Musik

Kraftklub können international Was heißt Muschi auf Spanisch?

Die besten Ideen kommen in der Badewanne bei Mutti.

Die besten Ideen kommen in der Badewanne bei Mutti.

Vor zwei Jahren sorgten Kraftklub mit Liedern für Furore, die die ostdeutsche Provinz feierten. Inzwischen ist die Chemnitzer Band weit gereist, sogar in Kolumbien ist sie gewesen. Die Reisemeilen werden auch mit dem neuen Album "In Schwarz" nicht weniger werden, auf dem das Quintett nach bewährtem Rezepts des Debüts Indierock und Rap mit pfiffigen Texten paart.

n-tv.de: Anfang 2012 ist das Kraftklub-Debüt "Mit K" von 0 auf 1 in die deutschen Albumcharts eingestiegen. Erinnern Sie sich noch an den ruhmreichen Tag?

Felix Brummer: Na klar! Damit hatte niemand gerechnet, wir haben das Ereignis gebührend gefeiert. Am nächsten Tag waren wir total fertig und ich musste vollkommen verkatert mit ganz vielen Journalisten telefonieren, sogar in der Badewanne.

Das klingt dekadent.

Brummer: In der Badewanne bei Mutti – das muss ich vielleicht noch dazusagen. Das relativiert die Dekadenz.

Wie haben Sie überhaupt den Erfolg der letzten zwei Jahren erlebt?

Brummer: Wir hatten gar nicht so die Zeit, uns darüber Gedanken zu machen. Es stimmt schon, wenn ein Bastian Schweinsteiger kurz nach dem Gewinn des Weltmeistertitels sagt, dass einem erst später klar wird, wie groß etwas ist. Weil man noch voller Emotionen ist, wenn man mittendrin steckt. Und wenn man dann wirklich mal die Zeit zum Rekapitulieren hat, kommen schon die nächsten Dinge: Es standen so viele große Auftritte an und unsere Tour durch Kolumbien mit acht Konzerten. Der Tag, an dem man in den Charts auf Platz 1 ging, war dann gar nicht mehr das Tollste.

Was ist denn das Tollste?

Brummer: Es sind eher die Momente, die wir mit unseren Freunden erleben. Zu unserem größten Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle haben wir einen Bus mit ganz vielen Freunden aus Chemnitz anreisen lassen. Das Gleiche haben wir gemacht, als wir unsere Goldverleihungs-Party in Berlin gefeiert haben.

Dabei haben Sie mittlerweile schon Platin!

Steffen Isreal: Das hat man dann nicht mehr gefeiert!

Brummer: Stimmt, weil jetzt alles schon einmal dagewesen ist.

Wo hängt denn Ihre Platin-Schallplatte?

Israel: Die Goldene habe ich behalten. Aber die Platin-Schallplatte habe ich meinen Eltern geschenkt. Den Echo-Award habe ich denen auch geschenkt. Die Auszeichnungen haben sie dann auf das Klavier gestellt beziehungsweise über das Klavier gehängt. Es sieht bei ihnen jetzt aus wie in einer Musikerwohnung.

Geben Ihre Eltern damit an?

Israel: Wahrscheinlich! Wenn Bekannte kommen, sind sie schon stolz und zeigen das gern.

Was haben Sie sich von Ihrem ersten Geld gekauft?

Brummer: Alles Geld, was reinkam, ist auf ein Bandkonto geflossen, und von dem Bandkonto haben wir uns dann monatlich ein Gehalt bezahlt. Das ist kein besonders hohes Gehalt. Wir hatten aber auch nie das Bedürfnis, es großartig zu erhöhen. Und wir hatten auch nie das Bedürfnis, zu sagen: "So, jetzt nimmt sich jeder mal einen Batzen Geld und kauft sich ne goldene Uhr oder so." Das käme uns blöd vor. Nicht aus Verantwortung vor dem Geld, sondern einfach, weil ich es unsinnig finde, für Uhren Geld auszugeben.

Aber Immobilien im Osten sollte man auch nicht kaufen.

