Bruce Springsteen wird 65 Einmal Boss, immer Boss
23.09.2014, 11:51 Uhr
He's born to stay!
Wie überall auf der Welt gehen auch in New Jersey jede Menge Chefs tagein tagaus ihrer Arbeit nach. Doch "The Boss" gibt es nur einen, und der heißt Bruce Springsteen. Heute feiert der König der US-amerikanischen Arbeiterschicht seinen 65. Geburtstag.
Ein Rock-Konzert dauert in der Regel anderthalb Stunden. Bisweilen kommt es auch schon mal vor, dass sich die letzte Zugabe erst nach zwei Stunden in den Äther verabschiedet. Bruce Springsteen hingegen kommt nach 120 schweißtreibenden Minuten erst so richtig in Fahrt. Oftmals erreichen die Besucher eines Konzertes der Rock-Ikone erst im Morgengrauen ihr Zuhause. In den Knochen haben sie dann ein drei-, manchmal sogar dreieinhalb Stunden langes Stadion-Spektakel der Superlative, präsentiert von einem Mann, der keine bahnbrechende Lichtshow oder kostspielige Bühnenbauten braucht, um die Massen zu fesseln.
Bruce Springsteen braucht nur sich selbst, eine Gitarre, ein Mikrofon und ein eingespieltes Background-Gefolge. Wenn sich dieses Gesamtpaket auf einer der unzähligen Stadionbühnen dieser Welt präsentiert, gibt es kein Halten mehr. Steven Van Zandt ist einer derjenigen, der den Boss schon seit seinen Anfangstagen auf der Bühne begleitet. Der heimliche Vize-Präsident der legendären E-Street-Band weiß, warum sein "Boss" auch nach weit über vierzig Jahren Businesszugehörigkeit immer noch in der Lage ist über einen Zeitraum von drei Stunden an seine körperlichen Grenzen zu gehen: "Für Bruce findet bei jedem Konzert ein gegenseitiger Handel statt. Mit dem Ticket verspricht er, dass er auch wirklich alles gibt. Das ist sein Vertrag. Und seit er ein junger Kerl war, nimmt er das ernst", so der Gitarrist.
Ältere Semester, die Springsteen auf seinen ersten größeren Konzertreisen in den 70er Jahren erleben durften, werden Steven Van Zandt zustimmen. Bereits in Zeiten, in denen der Boss noch mit Schlaghosen und wulstigen Koteletten in den Clubs an der Küste New Jerseys für Furore sorgte, verließ der Sänger die Bühne erst, wenn sich der letzte Millimeter Stoff seines T-Shirts mit Schweiß vollgesogen hatte.
Befreiung auf den Barrikaden!
Es dauerte nicht lange, ehe sich die Live-Qualitäten des rebellischen Songwriters auch auf die Studioarbeiten übertrugen. Spätestens mit der Veröffentlichung des Wall-of-Sound-Meilensteins "Born To Run" im Jahr 1975 avanciert Springsteen zum Held der amerikanischen Arbeiterschicht. Der kantige Rock-Sound des Albums im Verbund mit hinterfragenden Texten, die sich durchweg um das Thema Befreiung drehen, hinterlässt vor allem in seiner Heimat große Spuren.
Zehn Jahre später füllt der Sänger mit dem näselnden Timbre auf der ganzen Welt riesige Stadien. Mit "Born In The USA" wird Springsteen endgültig zum Superstar. Seine Musik, sein Charisma und die ihn stets begleitende Aura des auf die Barrikaden gehenden musikalischen Anführers der Gebeutelten und Geplagten: All das zusammengepresst in ein unkaputtbares Paket aus Hoffnung und Energie, bewahrt Millionen Menschen auf der ganzen Welt den Glauben an Besserung. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Amerikaner mit der E-Street-Band mit anderen Musikern oder ganz allein präsentiert: Wenn sich die Außenwände von Clubs, Konzerthallen oder Stadien mit der Ankündigung von Bruce Springsteen schmücken, bleibt kein Sitz- oder Stehplatz frei. Allein im seinerzeit noch geteilten Berlin pilgern im Sommer 1988 an die 200.000 Menschen zur Radrennbahn Weißensee, um den Boss live zu sehen.
Weit über 120 Millionen verkaufte Tonträger, zahllose Preise (darunter auch ein Oscar) und Auszeichnungen sowie eine Live-Historie, bei der nur noch Ausnahmebands wie U2 oder die Stones mithalten können - kurz vor Beginn des neuen Jahrtausends gibt es schon lange kein fehlendes Superlativ-Puzzle im Leben von Bruce Springsteen mehr. Und dennoch: Der Boss hat noch lange nicht fertig. Nach einer fast zehnjährigen E-Street-Band-Pause trommelt Springsteen noch einmal seine alten Weggefährten zusammen und startet eine Welt-Tournee sondergleichen.
Spätestens nach zehn aufeinanderfolgenden, ausverkauften Madison-Square-Garden-Shows wird auch dem letzten Zweifler klar: Wenn einer den Spitznamen "The Boss" verdient hat, dann ist es Bruce Springsteen.
15 Jahre später steht der vierfache Vater immer noch an der Spitze der internationalen Musik-Nahrungskette. Und ein Ende der mittlerweile fast fünfzigjährigen Springsteen-Ära ist nicht in Sicht: "Solange ich noch was zu sagen habe und mir meine Hände dabei helfen, meine Gefühle und Gedanken in Musik umzusetzen, werde ich weitermachen", verspricht der Songwriter. Heute feiert Bruce Springsteen seinen 65. Geburtstag. Zeit zum Niederknien.
Quelle: ntv.de