Musik

März-Musik: Was übrig blieb Mörder, Dancehall, Miezen

Kitty Kat weiß, wie man die taffe Tigerin gibt.

Kitty Kat weiß, wie man die taffe Tigerin gibt.

Der März steht ganz im Zeichen der künstlerischen Metamorphose. Ein Mädchen wird zur Frau, ein Tiger wird zum Kätzchen und dazwischen huldigen kantige Kerle dem jugendlichen Erbe alternder Rock-Ikonen.

Chuck Ragan – Till Midnight

Chuck Ragan ist kein Freund von Konzepten und überproduziertem Finetuning. Wenn der passionierte Flanellhemd-Träger aus Pasadena, Texas, ins Studio marschiert, dann dürfen sich die meisten Regler am Mischpult auf Tage und Wochen himmlischer Ruhe freuen.

Die, die allerdings in Beschlag genommen werden, kommen unter der Regie des Hot-Water-Music-Masterminds so richtig ins Schwitzen.

Chuck Ragan

Chuck Ragan

Der Weniger-ist-mehr-Erntegang fördert auch anno 2014 wieder zahlreiche musikalische High-Quality-Früchte zutage.

Da gesellen sich sogar illustre Szene-Musikanten wie Social-Distortion-Drummer David Hidalgo Jr. oder Glossary-Gitarrero Tod Beene händeklatschend dazu und stimmen beschwingt mit ein, wenn es darum geht, dem angestaubten Bruce-Springsteen-Erbe neue Flügel zu verleihen.

Anna F. – King In The Mirror

Österreichs derzeit funkelndstes Singer/Songwriter-Juwel hat keine Lust mehr, das zarte Mäuschen von Nebenan zu mimen. Anna F. will ernst genommen werden.

Anna F.

Anna F.

Doch was tun? Schwere Rock-Geschütze ausfahren? Mit steiermarkschem Straßen-Rap überraschen? Nix da. Anna F. wählt lieber den subtilen Pfad, um sich vom klebrigen Image des kuscheligen Girlies zu befreien – mit Erfolg.

Elfenhaft lässt die Sängerin ihre markante Stimme über schwer zu kategorisierende Indie-Pop-Strukturen schweben und schreckt dabei auch nicht vor dem Einsatz synthetisch aufbereiteter Elektro-Effekte zurück.

Während sich vor Schubladen-Denkern zahlreiche Fragezeichen aufbauen, lacht sich Anna F. genüsslich ins Fäustchen. Die Ketten sind gesprengt.

Subway To Sally – Mitgift

Subway to Sally

Subway to Sally

Wahre Mördergeschichten aus fünf Jahrhunderten: Für ihr neues Album haben sich die Mittelalterrock-Urgesteine aus Potsdam in die komplexen Gefilde der Kriminalpsychologie vorgewagt. Hier werden die Klingen gewetzt und die Magazine geladen.

Die gemeinsam mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke aufgearbeiteten Täter/Opfer-Geschehnisse werden mit einer musikalisch vielschichtigen Mixtur aus Altbewährtem und Neuem ummantelt.

So rücken die Mannen um Ausnahmesänger Eric Fish gruseligen Kreischgeschichten mit tonnenschweren Powerchords, stampfenden Drums und jeder Menge elektrischer Einwürfe auf den Pelz. Nichts für Zartbesaitete.

Sebastian Lind – Waiting For Something

Sebastian Lind

Sebastian Lind

Der Titel  der neuen EP des dänischen Songwriters kommt nicht von ungefähr. In seiner Heimat bereits ein Star, will der smarte Sänger mit der Vorliebe für in Elektro-Waben gezüchtete Breitwand-Harmonien nun auch in hiesigen Gefilden durchstarten.

Das "Waiting For Something" könnte dieser Tage durchaus ein Ende nehmen, wenn der Alleinunterhalter zusammen mit den Jungs von Revolverheld die großen Clubs der Republik in Wallung bringt und dabei sein neues Material präsentiert.