Brummer: Stimmt, die Geschichten von den Immobilienkäufern im Osten haben wir auch gehört: Von irgendwelchen Schlagersängern, die, ohne sie gesehen zu haben, im Brachland von Leipzig Immobilien erwerben. Millionengräber nennt man das! Den Fehler haben wir noch nicht begangen.

Israel: Ich wüsste auch nicht, was ich mir kaufen sollte. Ich war froh, dass ich mir ein paar Schallplatten und Klamotten leisten konnte. Einen Laptop hatte ich mir davor schon gekauft, wo wir noch ganz arm waren.

Zur Echo-Verleihung gehen Sie nicht mehr, seitdem Frei.Wild auf den Nominierungslisten auftauchen.

Brummer: Wenn wir in Chemnitz ausgehen, dann wollen wir ja auch nicht mit Leuten eine Party feiern, die wir nicht leiden können.

Israel: Wir feiern seitdem den Becho – vielleicht etabliert der sich noch.

Brummer: Im Endeffekt finde ich es eh ganz schön unsinnig, dass es solch einen Preis gibt. Das wäre vergleichbar mit einer Veranstaltung beim Sport, wo Usain Bolt hingeht und noch viele andere Sprinter, und man sagt zu Bolt: "Wir wissen zwar alle, dass du der schnellste Sprinter der Welt bist, aber hier hast du - Überraschung! - einen Preis dafür, dass du der schnellste Sprinter der Welt bist." Genauso wissen auch alle, dass Helene Fischer ganz viele Platten verkauft. Der Echo ist also eine Party, wo gesagt wird: Hey, Helene Fischer hat übrigens ganz viele Platten verkauft.

Haben Sie eine Rote-Teppich-Allergie?

Brummer: Ach, es gibt auch witzige Partys und lustige Erinnerungen, die wir diesbezüglich haben. Aber im Großen und Ganzen ist es eher ein bisschen schräg für uns. Diese Welt, in der Leute wirklich oberflächlich sind. Wobei das noch zu harmlos klingt, um zu beschreiben, auf welcher Ebene sich da begegnet wird.

In der neuen Kraftklub-Single "Unsere Fans" beklagen Sie sich über Ihre Anhänger, weil die sich verändert haben und jetzt Mainstream sind. Gibt es Fans, die Sie nicht wollen?

Brummer: Ich fände blöd, sich anmaßen zu wollen, dass man sich seine Fans aussucht und einige - aus welchem Grund auch immer - nicht passen. Dadurch, dass wir die Musik spielen, die wir gut finden und die Leute die Musik gut finden, die wir spielen, haben wir schon mal eine sehr gute Basis, unsere Fans sympathisch zu finden. Ich glaube wirklich, dass ich mit 80 Prozent unserer Fans ein Bier trinken gehen könnte. Und es wäre nicht blöd oder unangenehm. Wir könnten uns verstehen.

Und wenn einige Ihrer Anhänger den Song trotzdem falsch verstehen?

Brummer: Erstens sind unsere Fans nicht so doof. Und zweitens ist das dann auch nicht schlimm. Wir haben innerhalb der Band Themen, Texte, Inhalte, musikalische Referenzen und die kleinen Witze abgeklopft. Dann muss man sich nachher nicht hinstellen und den Leuten erklären: "Nein, so war das doch gar nicht gemeint!"

Fangen Fans an zu kreischen, wenn sie Sie treffen?

Brummer: Selten. Wenn wir durch die Stadt laufen und nicht gerade unsere Uniformen anhaben, kräht kein Hahn danach. Die wenigsten erkennen uns.

Israel: Selbst in unserer Heimatstadt Chemnitz ist das so!

Enttäuscht darüber?

Brummer: Überhaupt nicht! Ich hatte erst vor Kurzem eine Begebenheit, wo mir in der Leipziger Straßenbahn ein Mädchen mit Kraftklub-T-Shirt gegenübersaß. Sie hat mich einfach nur angeguckt und anerkennend genickt, so von wegen: lustiger Zufall! Das fand ich super.

Israel: Wir begreifen das als großes Glück, keine hyperfanatischen Fans zu haben, die vor unserer Wohnung abhängen.

Das Album "in Schwarz" erscheint am 12. September 2014.

