Still sexy after all these years Lenny Kravitz liebt "Gefahr & Spiel"
20.09.2014, 17:35 Uhr
Er findet sich nur manchmal sexy ... Also auch noch bescheiden, der Herr Kravitz.
(Foto: dpa)
38 Millionen Alben hat er verkauft, vier Grammys in Folge gewonnen - bis heute ein Rekord. Zuletzt probierte er sich als Schauspieler aus und mimte in der Romanverfilmung von "Die Tribute von Panem" den Stylisten Cinna, doch nun kehrt er zur Musik zurück. "Strut", sein mittlerweile zehntes Album, ist eine Rock'n'Roll-Platte, auf der Kravitz die Liebe in all ihren Facetten beleuchtet. Warum? Das verrät er im Interview mit n-tv.de.
n-tv.de: Herr Kravitz, das Video zu Ihrer neuen Single "The Chamber" beginnt mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche: "Zweierlei will der echte Mann: Gefahr und Spiel. Deshalb will er das Weib als das gefährlichste Spielzeug." Trifft dieser Satz auf Sie zu?
Lenny Kravitz: (lacht) Das hat schon mal so gestimmt, ja! Im Moment sind die Frauen nicht mein gefährlichstes Spielzeug, aber ich habe das durchaus schon erlebt. Das Zitat passt gut zur Geschichte in dem Song, schließlich geht es darum, wie gefährlich die Liebe sein kann.
Ihr gesamtes Album dreht sich um Liebe in ihren unterschiedlichsten Formen. Wird es nach 25 Jahren im Musikgeschäft nicht irgendwann langweilig, über die Liebe zu singen?
Das wird es nicht. Die Dynamik der Liebe ist endlos, wir verbringen unser ganzes Leben damit zu lieben, geliebt werden zu wollen, Liebe geben zu wollen, abgelehnt zu werden, missverstanden zu werden und so weiter und so fort. Liebe ist eine so komplexe Emotion und genau deshalb wird sie nie langweilig.
Auf Ihrem letzten Album "Black And White America" haben Sie noch kritischere Töne angeschlagen - damals ging es um Rassismus in Amerika. Gab es dieses Mal nichts, was Ihnen übel aufgestoßen ist?
Natürlich, ich finde im Moment sind wir sogar noch schlechter dran als damals, global betrachtet. Unser Planet ist ein einziges Durcheinander, überall haben die Menschen zu kämpfen. Wenn man sich die Nachrichten anschaut, ist das wie ein Katastrophenfilm. Aber als ich die Songs schrieb, haben mich eben andere Dinge beschäftigt. Man will sich ja auch nicht wiederholen. Dieses Mal geht es also um die Liebe, das muss auch mal sein. Die Platte soll Spaß machen, und das ist gut so.
Neben sehnsuchtsvollen, enttäuschten und bis über beide Ohren verliebten Liedern finden sich auf "Strut" auch eine Menge Songs, in denen es ziemlich sexy zugeht. Ein Stück trägt sogar den Titel "Sex". Fühlen Sie sich eigentlich sexy?
Wie die meisten von uns: Manchmal ja, aber auch nicht immer. Fühlen Sie sich immer sexy?
Nun ja, ich bin ja auch kein Rockstar.
Das macht keinen Unterschied! Wobei ich sagen muss, dass der Song mich selbst überrascht hat - Sex, so direkt auf den Punkt. Aber ich fand es einfach interessant, all diese unterschiedlichen Formen der Liebe zu beschreiben. Es gibt auf dem Album sogar einen Liebessong an New York, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin.
Darin bezeichnen Sie New York als die großartigste Stadt der Welt. Was macht sie so besonders?
Ich wäre nicht der, der ich heute bin, wenn ich nicht zu jener Zeit in jener Stadt geboren worden wäre. In den Siebzigern in New York aufzuwachsen, mit Eltern, die selbst Künstler waren, deren Freunde Künstler aus allen möglichen Richtungen waren, hat meine Erziehung und meine Lebensgeschichte stark geprägt.
Ist es nicht hart, mitten in New York groß zu werden?
Ich kannte es ja nicht anders. Meine Freunde, mit denen ich aufgewachsen bin, und ich waren von einem jungen Alter an sehr selbstständig. Schon in der ersten Klasse bin ich alleine zur Schule gelaufen. So sind Kinder in New York: Man nimmt den Bus, die U-Bahn, man läuft. Ich habe auf den Straßen viel über das Leben gelernt, über Musik und Kunst. Ich habe damals so viel erlebt, dass ich ohne all diese Erfahrungen ein anderer Mensch wäre.
Sie verpassen New York in dem Song das weibliche Personalpronomen. Warum ist New York eine "sie"?
Das ist eine interessante Frage! Warum nennen manche ihr Auto oder ihr Boot "sie"? Und ist Berlin ein er oder eine sie? Man weiß es nicht. Für mich fühlte sich New York einfach wie eine Frau an. Vielleicht ist das unterbewusst eine Referenz an die Freiheitsstatue, denn mit dem Bild bin ich aufgewachsen.
Mittlerweile leben Sie nicht mehr in New York, sondern in Paris und auf den Bahamas. Dank 38 Millionen verkauften Platten hätten Sie genug Geld, um es sich dort richtig gutgehen zu lassen. Was treibt Sie noch an?
Ich liebe es Musik zu machen, kreativ zu sein. Es geht mir nicht um das Geld. Glauben Sie mir, ich könnte ein viel einfacheres Leben haben, wenn ich bloß relaxen würde. Ich versuche auch regelmäßig mir Zeit frei zu schaufeln, in der ich einfach mit meiner Familie rumhänge und das Leben genieße. Aber irgendwann spüre ich wieder den Drang eine Platte zu veröffentlichen und auf Tour zu gehen. Das ist zwar eine Menge Arbeit, aber meine Liebe zur Kunst ist einfach größer.
In den letzten Jahren waren Sie nicht nur als Musiker aktiv, sondern auch in Kinofilmen wie "Precious - Das Leben ist kostbar" und "Die Tribute von Panem" zu sehen. Was reizt Sie an der Schauspielerei?
Es war nicht meine Intention Filme zu machen. Es fing alles mit Lee Daniel an, dem Regisseur, der in einem Restaurant zu mir kam und meinte ich solle Schauspieler werden. Er gab mir die Rolle in "Precious" und danach kamen immer mehr Angebote. Das Schöne an der Schauspielerei ist, dass es von meiner Person völlig losgelöst ist. Es geht nicht um mich, sondern um die Vision eines Regisseurs, um einen Charakter. Das genieße ich sehr. Außerdem kann ich mit vielen Menschen kollaborieren. Das tue ich bei meinen Platten nicht. Nächstes Jahr will ich meine eigenen Filme machen, daran arbeite ich im Moment.
Das klingt, als seien Sie ziemlich beschäftigt. "We've got to live today cause life is moving fast", singen Sie passend dazu in dem Song "I'm A Believer". Gelingt es Ihnen, diesem Vorsatz stets zu folgen?
Ich muss mich tatsächlich immer wieder daran erinnern, wirklich im Moment zu leben. Es ist einfach, das zu vergessen. Wir verbringen eine Menge Zeit damit über die Vergangenheit zu reden, über das, was wir getan haben oder noch vorhaben. Deswegen ist es manchmal schwer, sich wirklich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Aber ich versuche mein Bestes, den Moment zu genießen, denn er ist wertvoll und geht so schnell vorbei.
Mit Lenny Kravitz sprach Nadine Lischick
"Strut" erscheint am 19. September
Quelle: ntv.de