Oh, Bastian! Smektakulär, der Pastewka
26.03.2015, 10:44 Uhr
Oh - nein, wir wollen jetzt nicht spielen, wir wollen mit Bastian sprechen.
Er ist schlanker als gedacht, total erkältet, die Höflichkeit in Person, an den richtigen Stellen witzig und er hat Spielzeug dabei: Bastian Pastewka. Der Mann, der uns unvergessene Fernsehmomente geschenkt hat: Brisko Schneider - "Hallo, liebe Liebenden", im grünen Jogging-Anzug als Ottmar Zittlau, als Reporter mit Rentner Herbert Görgens/ Ingolf Lück oder als "Wolle Rose kaufen?"-Inder sind nur einige seiner populärsten Rollen. Im Duo mit Anke Engelke bescherte er uns unter anderem "Wolfgang und Anneliese". Seine Sendungen und Shows laufen seit Jahren, im Kino ist er zu sehen ("Der Wixxer"), und als Komiker flimmert er seit 2005 als "Pastewka" über den heimatlichen TV-Bildschirm.
Seine große Leidenschaft gilt jedoch der Synchronisation: in etlichen Filmen verleiht er Comic-Tieren oder kleinen animierten Lebewesen seine Stimme - und er liebt es. Im Hotel de Rome haben wir uns ein Zimmer genommen und über seine neueste Rolle geredet: In "Home – ein smektakuläres Abenteuer" ist er der kleine "Oh".
Was haben Sie denn da mitgebracht?
Außer meiner Erkältung?
Ja, d as kleine blaue Ding da.
Das ist mein kleiner "Oh" als Gummifigur. Das soll so ein Stressabbauer sein, man drückt ihn und dann geht die schlechte Energie weg, aber das bring‘ ich nicht übers Herz.
Ist der niedlich …
Ja, wir haben schon ein Video gedreht, wie ich ihm Berlin zeige.
Er tanzt im Film auch so süß mit seinen vielen Beinchen. Wie viel "Oh" steckt denn in Ihnen?
Also, der kleine Oh heißt ja nur deswegen so, weil die anderen immer sagen "Oh", wenn sie ihn sehen. Sie meinen damit aber immer "oh nein!" (lacht) Es ist zum Steinerweichen, wenn er zu seinen Freunden geht und sagt: "Wollen wir ne Party machen?" Und die Freunde sagen: "Oooh" (in einem bedauernden Tonfall), oder er sagt: "Hey, was machen wir heute Abend", und die antworten: "Oooh …!" Irgendwann denkt er eben, dass er so heißt. Und um auf den Oh in mir zurückzukommen: So viel Sensibilität habe ich wohl, als dass ich feststellen kann, wenn meine Freunde gerade keine Lust auf mich haben (lacht). Und dass man natürlich sein ganzes Leben auf der Suche ist nach Wärme, Demut, Menschlichkeit, was ja auch das Thema des Films ist, bei dem es um "Heimat" im besten Sinne geht - das ist etwas, was sicher sehr viele Menschen kennen und ich eben auch.
Um das gleich am Anfang zu klären – können wir das Wort "smektakulär" erläutern?
Aber natürlich! "Smek" heißt der Kapitän der außerirdischen Meute und der darf sich nur deshalb Kapitän nennen, weil er als Einziger einen Stock hat. Den schwingt er gerne, und die Boovs vergöttern ihn einfach nur. Der ist zwar ein ganz großes Windei, aber die anderen finden ihn spitze. Im Original wird er von Steve Martin gesprochen, in der deutschen Fassung von Uwe Ochsenknecht.
Gut, dann hoffen wir mal, dass alle anderen das auch so spitze finden.
Mal ganz abgesehen von meiner Beteiligung finde ich den Film großartig. Es gibt viele Animationsfilme, aber nicht viele, die die Latte so hochlegen wie der jetzt. Ich denke da an "Toy Story 3", einen der besten Filme, die ich überhaupt je gesehen habe, "Madagaskar", "Findet Nemo", "Ice Age", und "Home" toppt das alles: So konsequent von der Machart, vom Humor, von der Frechheit, das hat mir gut gefallen.
Haben Sie das Buch "Happy Smekday" gelesen?
Nein, leider nicht.
Der Regisseur hat das seinen Kindern vorlesen wollen und dann entschieden, dass er lieber die ganze Nacht allein weiterliest, weil es ihm so gut gefallen hat. Das ist natürlich ideal, wenn Kinder und Erwachsene mit einem Buch oder Film glücklich gemacht werden können.
Wow, ich erinnere mich gerade an keinen anderen Animationsfilm, der auf einer Romanvorlage basiert. Das ist schon mal gut. Denn ein Buch funktioniert ja anders als ein Drehbuch. Und dieses Buch ist nicht alt, von 2011, also kein Klassiker.
Märchen gehen momentan aber eh gut, oder? Ich denke an "Cinderella" …
… von Kenneth Branagh, ja, klasse. Ich habe gehört, das soll überhaupt einer der besten Filme sein. Den guck ich mir an, denn ich hab in letzter Zeit echt viele gute Filme verpasst, fürchte ich.
