"Einfach mal so dasitzen" Pink + You + Me
25.10.2014, 07:13 Uhr
Harmonieren zu zweit und zu viert! Alecia und Dallas oder Alecia, Dalles und Partner - ein Traum von einem Pärchenabend!
Normalerweise ist sie Pink, aber nach den vergangenen zwei ultra-erfolgreichen Jahren hat der Popsuperstar Pause. Gemeinsam mit ihrem Kumpel Dallas Green, der unter dem Namen City And Colour erfolgreich Indie-Folk macht, lernen wir Alecia Moore nun von einer ganz anderen Seite kennen. Das Duo nennt sich You + Me und mit "Rose Ave." haben sie ein wirklich unheimliches schönes Folk-Country-Album gemacht. Zu spärlicher Instrumentierung harmonisieren die beiden gleichberechtigten Gesangspartner glänzend, ihre Stimmen passen so perfekt zusammen, als machten sie seit Jahren gemeinsame Sache.
n-tv.de: Alecia, was reizt dich an You + Me?
Alecia Moore: Dallas hat eine engelsgleiche Stimme, wie ich sie noch nie gehört habe. Ich dachte, wenn ich je gut genug singen kann, dann frage ich ihn. Zum Glück hat er zugesagt, und als wir am ersten gemeinsamen Abend im Studio nur unsere Gitarren abstellen und ins Studio gehen wollten, schrieben wir schon die ersten anderthalb Songs. Nach acht Tagen war das komplette Album fertig komponiert.
Kennt ihr euch schon länger?
Ja, seit Jahren. Ein gemeinsamer Freund hat uns seinerzeit bekannt gemacht, Dallas ist auch ganz gut mit Carey befreundet.
Deinem Mann Carey Hart.
Exakt. Carey hat mir immer gesagt, ich solle mir mal endlich die Musik von Dallas anhören, er hat fast schon genervt. Er meinte auch, das würde super passen mit uns. Tja, und wie das dann so läuft - jetzt sind wir alle total dick miteinander befreundet, Dallas, seine Frau, Carey und ich.
Wie kam es dann zu der Zusammenarbeit?
Dallas trat irgendwann hier in Los Angeles auf und schrieb mir eine SMS, ob ich nicht spontan Lust hätte, abends mit ihm zusammen auf der Bühne ein Lied zu singen. Hatte ich. Wir studierten es noch schnell in der Garderobe ein, und dann sangen wir zum ersten Mal gemeinsam. Das lief echt verdammt gut.
Habt ihr dort bereits gespürt, wie toll eure Stimmen zusammenpassen?
Wir ahnten es. Richtig gewusst haben wir das dann an jenem ersten Studioabend. Wir beide haben eine recht große stimmliche Bandbreite, und wir singen schon seit einer verdammt langen Zeit. Wir können mit unseren Stimmen viel machen. Ein Glück, dass wir uns entschieden haben, das beruflich zu machen (lacht).
Und Carey stört es nicht, dass du mit einem anderen Mann so innig zusammen harmonierst?
Ach, Quatsch. Wir hängen ja fast immer zu viert miteinander ab. Wir sind eine große, glückliche Familie.
"Rose Ave." hört sich wirklich ganz anders an als die Lieder, die man von dir als Pink so kennt. War das einer der Gründe, dieses Album zu machen? Wolltest du deine Stimme mal in einem total ungewohnten Zusammenhang präsentieren?
So ungewohnt finde ich den Zusammenhang ja gar nicht. Wer von mir nur die Singles kennt, der mag von dem Ton dieses Album überrascht sein, das gebe ich zu. Aber auf meinen Alben habe ich ja immer schon auch akustische Songs drauf, weil die einfach Teil meiner Seele sind. Ich denke, das Ziel von Dallas und mir war: Wir wollten zeigen, was wir zusammen mit unseren Stimmen machen können.
Du sagst, du hast als Folksängerin angefangen? Ich dachte, du hättest früher R'n'B gemacht.
