Kino

500 gegen 20.000 "The Floating Castle: Festung der Samurai"

Schlachtengetümmel "made in Asia": "The Floating Castle" überzeugt Zuschauer und Kritik.

Schlachtengetümmel "made in Asia": "The Floating Castle" überzeugt Zuschauer und Kritik.

(Foto: Pandastorm)

500 Samurai, eine schwimmende Festung und ein angreifendes Heer von 20.000 schwer bewaffneten Kriegern: Das verspricht ein Actionspektakel epischen Ausmaßes "made in Asia". Und der auf historischen Tatsachen basierende Film hält Wort.

Das biblische Thema David gegen Goliath ist wohl eines der meistverfilmten weltweit - egal, ob in Hollywood, Europa oder Asien. Die Sympathien sind klar verteilt und das fast immer von Beginn an. Sie stehen auf Seiten Davids, des vermeintlich Kleinen und Unterschätzten; nicht auf der Seite Goliaths, diesem riesigen Krieger, scheinbar unbesiegbar. Entsprechend gut klingeln die Kinokassen und laufen die DVD-Verkäufe. Die erfolgreichste Verfilmung des Themas ist zweifelsohne "Avatar - Aufbruch nach Pandora". Bereits am Startwochenende hatte der Geniestreich James Camerons weltweit mehr als 230 Millionen Dollar eingespielt und damit seine Produktionskosten wieder reingeholt. Mittlerweile hat sich das Einspielergebnis mehr als verzehnfacht.

"The Floating Castle" ist bei Pandastorm auf Blu-ray und DVD erschienen.

"The Floating Castle" ist bei Pandastorm auf Blu-ray und DVD erschienen.

(Foto: Pandastorm)

Auch Zack Snyders "300" ist eine Erfolgsgeschichte durch und durch basierend auf dem "David gegen Goliath"-Thema. Fast 28 Millionen Dollar Einnahmen am ersten Kinotag, rund 70 Millionen Dollar am Startwochenende und insgesamt mehr als 450 Millionen Dollar stehen zu Buche. Es geht um 300 Spartiaden, die gegen ein übermächtiges Heer des Persischen Reichs kämpfen, mit Mut und Kriegslist. In das gleiche Kriegshorn bläst nun der asiatische Megaerfolg "The Floating Castle - Festung der Samurai".

Nagachika gegen Hideyoshi

Historien-Epos als kurze Einordnung trifft dabei voll ins Schwarze. Historisch deshalb, weil der Film von Shinji Higuchi und Isshin Inudo die Geschichte des Kriegsherrn und Fürsten Toyotomi Hideyoshi zugrunde liegt. Er war Ende des 16. Jahrhunderts der mächtigste Feldherr Japans und versuchte, das Land mit aller ihm zur Verfügung stehenden kriegerischen Macht unter seiner Führung zu vereinen. Der Westen ist bereits erobert, nun geht es gen Osten. Hideyoshi ist Goliath in "The Floating Castle".

In die Rolle des "David" schlüpft der exzentrische Nagachika. Er ist, nachdem sein Vater tot ist, der Herr über die Festung Oshi. Deren Besonderheit besteht darin, dass sie von Seen und Mooren umgeben ist und deshalb auch "schwimmende Festung", Floating Castle, genannt wird. Nagachika stehen 500 Samurai und ein paar Bauern zur Verfügung, um sich der Übermacht von 20.000 Soldaten aus dem Heer Hideyoshis zu erwehren.

Wann kommt die Flut?

Der Kampf Mann gegen Mann entscheidet nicht die Schlacht um die Festung Oshi.

Der Kampf Mann gegen Mann entscheidet nicht die Schlacht um die Festung Oshi.

(Foto: Pandastorm)

Beim Kampf auf freiem Feld haben Nagachikas Mannen keine Chance, egal wie mutig, draufgängerisch oder durchgeknallt sie auch s ein mögen. Als die Kunde von der heranstürmenden Streitmacht naht, macht Oshi der Bezeichnung Festung alle Ehre: Mit Mann und Maus wird sich hinter den hölzernen Toren verbarrikadiert. Als Hideyoshis Streitmacht am Horizont auftaucht, ist dennoch guter Rat teuer, zu groß erscheint die Übermacht. Doch eine erste Angriffswelle können Nagachikas Leute zurückschlagen - auch dank einem besonders todesmutigen Samurai und dessen rotem Speer, der bei den Gegnern Angst und Schrecken verbreitet.