Was war denn Ihr letzter Film im Kino?
"Stromberg - Der Film".
Oh, das ist eine Weile her.
Ja, aber der war super. Das hat total funktioniert, aus der Serie einen Spielfilm zu machen. Ich gehe leider kaum noch in Lichtspielhäuser. Lieber sehe ich amerikanische Serien zu Hause.
Welche?
"The Leftovers" zum Beispiel, und diese Serie basiert auch auf einem Roman, eine Geschichte über eine Parallelwelt. Teile der Erdbevölkerung sind verschwunden und es gibt keine Erklärung dafür. Die Menschheit teilt sich in zwei Lager: die einen glauben an Übernatürliches, die anderen nicht. Eine sehr spannende Fiktion.
Viele Serien haben momentan märchenhafte Grundlagen oder sie wollen gleich die globalen Fragen der Menschheit lösen.
Zumindest amerikanische, englische und schwedische Serien versuchen das. Leider keine einzige deutsche. Man ist ja schon froh, dass es "Weißensee" gibt oder die Von-Schirach-Reihe "Schuld".
Was denken Sie denn, warum die deutschen Serien das nicht schaffen, was den anderen gelingt? Und könnten Sie nicht etwas daran ändern?
Eine der entscheidenden Ursachen ist meiner Ansicht nach bei der Gruppe zu suchen, die ich sonst immer in Schutz nehme: bei den Autoren. Man neigt hierzulande immer dazu, "dem Fernsehen", den Redakteuren, dem Sender die Schuld zu geben und denen zu sagen, dass sie keinen Mut haben, aber ganz ehrlich: manche Drehbücher sind auch schwach und viele Geschichten werden von vornherein auf Konsens frisiert. Das Ergebnis ist, dass wir entweder Märchen wie "Rosamunde Pilcher" serviert bekommen oder den Krimi, in dem sämtliche menschlichen Dramen gebündelt werden: Alkoholismus, Sekten, Kindesmissbrauch, Ausländerfeindlichkeit, das alles wird uns in einem Tableau präsentiert. Aber dazwischen ist eine erzählerische Lücke, nämlich die beiläufige Geschichte, die sich ereignet hat. Die "Geschichte von nebenan", die ohne Kommissar und ohne die Frage "Wer erbt das Hotel Fürstenhof?" auskommt.

"Seine" Frau im Fernsehen: Mit Anke Engelke spielt er wohl am liebsten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Zurück zum Film: Das ist die "erste postapokalyptische Road-Movie-Buddy-Komödie samt Invasion von Außerirdischen" steht im Presseheft – mit wem würden Sie denn "in echt" so ein Abenteuer bestreiten wollen, wenn Sie sich einen Buddy aussuchen dürften?
Ich würde meine Frau mitnehmen. Meine Frau hat tolle Ideen, meine Frau war Fotojournalistin, heute managt sie Comedy-Kollegen. Sie kennt sich aus in der Wildnis und hat meines Wissens immer ein Taschenmesser dabei …
… und kann Ravioli-Dosen mit den Zähnen aufmachen?
Natürlich! Oder sie kennt einen, der das kann. Das wäre also meine beste Partnerin für ein großes Abenteuer.
Das hört man ja nicht allzu oft, schön. Wird man eigentlich irgendwann eins mit so einer animierten Figur?
Das ist mir mit der kleinen Maus Stuart Little passiert, die ich vor 15 Jahren sprechen durfte. Es war meine erste Synchronrolle und ich habe sie auch nach den Aufnahmen nicht abgelegt. Die Aufgabe einer Synchronisation ist ja, dem Original so weit wie möglich zu entsprechen, damit ist aber nicht die Art der Sprache gemeint oder ein spezieller Singsang. Ich würde mir auch nicht anmaßen wollen, wie Jim Parsons klingen zu können, der den kleinen "Oh" im Original gesprochen hat. Aber ich habe versucht, meine Sprache mit Parsons' Idee zu verbinden, damit "Oh" nicht eine völlig andere Person wird als im Original.

Im Rahmen des Literaturfestivals Lit. Cologne haben sich Pastewka und Engelke schonmal eingelesen in Paul Temple.
(Foto: imago/Horst Galuschka)
Also brechen Sie eine Lanze für die Synchron-Arbeit?
Ja, ich hasse es, wenn Leute automatisch die Nase rümpfen, weil jemand eine englische Serie NICHT im Original geschaut hat.
Was sind die nächsten Projekte?
Ich drehe zunächst "Morgen hör' ich auf", eine feine Serie fürs ZDF und danach darf ich zurück auf die Bühne: "Paul Temple und der Fall Gregory" ist ein Live-Hörspiel für fünf Personen, das wir zum Jahresende noch einmal bundesweit präsentieren. Ab Oktober gehen wir wieder auf Tour und spielen einen verschollen geglaubten Dampfradio-Krimi von 1949 vor Publikum.
Dann viel Erfolg!
Danke!
Mit Bastian Pastewka sprach Sabine Oelmann
"Home - Ein smektakulärer Trip" startet am 26. März in den deutschen Kinos
Quelle: ntv.de