Musik

"Songs schreiben ist wie Angeln" Gabriel Rios, Gitarrengott

Im Juni ist er auf Deutschlandtournee: Gabriel Rios.

Im Juni ist er auf Deutschlandtournee: Gabriel Rios.

Er sieht aus, wie man sich einen Latin Lover vorstellt - dabei ist er weit entfernt von jeglicher Attitüde dieser Art. Er ist ein konzentrierter Musiker auf der Bühne und ein geduldiger Sammler, wenn es um ein neues Album geht.

Er mag es überhaupt nicht, wenn seine Zuhörer während seiner Konzerte mit anderen Dingen wie SMS schreiben oder Selfies machen beschäftigt sind. Das lenkt ihn ab, und er hat tatsächlich recht: Es ist unhöflich den Künstlern auf der Bühne gegenüber. Denn der Künstler auf der Bühne hat seinem Publikum ja etwas zu sagen, deswegen sind schließlich alle da! Freundlich, aber unmissverständlich teilt der in Puerto Rico Geborene das mit, ohne dass man sich auf den Schlips getreten fühlen müsste.

Im Grunde aber kann Rios die Ruhe selbst sein, denn es läuft gut für ihn: Über einen Zeitraum von 12 Monaten stellte er jeden Monat einen Song seines Albums auf seine Webseite, bis alle Titel für sein neues und viertes Album "This Marauder's Midnight" zusammengekommen waren. Er baute es tatsächlich einfach Stück für Stück zusammen.

Nachdenklich und gleichzeitig voll Feuer.

Nachdenklich und gleichzeitig voll Feuer.

Wenn Gabriel Rios etwas möchte, dann macht er es. Er zog mit 18 Jahren aus seiner karibischen Heimat fort, um einer Dame in Belgien nahe zu sein. Dort wollte er unter anderem Malerei und Skulptur studieren. Dabei blieb es denn auch, denn er entschied sich für die Musik. Was aus der belgischen Dame wurde, wissen wir nicht, aber dass das mit der Musik geklappt hat, das wissen wir sehr wohl. Aber anders als mit dem Punk-Rock, den er in Puerto Rico gespielt hatte, lief er mit den Songs, die er nun in Belgien schrieb, zu anderen Formen auf: Aus Latin, Hiphop, Elektro, Ragga und Rock braute er seine ganz eigene Mischung zusammen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, 2004 erschien sein Debütalbum Ghostboy.

If I can make it there ...

Mit seinen niederländischen Gleichgesinnten.

Mit seinen niederländischen Gleichgesinnten.

Und wenn alle nach New York gehen, um dort was zu erleben, dann kann Gabriel Rios nach New York gehen, um dort Ruhe zu finden. Der Rückzug nach Chinatown funktionierte: Er konnte allein sein, wenn er es wollte, er erfand sich als Singer-Songwriter neu und traf außerdem auf zwei niederländische Musiker mit klassischer Ausbildung, mit denen er direkt harmonierte - sowohl auf der Bühne als auch im Studio: Ruben Samama (Kontrabass) und Amber Docters van Leeuwen (Cello). Unter der Woche entstanden die Songs, am Wochenende präsentierte er sie einer kleinen Zuschauergemeinde in der intimen Rockwood Music Hall in New York.

Rios Musik läuft gern in der Werbung, als Intro für einen Film, und sie ist oft viel düsterer, als man es von solch einem "Sunnyboy" erwartet. Aber der Mann aus der Karibik ist eisern, ernsthaft und konzentriert sich auf Stimme und Gitarre, es folgen die Alben "Angelhead" und "The Dangerous Return".

Auf seinem neuen Album nun aber kommt seine Stimme endlich so richtig zur Geltung - und wer denkt, da ist mal wieder ein weiterer dieser Singer-Songwriter unterwegs, der irrt gewaltig und sollte sich den 36-Jährigen auf einem seiner Konzerte anhören. Wie hat er es so schön selbst gesagt: "Songs zu schreiben ist mit dem Angeln vergleichbar. Es dauert oft eine lange Zeit, und während des Prozesses gibt es nichts, was man tun kann, um etwas zu erzwingen. Die einzige Möglichkeit ist, es einfach zu tun, und das fühlt sich richtig an."

In diesem Sinne.

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Tourneedaten:

09.06.2015 Duisburg
10.06.2015 Stuttgart
11.06.2015 Erlangen
12.06.2015 Dresden
13.06.2015 Magdeburg
14.06.2015 Wiesbaden
18.06.2015 Saarbrücken
19.06.2015 München
20.06.2015 Erfurt
21.06.2015 Köln

Quelle: ntv.de, soe

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