Musik

Kleiner Richard, große Musik "A wop bop a loo lop a lop bam boo"

Wenn eine Plattenfirma ein Album neu auflegt, das vor mehr als 50 Jahren zum ersten Mal erschien, muss es sich um etwas Besonderes handeln. Handelt es sich auch: Little Richards erste Langspielplatte.

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Es muss sich schon um etwas Besonderes handeln, wenn sich eine Plattenfirma entschließt, ein Album neu aufzulegen, das mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. "Here's Little Richard" ist so eine Scheibe. Der 1932 als drittes von zwölf Kindern eines Alkoholschmugglers in Macon im US-Bundesstaat Georgia Geborene hatte schon einige Aufnahmen hinter sich, die leider kommerziell erfolglos blieben. Als der Talentsucher Robert "Bumps" Blackwell von Specialty Records 1955 nach einer Stimme grub, die der von B. B. King ähnelte, stieß er auf ein Demoband eines gewissen Richard Wayne Penniman, das er zunächst nicht beachtete. Doch der Typ habe immer wieder angerufen, berichtet Specialty-Gründer Art Rupe in seinem Statement, das der vorliegenden Edition beigefügt ist.

Von da an war es immer noch ein beschwerlicher Weg bis dann zwei Jahre später endlich die Schallplatte erschien, welche den "rhythm" mit dem "blues" verband und den wildesten Rock and Roll entstehen ließ, den man bis dato gehört hatte. Bei allem Respekt: Elvis erscheint wie ein Offizier der Heilsarmee neben dem Mann, der das Piano malträtierte, brüllte, weinte, dessen Stimme überkippte.

Sinnloses Wortspiel in unsterblichem Song

John Lennon, der auf seiner 1975 erschienenen LP mit "Rip It Up", "Ready Teddy" und "Slippin' And Slidin'" gleich drei von 13 Songs nachspielte, fragte einst, was es Besseres gäbe als den "Satz": "A wop bop a loo lop a lop bam boo". Mit diesem sinnlosen Wortspiel beginnt Little Richard seinen unsterblichen Song "Tutti Frutti". Der wiederum einigermaßen respektabel von Elvis gecovert wurde, um den nicht einmal ein Weichspüler wie Pat Boone herumkam, und den die Liverpooler Swinging Blue Jeans zu einer Beatnummer par excellence machten.

Doch was für ein Universum tut sich nach dem Opener auf: Neben den bereits zitierten Coverversionen des Kopfs der Beatles "Ready Teddy", das von Cliff Richard und den anfänglich als Drifters firmierenden Shadows zwar kein Hit wurde, aber immerhin zur Erkennungsmelodie der sonntäglichen Hitparade des niederländischsprachigen Programms von Radio Luxemburg wurde. Oder "Long Tall Sally", dem die Beatles mit Paul McCartney als Leadstimme auf ihrer 1964er EP ein Denkmal setzten? Oder Buddy Holly, der nahezu zeitgleich aus dem rasenden Rocker "Slippin' And Slidin'" einen weißen Slow Blues machte, der es in sich hatte?

Der kleine Richard hat große Musik gemacht. Deutschlands wohl größter Rock-and-Roll-Experte Gerd Alzen hat einmal gesagt, Little Richard wäre im schwarzen Rock and Roll der wilde Gegensatz zum behäbigen Fats Domino. Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer: "Here’s Little Richard" wurde mit Fats' Stammkapelle in dessen Heimatstadt New Orleans unter Leitung von Dave Bartholomew aufgenommen, die sich angesichts Pennimans zappeligem Gesang von einer sanften Big Band zum Panikorchester steigerte. Fazit: Mit "A wop bop a loo lop a lop bam boo" ist alles gesagt.

Quelle: ntv.de

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