Grönemeyers neues Album Worte, wo sonst Lücken wären
21.11.2014, 15:08 Uhr
Großes Ereignis: Herbert Grönemeyer stellte in Berlin seine neue Platte vor.
(Foto: Stefan Hoederath/Universal Music)
In einem schicken Berliner Szene-Restaurant lädt Herbert Grönemeyer zum feierlichen "Dauernd Jetzt"-Listening-Dinner. Zwischen Vollkorn-Häppchen und perlendem Champagner wird gelauscht, gelacht, gefeiert und ein Mythos zu Grabe getragen.
Berlin, Friedrichstraße: Am Ufer der Spree gelegen, begrüßt das Hipster-Steak-House "Grill Royal" normalerweise Gäste mit einem ausgeprägten Hang für wertvolle Kunstobjekte. Doch zur Präsentation des neuen Albums "Dauernd Jetzt" von Herbert Grönemeyer tummeln sich hier die VIPs. Bereits anderthalb Stunden vor dem Einmarsch des Hauptprotagonisten wurde unter den Gästen fleißig getuschelt, diskutiert und vorab analysiert. 60 Minuten später konnte dann die erste wichtige Frage des Abends endlich beantwortet werden: Wie klingt es denn jetzt, das neue Album? Die Antwort: Herbert Grönemeyer lässt sich anno 2014 auf eine Symbiose aus Altbekanntem und Neuem ein.
Eingängige Stadion-Hymnen ("Morgen", "Wunderbare Leere"), verkopfte Deutschrock-Einschübe, die bisweilen mit neuzeitlichen Elektro-Beats aufgepeppt werden ("Unter Tage", "Einverstanden"), jede Menge aufwühlende Ruhephasen ("Verloren", "Ich Lieb Mich Durch", "Pilot") und der eine oder andere Abstecher in Richtung Dancefloor ("Einverstanden") machen "Dauernd Jetzt" zu einem idealen Quer- und Neueinsteiger-Produkt.
"Ich denke mir nicht viel bei meinen Platten"
Doch was sagt der Künstler selbst? Natürlich wisse er mittlerweile, dass sich bei einem neuen Album alle erst einmal auf die Texte stürzen. Und das nicht zu Unrecht. Liebesgrüße an das eigene Vaterland ("Unser Land"), Kniefälle vor dem Bundestrainer ("Der Löw"), das Genießen im Hier und Jetzt ("Wunderbare Leere") sowie ergreifende Zweisamkeitsmomente ("Ich Lieb Mich Durch") werden wie gewohnt mit außergewöhnlichen Reimmustern und präganten Wortspielen ummantelt. Doch Herbert Grönemeyer versteht die ganze Aufregung nicht: "Ich denke mir gar nicht viel bei meinen Platten. Manche Worte sind nur da, weil da gerade eine Lücke war", erklärt der Sänger mit einem Lächeln auf den Lippen.
Überhaupt präsentiert er sich in bester Laune. Er liebe solche Events, bei denen der Künstler das erste Mal Reaktionen von außen aufschnappen kann. Das sei "spannend" und "aufregend". Nach Millionen verkauften Tonträgern gestattet sich natürlich auch die Frage, ob er karamellisierten Ziegenkäse (stand an diesem Abend auf der Dinner-Karte) mittlerweile der Currywurst vorziehe? "Oh, Currywurst natürlich …, obwohl: steht der Ziegenkäse heute hier auf der Karte? Dann entscheide ich mich lieber nochmal um". Die Gäste lachen, die Kellner sind entzückt. Alles schön. Alles gut.
Ende eines Mythos
Kurz vor dem Einläuten der abschließenden Dinner-Phase weist der Sänger noch einmal darauf hin, dass er eigentlich ein ganz normaler Kerl sei, der den zum Teil selbst geschaffenen Mythos vom sensiblen Poeten auch gerne mal auf die Schippe nimmt: "Ich gelte aufgrund meiner Lieder als sehr einfühlsam. Aber da irrt man sich gewaltig". Wieder wird laut gelacht. Danach wird der Ziegenkäse gereicht. Ich mach mich lieber auf den Weg und gönne mir unterwegs noch eine Currywurst.
Herbert Grönemeyers "Dauernd Jetzt" (Limitierte Special Edition inklusive Bonus Tracks) bei Amazon bestellen
Quelle: ntv.de