Als Kind habe ich diese Art von Musik mit meinem Vater gemacht: Harmoniegesang, Gitarre, sich Geschichten ausdenken. Dad ist ein Supertyp, er liebt diese gute alte Art der Musik. Für mich ging es auf diesem Album darum, etwas Einfaches, Schlichtes, Schönes zu machen. Nur zwei Stimmen und fertig. Manchmal kommt die Produktion eines Songs, speziell eines Popsongs für die Massen, dieser Reduziertheit in die Quere.
In "Gently" singt ihr, dass viele Stars panische Angst davor haben, unterzugehen.
Ja, die Idee zu dem Text stammt von Dallas und ich stimme ihm zu. So viele Leute, egal ob prominent oder nicht, sind so beschäftigt damit, immer präsent und populär zu sein. Die Idee, in Vergessenheit zu geraten, macht ihnen Angst. Aber man muss auch mal durchatmen und sich lockermachen.
Wie viel Hippie steckt in dir?
Eine ordentliche Portion, würde ich sagen. Wir haben das alles nicht so vollkommen durchgeplant. Das hat sich einfach so ergeben mit dem Frieden und der Liebe. Und dem Verständnis.
"Open Door" ist ein Lied über die Eltern von Dallas, und "Break the Cycle" ist eine Liebeserklärung an deine Mutter. Was hat dich zum Schreiben dieses Songs inspiriert?
Ich wollte schon lange ein Liebeslied für meine Mutter schreiben. Ganz besonders, seitdem ich selbst eine Tochter habe. Ich habe immer wieder über die Kämpfe, Auseinandersetzungen und Probleme geschrieben, die ich mit meiner Familie hatte. Aber ich habe nie in einem Song einen Weg gefunden, meiner Mutter zu sagen, dass es okay ist. Dass sie es gut gemeint hat. Und dass ich ihr dankbar bin. Vielleicht habe ich auch nur deshalb einen Song für meine Mum geschrieben, damit meine Tochter Willow eines Tages einen für mich schreibt (lacht).
Wie sieht es aus mit Willows musikalischem Talent?
Noch unklar. Willow beweist bis jetzt ein sehr erstaunliches Talent für Diskussionen. Das Mädchen hat ein großes Verhandlungsgeschick. Wahrscheinlich wird sie einmal Anwältin.
Auch ganz praktisch.
Oh ja. Wenn ihre Mum im Kittchen sitzt, dann kann Willow sie da rausholen (lacht).
Verstehst du deine Mutter besser, seitdem du selbst ein Kind hast?
Nein. Ich verstehe meine Mutter kein bisschen besser, seit ich auch Mutter bin. Ich habe das auch aufgegeben. Ich glaube, dass sich zwei Menschen nie voll und ganz verstehen werden. Besonders dann nicht, wenn du selbst schon nicht weißt, wer du genau bist. Was ich aber verstehe: Die Liebe zwischen Mutter und Tochter ist unfassbar überwältigend. Und das kann gut sein oder auch schlecht.
Handelt der Song "You + Me" eigentlich von romantischer Liebe, der Liebe zwischen Eltern und Kind oder gar der Freundschaftsliebe zwischen Dallas und dir?
Alles das, was du sagst.
Was bedeutet dir der Sade-Song "Ordinary Love", der auch auf eurem Album drauf ist?
Wir beide lieben diesen Song über alles, wir dachten, singen wir ihn doch einfach.
Alecia, dein zwei Jahre altes Album "The Truth About Love" war auf der ganzen Welt ein Riesenerfolg, mit der darauf folgenden Tournee hast du 150 Millionen US-Dollar umgesetzt. Wäre es nicht reizvoller gewesen, jetzt zu faulenzen?
Nö, wieso denn? Ich singe so unheimlich gerne. Singen ist Entspannung für mich. Dieses Projekt war keine Arbeit, sondern Leidenschaft. Versteh' mich nicht falsch: Ich liege gerne in der Hängematte, lese ein Buch und nehme ein Getränk zu mir, in dem ein Schirmchen steckt. Aber fast noch lieber singe ich zusammen mit Dallas.
Werdet ihr als You + Me auf Tournee gehen?
Ja, das haben wir fest vor. Schauen wir jetzt mal, wie sich das umsetzen lässt.
Mit Alecia Moore sprach Steffen Rüth
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Quelle: ntv.de