Unsere Frau in Wien Ann Sophie über ESC, NY und Open Mike
19.03.2015, 14:51 Uhr
Ann Sophie will vor allem einen gute Zeit beim ESC haben.
Weil er "nein" gesagt hat, ist sie nun dabei - und auch wenn Andreas Kümmert mit einer überwältigenden Mehrheit vom Publikum gewählt wurde, um Deutschland beim Eurovision Song Contest zu vertreten, fehlt es der kosmopolitischen Hamburgerin nicht an Selbstvertrauen, diese Herausforderung anzunehmen. Sie hat total Lust auf Wien, sie hat einen tollen Song im Gepäck, sie ist unverbraucht und sieht auch noch spitzenmäßig aus. Was will man mehr? Mit n-tv.de hat sich Ann Sophie unterhalten, obwohl sie weiß Gott einen vollen Terminkalender hat in diesen Tagen.
n-tv.de: Jetzt mal ehrlich, du hast sicher keinen Bock mehr über den ESC-Vorentscheid-Abend zu reden und hast alle Fragen dazu bereits beantwortet, oder?
Ann Sophie: Das stimmt, ich habe diese Fragen jetzt natürlich echt schon oft gehört und beantwortet. Ich verstehe aber auch, dass die Leute das wissen wollen.
Nur eine – wie hast du diese wahrscheinlich emotionale Achterbahnfahrt bisher weggesteckt?
Es geht mir gut bei der ganzen Sache (lacht).
Deswegen würde ich auch lieber mit dir in die Zukunft gucken. Bist du aufgeregt?
Auf jeden Fall bin ich aufgeregt! Zum Glück habe ich aber gar nicht so viel Zeit, mir ernsthaft Gedanken zu machen. Seit dem ESC-Vorentscheid-Abend ist noch gar nicht so viel Zeit vergangen, aber es kommt mir vor wie mindestens drei Monate. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen, denn ich will Spaß haben bei der ganzen Sache in Wien.
Du bist erst 24 - seit wann verfolgst du den mittlerweile 60. ESC?
Ich habe ja die letzten drei Jahre in New York gelebt und da konnte ich das nicht so gut mitverfolgen. Aber als Lena gewonnen hatte (Anm.d.Red.: das war 2010), hat mir das sehr gefallen. Da ist mir auch klar geworden, dass das ein ganz eigenes Genre ist, wenn man sich mal alle Künstler anschaut, die da mitmachen. Es hat einfach eine riesige Bandbreite. Eine interessante Welt.
Der ESC hat sich ganz schön verjüngt, ist weg vom reinen Schlager. Das muss doch tierisch Spaß machen, auch hinter der Bühne.
Auf jeden Fall! Meine Backgroundsängerinnen und ich haben und prächtig amüsiert. Ich denke, der ESC hat sich unserer Zeit und unserer Gesellschaft angepasst.
Ist Lena eine Art Vorbild für dich? Viel älter ist sie ja nicht gerade.
Nee, ein Vorbild ist sie nicht, aber ich werde oft mir ihr verglichen. Ich hab‘ ein ganz anderes Vorbild: Beyoncé. (lacht)
Okay, völlig andere Baustelle.
Ja (lacht).
Für den Zuschauer sieht es so aus: Plötzlich ist da eine Ann Sophie, die singen kann. Aber was hast du vorher gemacht? Du warst ja nicht untätig, wenn man zum Beispiel deine Ausbildung bei Lee Strasberg bedenkt – wolltest du eigentlich Schauspielerin werden?
Der Grund, warum ich mir eine Schauspielschule gesucht habe, war ganz einfach der, dass das der Bereich war, in dem ich am wenigsten Erfahrung hatte. Ich kann mir schon auch vorstellen, eine Schauspiel-Karriere anzugehen, aber das mit der Musik hat sich dann ergeben, weil ich in den Bars gesungen habe und mein Album in New York geschrieben und aufgenommen habe. Und ich fand, es reicht, einen steinigen Weg zu gehen und nicht gleich zwei (lacht). Aber tatsächlich ist es so, dass Singen eher mein Ding ist.
Du hast nachts in New Yorker Bars gesungen – wie ist das so, wie kommt es letztendlich dazu?
Nach drei Wochen New York fand ich, ich sollte endlich das Nachtleben erkunden. Und da bin ich losgezogen, bin in einem Club gelandet- ich war 20 und durfte übrigens noch keinen Alkohol trinken – und dieser Club hieß "The Bitter End". Die hatten gerade "Open Mike Night", tja, und da stellt man sich dann hin und singt. Diese Open Mike Sessions sind in New York gang und gäbe.
Und wenn man Glück hat, lernt man andere Musiker kenne und dann geht’s immer so weiter.
Absolut, alle machen zusammen Musik, das ist echt schön.
Und was gab den Ausschlag, nach Deutschland zu gehen und gar an so einem altehrwürdigen Wettbewerb wie dem ESC mitmachen zu wollen?
Ja, eigentlich wollte ich für immer in New York bleiben (lacht), aber dann läuft natürlich auch mal das Visum ab und ich hatte auch Heimweh nach drei Jahren. Ich habe meine Freunde vermisst, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich habe da auch Freunde, aber das ist nicht dasselbe, das Leben ist ganz anders. Die drei Jahre waren super, aber ich liebe es, hier zu sein. (zögert) Vielleicht gehe ich ja mal nach Paris (lacht).
Erstmal hast du ja genug zu tun. Wie bereitest du dich nun vor, wie empfindest du die Konkurrenz?
Ich habe mir die anderen Teilnehmer natürlich angeguckt, aber ich sehe das nicht so als Konkurrenz, das klingt so hart. ich finde, die anderen Künstler haben ganz viele gute Sachen im Repertoire, die mir persönlich gefallen.
Ich war vorhin kurz auf Facebook - was hat es mit dem Mittelfinger-Mittwoch-Song auf sich?
(lacht) Ach, das ist so ein Ding von Radio njoy, und die wollten diesen Song aufnehmen. Die finden da anscheinend den Mittwoch blöd, und da gibt es dann immer diesen Song.
Du sagst: Black Smoke ist dein Lieblingssong – warum?
Ich finde den cool, er hat mich sofort gepackt.
Wirst du noch was daran ändern für Wien?
Ein bisschen, ja, aber das hängt davon ab, was ich anziehe und was sich ergibt, und allzu viel will natürlich auch nicht verraten.
Alte Song-Contest-Recken wie Georg Uecker zum Beispiel machen dir Mut und sagen, die wird das schon wuppen, das Ding. Setzt dich das unter Druck oder beflügelt dich das?
Ich freue mich, wenn Leute das sagen, und ich gehe einfach mit Respekt ran an die Sache. Aber ich vertraue darauf auch nicht allzu sehr. Letztendlich entscheidet nachher das Publikum, die Zuschauer in allen Ländern und da kann man eh nichts mehr machen.
Konntest du mal mit Conchita Wurst sprechen?
Nee, noch nicht. Aber ich mag die so gerne, wie sie sich gibt und wie sie ist. Ich freue mich schon, wenn ich ihr dann endlich mal begegne.
Dann viel Erfolg!!
Danke, ich freu' mich!
Mit Ann Sophie sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de