"Trespass" mit Cage und Kidman "Raus aus unserem Haus!"
02.03.2012, 07:09 Uhr
"Du bist eine harte Nuss, Kyle, du bist der geborene Verhandlungsstratege."
(Foto: Ascot Elite)
Einbrecher überfallen das Haus von Diamantenhändler Kyle Miller und seiner Frau Sarah. Nachdem es erst nach schneller Beute aussieht, wendet sich das Blatt. Wieder und wieder. Für einen packenden Thriller hätte Regielegende Joel Schumacher aber eine Grenze mehr überschreiten sollen.
Kyle Miller (Nicolas Cage) ist durch und durch Geschäftsmann - ob Immobilien oder Diamanten, er handelt mit allem. Hauptsache, die Gewinne stimmen. Dass seine eigene Familie ihm dabei entgleitet, scheint er nicht zu bemerken, immerhin tut er ja alles, um für sie zu sorgen. Doch weder Traumhaus noch Juwelen machen seine Frau glücklich oder seine pubertierende Tochter weniger rebellisch. Stattdessen lockt der vermeintlich gut gefüllte Haussafe eine brutale Einbrecherbande an. Als maskierte Männer das Haus stürmen, sind Kyle und Sarah (Nicole Kidman) zunächst wie erstarrt vor Entsetzen. Doch dann wendet sich das Blatt.
Kyle weigert sich, den Tresor zu öffnen und besinnt sich auf seine Stärke: dem Verhandeln. Er macht dem Anführer der vierköpfigen Gang, Elias, klar, dass gestohlene Diamanten ohne Zertifikat wertlos sind und sie seine Hilfe beim Verkauf bräuchten. Sarah erkennt derweil einen der Maskierten wieder: Es ist der junge, attraktive Handwerker Jonah, der die Alarmanlage installiert und mit ihr geflirtet hat. Kann sie Jonah dazu bringen, ihre Familie zu verschonen?
Je mehr Sarah und Kyle sich wehren, desto unsicherer werden die Eindringlinge. Denn das ist offensichtlich nicht der schnelle Coup, den sie geplant hatten. Doch Elias und seine Komplizen können nicht zurück, denn von dem erbeuteten Geld hängt auch ihr Leben ab. Und so beginnt ein psychologisches Katz- und Maus-Spiel, in dem jede Seite abwechselnd die Kontrolle übernimmt. Dabei wird mehr als nur eine Lebenslüge aufgedeckt. Und plötzlich sind die sieben Menschen, die in diesem zum Alp- gewordenen Traumhaus ums Überleben kämpfen, gar nicht mehr so verschieden voneinander.
Wahrheit und Lüge
"Trespass" entwickelt sich von einer einfachen Einbruchsgeschichte zu einem Psychothriller, in dem bald nichts so ist, wie es scheint. Nicolas Cage tritt hier nicht wie üblich als Action-Held mit Waffe in Erscheinung, sondern als unsympathischer Geschäftsmann, der es dem Publikum mit seinen allzu offensichtlichen Status-Symbolen wie Porsche, orange getönter Brille und silbernem Aktenkoffer schwer macht, Mitleid mit ihm zu empfinden.

Die frustrierte Ehefrau und der attraktive Handwerker: Hatten Sarah und Jonah eine Affäre?
(Foto: Ascot Elite)
Gleichzeitig scheint die Figur zunächst ebenso wenig originell wie die von Nicole Kidman verkörperte unzufriedene, reiche Hausfrau, die sich in das kleine, alte Haus zurücksehnt, in dem sie sich offenbar noch der Liebe ihrer Familie sicher war. Doch gerade als jeder Hinweis auf ein offensichtliches Ende hindeutet, baut Joel Schumacher Wendungen ein, die alle Figuren in einem neuen Licht erscheinen lassen. "Alle haben Entscheidungen getroffen, die sie zu diesem Punkt gebracht haben", erklärt der Regisseur von Filmen wie "Nicht auflegen!" oder "Falling Down" im "Making of". "Sie haben sich übernommen. Unsere Gesellschaft fordert einen dazu heraus, sich zu übernehmen."
Ob Einbrecher oder reiche Familie - in "Trespass" zeigt Joel Schumacher verschiedene Versionen von der Jagd nach dem "American Dream" und verteilt die Sympathien bis zum Schluss auf beide Seiten. Nicolas Cage steht die Rolle des kopflastigen Geschäftsmannes, der keine andere Waffe zur Verfügung hat als seinen scharfen Verstand, allerdings ebenso wenig wie das übertriebene Diamantenhändler-Outfit, das ihm verpasst wurde. Während Nicole Kidman, die bereits in "Batman Forever" mit Joel Schumacher zusammenarbeitete, sich solide von der frustrierten Ehefrau zur Löwenmutter mausert, liefern Ben Mendelsohn als "Elias" oder Cam Gigandet als "Jonah" noch die spannendsten Figuren.
Dass der Titel "Trespass" nicht auf Deutsch übersetzt wurde, liegt sicher nicht nur daran, dass "Hausfriedensbruch" ein etwas sperriger Titel gewesen wäre, sondern dass die Doppeldeutigkeit von Trespass als "Überschreitung von Grenzen" verloren gegangen wäre. Gleichzeitig hätte die Überschreitung einer weiteren Erzählgrenze statt des klassischen Endes aus einem soliden Film vielleicht einen richtig guten Thriller gemacht. An den Kinokassen floppte die 35 Millionen US-Dollar teure Produktion. Aufgrund der miserablen Einnahmen von nur 24.000 Dollar in den US-amerikanischen Kinos und etwa sechs Millionen Dollar weltweit wurde der Film nach 10 Tagen in den USA aus dem Kino-Programm genommen.
Im Heimkino ist "Trespass" vielleicht ein größerer Erfolg beschert, denn trotz vieler Klischees bleibt der Thriller spannend. Und als Bonbon bietet die DVD ein "Making Of“, Interviews mit den Darstellern sowie Material von den Dreharbeiten (B-Roll).
Quelle: ntv.de