Das Album "in Schwarz" erscheint am 12. September 2014.

Sie sind also keine Indieposter-Boys?

Brummer: Nee, wahrscheinlich nicht, nee?

Israel: Wir sehen nicht gut genug aus, das wird's sein!

Steffen: Wir sind nicht hübsch genug! Aber ich finde, wir haben alles richtig gemacht.

Wie war es, als deutschsprachige Band in Kolumbien aufzutreten? Die Leute dort verstehen doch kein Wort.

Israel: Ne, aber umso lustiger ist es dann, wenn sie mitsingen. Die haben sich die Musik vorher im Internet angeguckt. Die waren sehr dankbar für alles.

Brummer: Die Auftritte haben uns sehr viel Selbstbewusstsein gegeben. Wir spielen im Oktober auch im Garage in London. Wir können das! Es spielt nicht so die große Rolle, ob wir jetzt vor Leuten auftreten, die Muttersprachler sind und perfekt deutsch können – der Rock'n'Roll funktioniert trotzdem. Und so war das auch bei den Kolumbianern. Die haben getanzt und es war lustig. Und ich habe da irgendwelchen Quatsch erzählt und sie haben sich totgelacht darüber.

Haben Sie noch einen Spanisch-Kurs belegt?

Brummer: Ach nein, das war eher so auf dem Level eines Pete Doherty, der nach Deutschland kommt, ein Konzert spielt, dann mal "Muschi" sagt und alle hauen sich weg.

Was heißt denn Muschi auf Spanisch?

Brummer: Weiß ich nicht. Ich habe übersetzt wohl so was gesagt wie: "Fick, scheiße, ist das geil!"

Gibt man dort auch Interviews in der Badewanne?

Israel: Ne. Aber wir waren sogar im Radio! Wir hatten einen Dolmetscher.

Brummer: Und das Geile war, dass der Radio-DJ uns dann noch zu einer Party eingeladen hat. Wir waren also in Bogotá in einem gruseligen Haus auf so einer megakrassen Party über den Dächern der Stadt, wo auf jeder Etage ein Megadancefloor war. Das war super abgefahren. Denn im Gegensatz dazu standen die schlimmen Geschichten über den Drogenkrieg, die man uns erzählte. Denn der war erst fünf Jahre vorbei.

Im Oktober treibt es Sie nun zu den Briten. Aufgeregt?

Israel: Schon. Im Rahmen der anstehenden Clubtour wollten wir unbedingt wieder im Ausland spielen. Luxemburg, Holland, Prag und eben London.

Brummer: Die Clubs sind schon fast alle voll. Aber da machen wir uns keine Illusionen: Da werden ziemlich viele Deutsche sein.

Israel: Aber wenn jeder von denen noch einen englischen Kommilitonen mitbringt und jedes Aupair noch ihren Kumpel, wird das so, wie wir uns das vorstellen.

Dann müssen Sie aber bitte auch dem Ruf gerecht werden und in diesem Deutsche-Bahn-Englisch sprechen!

Brummer: Na, selbstverständlich! Als wir in Roskilde gespielt haben, war ich aus dem Grund etwas nervös. Ich habe gruseligstes Englisch mit Akzent gehanebücht. Aber die Leute hat das amüsiert.

Mit Kraftklub sprach Katja Schwemmers

Das Album "In Schwarz" erscheint am 12. September – bei Amazon bestellen

Kraftklub "In Schwarz"-Tour 2015:

17.2. Graz, Orpheum
18.2 Wien, Gasometer
21.2. Saarbrücken, E-Werk
22.2. Kassel, Stadthalle
25.2. Köln, Palladium
27.2. Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle
01.3. Erfurt, Thüringen-Halle
02.3. Hannover, Swiss Life Hall
04.3. Frankfurt, Jahrhunderthalle
05.3. Leipzig, Arena
06.3. Berlin, Max-Schmeling-Halle
08.3. Magdeburg, Stadthalle
11.3. Hamburg, Sporthalle
13.3. Rostock, Stadthalle
14.3. Bremen, Pier 2
19.3. München, Zenith
20.3. Würzburg, Posthalle
21.3. Münster, Halle Münsterland

Quelle: ntv.de

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