Aber Hideyoshi, fernab des Geschehens, kann sich auf seine Feldherren verlassen. Sie sind schließlich bei ihm in die Kriegslehre gegangen. Und so lässt seine Armeeführung Dämme bauen, um das Wasser aus den umliegenden Flüssen zu stauen. Hideyoshi hat diese Kriegslist bereits einmal sehr erfolgreich angewandt. Warum sollte sie auch nicht bei der schwimmenden Festung funktionieren? Der Plan scheint aufzugehen: Als die Flut auf die Festung Oshi zurollt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese fallen wird. Aber Hideyoshi hat nicht mit der Bauernschläue seines Gegenübers Nagachika gerechnet …

Ein durchgeknalltes Genie

Fürst Nagachika: Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander.

Fürst Nagachika: Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander.

(Foto: Pandastorm)

Historien-Epos. Wie gesagt. Und das heißt: jede Menge Kostüme, jede Menge Statisten, jede Menge Schlachten und Kämpfe. Das heißt im Fall von "The Floating Castle" aber auch: jede Menge Filmzeit. Fast zweieinhalb Stunden dauert der Streifen. Was auch daran liegt, dass zu Beginn nahezu jeder Protagonist einzeln kurz vorgestellt wird, der auch nur eine halbwegs tragende Rolle im Anschluss spielt. Das verwirrt am Anfang, ist aber im weiteren Verlauf durchaus hilfreich. Dennoch mag die Länge den einen oder anderen Zuschauer abschrecken. Fans von asiatischem Schlachtengetümmel kommen aber auf ihre Kosten.

Auch ohne die historischen Hintergründe zu Hideyoshi und der Oshi-Festung zu kennen, macht der Film Spaß, was vor allem an der Figur Nagachikas liegt. Gespielt von Mansai Nomura weiß der Zuschauer nie, ob der Herr der schwimmenden Festung einfach nur einen an der Waffel hat oder ob ein Genie am Werk ist. Nagachika versteht sich mit den Kindern, er kann gut mit den Bauern und scheint auch immer zu Scherzen aufgelegt zu sein. (Seine durchgeknallte Lache ist in der deutschen Synchronisation allerdings etwas nervig.) Nagachikas Nähe zum Volk hilft ihm mehrere Male im Kampf gegen Hideyoshi, die Bewohner und Flüchtlinge der Festung hinter sich zu vereinen - egal, wie aussichtslos die Lage auch erscheinen mag.

Die Kostüme überzeugen und sind für den Asian Film Award nominiert.

Die Kostüme überzeugen und sind für den Asian Film Award nominiert.

(Foto: Pandastorm)

So lässt er sich beispielsweise in einem kleinen Boot direkt vor die feindlichen Reihen fahren, um dort einen Reis-Tanz aufzuführen. Der sieht zwar äußerst lächerlich aus, nimmt aber die einfachen feindlichen Soldaten für ihn ein. Als ihn dann Hideyoshis Handlangers von einem Scharfschützen erschießen lassen - ja, Gewehr, Pulver und Kugeln gab es damals schon -, steht die gesamte Festung wie ein Mann hinter ihrem fast ums Leben gekommenen Feldherrn. Hat Nagachika das so gewollt? Wusste er, worauf er sich einlässt? Oder war er einfach nur verrückt und hatte selbstmörderische Absichten?

Thema perfekt umgesetzt

Die beiden Hauptcharaktere Nagachika und Hideyoshi sind es dann auch, die den Film abseits der fliegenden Samurai-Schwerter und knallenden Gewehrkugeln tragen. In den japanischen Kinos lief der Film äußerst erfolgreich, spielte mehr als 30 Millionen Dollar ein. Zudem wurde er auch von den Kritikern gefeiert, die ihn für mehrere Preise nominierten, wie etwa für den Asian Film Award in drei Kategorien.

Das beweist, dass das Thema "David gegen Goliath", der Kampf des scheinbar hoffnungslos Unterlegenen gegen die schier unbezwingbare Streitmacht eines übermächtigen Feindes, einfach zeitlos ist. Das gilt sowohl für Hollywood-Blockbuster wie "Avatar - Aufbruch nach Pandora", für Überraschungserfolge wie "300" oder eben für Samurai-Knaller, die auf einer historisch wahren Begebenheit beruhen.

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Quelle: ntv.de

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