Das hat nämlich großen Unterhaltungswert und dürfte von Freunden unbeschwerter Elektro-Pop-Klänge mit offenen Armen empfangen werden.

Kitty Kat – Kattitude

Kitty Kat

Kitty Kat

Jahrelang mimte das rappende Kitty-Kätzchen von der Spree die taffe Tigerin. Auf den Schößen von Sido und Fler kratzte Katharina Löwel alias Kitty Kat nur allzu gerne wild um sich. Heute sieht die Welt ganz anders aus. Statt aggressivem Männer-Gedisse widmet sich die Hauptstädterin dieser Tage lieber tiefgehenden Problemzonen.

Dabei taucht sie in schmerzverzerrte Zweisamkeits-Welten ein, bietet ihrer Mama die Schulter zum Ausweinen an und begleitet beste Freundinnen zu Booty-Shake-Contests.

Musikalisch gehen tanzwütige Dancehall-Rhythmen und poppig ummantelte Hip Hop-Beats mit auf Reisen. Da gehen rosa Herzen auf.

Märvel – Hadal Zone Express

Märvel

Märvel

Wer auf dreckige Garagen-Riffs, trocken pumpende Drums und breitbeiniges 70s-Rock-Gepose steht, der verbringt seinen Jahresurlaub mittlerweile am liebsten in Schweden. Denn während man in England und den USA in puncto High Energy Rock nun schon seit Jahrzehnten am Stock geht, schießen rund um Stockholm kuttentragende  Kick-Ass-Combos wie Pilze aus dem Boden.

Auch die drei Maskenrocker von Märvel scheinen den Kiss-Groove alter Tage mit in die Wiege gelegt bekommen zu haben. Simpel arrangiert und dennoch prall gefüllt mit Leben, schießen die elf Songs ihres mittlerweile vierten Albums wie tanzwütige Erinnerungen an glorreiche Rock’n’Roll-Zeiten durch die Boxen.

Wie pflegte meine Oma doch immer zu sagen: "Aufgewärmt schmeckt’s meist noch besser als frisch gemacht." Wie wahr, wie wahr.

Ayo – Ticket To The World

Ayo.

Ayo.

Ayo ist immer für eine Überraschung gut.

Nach ihrem sanften Debütalbum "Joyful", dem sinnlichen Nachfolger "Gravity At Last" und dem Gitarren-lastigen "Billie-Eve", präsentiert sich die gebürtige Rheinländerin mit afrikanischen Wurzeln nun im Hip-Hop-umnebelten Windschatten einer Lauryn Hill: "Rap ist ein großartiges Werkzeug und ein Weg, um über das, was auf der Welt gerade passiert, zu sprechen", sagt Ayo.

Da ist was dran. Vor allem, wenn man – wie Ayo – zudem noch in der Lage ist, giftige Protestzeilen in ein eng geschnürtes Soul-Reggae-Folk-Pop-Korsett zu stecken, ohne dabei für Atemnot zu sorgen. Sauerstoff = Leben. So einfach ist das.

Black Lips – Underneath The Rainbow

Black Lips

Black Lips

Wenn sich ein Mann wie Black-Keys-Drummer Patrick Carney für eine Album-Produktion hinter das Mischpult setzt, dann spitzt die Alternative-Szene besonders neugierig die Ohren.

So auch im Fall des neuen Black-Lips-Albums. Bereits Monate vor dem Release beschäftigten sich unzählige Diskussionsrunden einschlägiger Branchen-Experten mit der Frage, was die Mannen um Sänger und Gitarrist Cole Alexander wohl unter der Regie von Patrick Carney aus dem Hut zaubern werden.

Die Antwort lautet schlicht und einfach: Großartiges. Mit einem wilden Mix aus staubigem Wüstenrock, kratzigen Garage-Sounds, Blues-getränkten Surf-Vibes und psychedelischen Cramps-Anleihen legt das Ami-Quartett ein Schaffen vor, an dem sich die Konkurrenz in diesem Jahr messen lassen muss.

Quelle: ntv.de

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