"The Grey" bittet zur Hetzjagd In der Kälte lauern die Wölfe
22.09.2012, 07:01 Uhr
Nach dem Absturz müssen sich die Männer einer neuen Gefahr stellen: ...
(Foto: Universum Film)
Glücklich ist, wer einen Flugzeugabsturz überlebt. Auch, wenn es in den eisigen Kälten Alaskas ist. Pech nur, wenn man mitten im Jagdrevier eines Rudels Wölfe landet. Eines großen Rudels sehr großer Wölfe. "The Grey" lässt acht Männer gegen Tiere kämpfen, die ihr Revier verteidigen. Und die Menschen werden immer weniger …
Ein bisschen unheimlich ist es schon, was die Polizei kürzlich aus der Lüneburger Heide meldete: Ein paar Jungwölfe hatten einen Bundeswehrsoldaten verfolgt, der sich auf einem nächtlichen Orientierungsmarsch auf dem Truppenübungsplatz Munster befand. Nachdem er die neugierigen Tiere bemerkt hatte, kletterte der Soldat auf einen Beobachtungsturm. Doch die Tiere blieben hartnäckig, auch ein Tritt des Soldaten konnte sie nicht verscheuchen. Erst später ließen sie aus Langeweile von dem Mann ab. Wolfsexperten beruhigen: "Die Wölfe sind für Menschen ungefährlich, sie sind gewöhnlich scheu", hieß es. Und für die kleine Population in Deutschland stimmt das auch ohne Zweifel.
"Männer, die nicht in menschliche Gesellschaft passen"
Doch was passiert, wenn man in der Wildnis Alaskas mit dem Flugzeug abstürzt? Mitten im Jagdgebiet eines Wolfsrudels, das freilich nicht aus Jungtieren besteht, sondern aus ausgewachsenen Tieren, die Menschen als unwillkommene Eindringlinge in ihr Revier ansehen? "The Grey" mit , der nun bei Universum auf DVD und Blu-ray erscheint, spielt dieses Szenario durch - dramatisch, spannend, gleichzeitig aber etwas zu marktschreierisch und zu schematisch inszeniert.
Im Mittelpunkt steht John Ottway (Neeson). Er ist eine Art Profikiller für ein großes Unternehmen, das in Alaska nach Erdöl bohrt. Genauer gesagt: Er ist Profikiller für wilde Tiere, die er von den Arbeitern fernhalten soll. Schon die ersten Sätze, die er aus dem Off spricht, zeigen, wie es um ihn steht: Er hat mit dem Leben abgeschlossen, seit er seine geliebte Frau verloren hat. Einen Selbstmordversuch bricht er im letzten Moment ab. Ottway fühlt sich als Ausgestoßener der Gesellschaft, der in Alaska unter seinesgleichen ist: "Hier sind nur Leute wie ich. Männer, die nicht in menschliche Gesellschaft passen."
Als er zusammen mit einigen dieser Männer aus Alaska ausgeflogen wird, kommt das Flugzeug in Turbulenzen und stürzt über der Eiswüste ab. Ottway gehört zu den acht Überlebenden. Doch schon bald merken sie, dass sie nicht allein sind: Wölfe beginnen, sich die Leichen zu holen. Ottway weiß, was ihnen bevorsteht. Die Gruppe sitzt mitten im Jagdrevier eines Wolfsrudels, das dieses verteidigen wird. Und sie beginnen, auch die noch lebenden Menschen anzugreifen. Trotz klirrender Kälte und Schneestürmen versuchen die Männer, gen Süden zu gehen, um den Wölfen zu entkommen. Doch die lassen sich nicht abschütteln. Und die Gruppe wird immer kleiner …
Horror, Action, Drama
"The Grey" versucht sich an einem alten Thema, das spätestens seit "Moby Dick" zum amerikanischen Kulturgut gehört: Der Mensch kämpft gegen die Natur. Dabei mixt der Streifen von Regisseur Joe Carnahan verschiedene Genres. Die aufblitzenden Wolfsaugen in der Dunkelheit bieten ebenso Horrorelemente wie die blutigen Opfer der Tiere - ohne dass der Film jedoch zum Schocker ausartet. Der Überlebenskampf der Männer wechselt dagegen immer wieder zwischen Action und Drama.
Schließlich entwickelt "The Grey" noch eine nahezu philosophische Ebene, die sich um Glauben, Hoffnung und den Wert des Lebens dreht - und dabei eine pessimistische Weltsicht offenbart. Unterstützt wird dies durch die Kameraarbeit, die die Gesichter oft in Nahaufnahme zeigt und so den Seelenzustand der Männer angesichts von elementaren Bedrohungen spiegelt. Gerade dieser Aspekt der Geschichte hätte aber mehr Raum verdient.
Die Kritik an Ölbohrungen in Alaska - inmitten wilder Natur - und die Arbeitsbedingungen der Männer, die nichts zu verlieren haben und sich nach ihren Familien sehnen, werden aber nur knapp angerissen. So bleibt ein etwas schaler Beigeschmack angesichts einer zu schematischen Inszenierung, die mehr aus dem Thema hätte machen können. An Liam Neeson, auf den der Film komplett zugeschnitten ist, liegt das allerdings nicht, er liefert eine überzeugende Darbietung als gebrochener, vom Leben enttäuschter Mann ab.
"The Grey": ca. 112 Minuten; freigegeben ab 16 Jahren; Bildformat: 2,40:1; Tonformat DVD: DD 5.1; Tonformat Blu-ray: DTS-HD 5.1; Sprachen: Deutsch, Englisch; Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte; Extras: drei Featurettes, B-Roll, Deleted Scenes, Interviews mit Cast und Crew, Trailer
Quelle: ntv.de