die Sprache der Musik, der Liebe, der Länder und der Leute versteht. Sie zeigt, wie eine aufgeklärte Frau auf den Pfaden wandeln kann, die schon die Vorfahren in Portugal oder Argentinien hinterlassen haben. Die Saudade hat sie interessiert, diese Musik, die das Gefühl des Verlustes, des Schmerzes, der Liebe aufzeigt, wie es eigentlich nur Portugiesen können. Ausschlaggebend war jedoch die Reise in die marokkanische Wüste, die zur bereits erwähnten Erleuchtung führte: "Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie ähnlich sich die Musiken der ganzen Welt im Geiste sind."

... und auf Waschbrettern.

... und auf Waschbrettern.

Mit ihrem Piano zog Gardot jedoch nach Portugal, in einen verwitterten Palazzo in Alfama, in der Altstadt von Lissabon, und versuchte der sogenannten Saudade, jenem undefinierbaren, durch und durch portugiesischen Sentiment von Verlust und Sehnsucht auf den Grund zu gehen. Dabei entstand "Lisboa", eine Hommage an die portugiesische Hauptstadt.

Von Lissabon zog es sie nach Buenos Aires. Als passionierte Tangotänzerin musste sie natürlich in das historische Viertel San Telmo, in dem die Straßen buchstäblich vom Klang der Tangomusik erfüllt sind. Hier konnte sie noch tiefer in das Saudade-Gefühl eintauchen. Nach den doch eher leidenden Klängen nun war ihr aber nach Fröhlichkeit: sie wollte die Musik Brasiliens erkunden. Einen ganzen Monat lang segelte sie die brasilianische Küste entlang. Die satten Farben der Landschaft, das Lächeln der Menschen und die Leidenschaft des Samba rissen Melody aus den Tiefen von Sehnsucht und Traurigkeit. Dort entstanden Songs wie "Mira" und "Yemanjá".

So kann man ihr Album getrost als eine Art Tagebuch empfinden: "Viele der Geschichten, die ich auf diesem Album erzähle, beruhen auf meinen eigenen Erlebnissen, aber auch auf Beobachtungen, die ich machte, als ich mit all diesen fremden Leuten zusammenlebte. Ich sah, wie sie in den unscheinbarsten Momenten plötzlich von Traurigkeit oder Freude ergriffen wurden."

The Absence

The Absence

Dann ging es wieder nach Hause, in die USA: Mit dem aus Brasilien stammenden, heute in den Staaten lebenden Heitor Teixeira Pereira fand sie den perfekten Partner. Er war von 1988 bis 1996 Gitarrist der Band Simply Red und begleitete Popgrößen wie Sting, Elton John, Rod Stewart, k.d. lang, Seal, Caetano Veloso und Jack Johnson, bevor er sich einen hervorragenden Namen als Filmkomponist und -musiker machte (u.a. "Madagascar", "Mission: Impossible II"). Das erklärt so einiges, denn wie bereits am Anfang gesagt, möchte man die Melodien auf "The Absence" auf einen Film legen - auf einen sehr schönen Film.

Ihr Album "The One And Only Thrill" aus dem Jahre 2009 verkaufte sich in Deutschland mehr als 200.000 Mal, erreichte Platz 4 der Album-Charts und überschritt damit den Platin-Status. "The Absence" ist seit Mai im Handel. Melody Gardot wird dieses Jahr auftreten: am 12.7. in Freiburg, am 29.10. in Berlin, am 30.10. in Frankfurt am Main, am 1.11. in Köln und am 3.11. in Hamburg.

Quelle: ntv.de

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