Kino

Tron: Legacy Im Raster gefangen

Alles ist neuer und besser, aber die Lichtrenner sind noch aus dem ersten Teil.

Alles ist neuer und besser, aber die Lichtrenner sind noch aus dem ersten Teil.

(Foto: dapd)

Tron war ein Kultfilm in den achtziger Jahren und einer der ersten Streifen, die über lange Strecken vollständig im Computer geschaffene Welten zeigte. Jetzt ist der Nachfolger im Kino: Tron: Legacy, der sich an der hohen Latte, die der erste Tron aufgelegt hat, messen lassen muss.

Wir schreiben das Jahr 1982 und digitale Zukunft verhüllt sich noch in dicken Nebelschwaden. Ein Computer namens Commodore C64 wird vorgestellt und wird für Heimanwender mit seinen 64 Kilobyte Speicher das Optimum an Computer, das man sein Eigen nennen kann. Futuristische Visionen gibt es damals wie heute, aber so etwas wie das Internet kann man sich noch lange nicht vorstellen. Und, in diesem Jahr erscheint der Spielfilm Tron in den Kinos. Er soll stilbildend für viele, ihm folgende Science-Fiction-Filme werden und auch erstmals vollständig im Computer generierte Welten zeigen. Ein Meilenstein.

Olivia Wilde als Quorra: Sie überzeugt in ihrer Rolle.

Olivia Wilde als Quorra: Sie überzeugt in ihrer Rolle.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Von daher ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass es fast 30 Jahre dauerte, bis sich jemand wieder an den Stoff des Kultfilms herantraute. Ein Remake eines solchen Streifens ist nicht ungefährlich. Schließlich kann man mit einer Neuauflage auch eine formidable Bauchlandung hinlegen. Immerhin heimste der erste Tron-Film zwei Oscar-Nominierungen und zahlreiche weitere Ehrungen ein.

Ungeahnte Möglichkeiten

Der Regisseur von Tron: Legacy, Joseph Kosinski, ging auch mit dem entsprechenden Respekt an das Projekt: "Den ersten Film habe ich dafür bewundert, dass er in vielerlei Hinsicht so ambitioniert war - konzeptionell und visuell ebenso wie technisch. Wir haben auf jeden Fall auch versucht, so ambitioniert wie möglich zu sein", erzählt Kosinski im Gespräch mit n-tv.de.

Jeff Bridges hat eine Doppelrolle als Kevin Flynn und Clu. Der Oscar-Preisträger spielt brillant.

Jeff Bridges hat eine Doppelrolle als Kevin Flynn und Clu. Der Oscar-Preisträger spielt brillant.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Dabei könnte es andererseits so einfach sein, einen solchen Streifen in Szene zu setzen, wenn man bedenkt, was sich in den vergangenen 25 Jahren in Sachen Post Production getan hat. Doch ausschweifende Special Effects und riesige, computergenerierte Welten alleine reichen eben nicht. Und darauf wollten sich auch die Produzenten, darunter der Regisseur von Tron, Steven Lisberger, nicht beschränken. Wichtig war es, den Geist des Originals auch in die Fortsetzung zu transportieren. Das kann durchaus als gelungen bezeichnet werden.

Sam taucht unfreiwillig in das Raster ein

Deshalb beginnt die Handlung auch in der heutigen Zeit. Und in 2D, während das sogenannte Raster, die Parallelwelt, in der ein Großteil des Films spielt, später in 3D gezeigt werden. Garrett Hedlund übernimmt die Rolle von Sam, dem Sohn des Programmierers Kevin Flynn, der Hauptfigur von Tron. Er ist ein junger, renitenter Aktienmillionär, der seine Privatfehde mit Encom, der Firma, die sein Vater groß gemacht hat, ausficht. Nachdem er von Alan Bradley, wie im ersten Teil gespielt von Bruce Boxleitner, eine Nachricht überbracht bekommt, macht er sich auf in das ehemalige Büro seines Vaters. Dort wird er am dessen Arbeitsplatz in das Raster transferiert wo ihn mit Clu das allmächtige von Flynn selbst geschriebene Alter Ego seines Vaters erwartet. Das Signal war eine Falle.

Garrett Hedlund als Sam gefällt in der realen Welt besser als im Raster.

Garrett Hedlund als Sam gefällt in der realen Welt besser als im Raster.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Im Anschluss beginnt das 3D-Spektakel in der computergenerierten Parallelwelt. Noch während Sam auf dem Raster gegen die übermächtigen Kampfprogramme Clu's, ein von Kevin Flynn geschaffenes, mächtiges Programm, antritt, taucht Quorra auf. Ein einzigartiges Programm, das letzte seiner Art, das dem echten Flynn dient. Quorra rettet Sam auf dem Raster das Leben. Jedes Programm wird über einen Diskus definiert, den alle Protagonisten im Raster auf dem Rücken tragen. Wird der Diskus verloren, dann bedeutet dies das Ende des Akteurs, egal ob Programm oder Mensch.

Regisseur mit Selbstbewusstsein

Emotional wird das Wiedersehen mit seinem Vater, der schon seit 20 Jahren in der Parallelwelt gefangen ist. Zu dritt versuchen sie zum Ausgang aus der Computerwelt zu gelangen, wo nur der einzigartige Diskus von Kevin Flynn selbst das Tor zur Realwelt öffnen kann. Clu stiehlt mit Hilfe von Castor, eines extravaganten Programms, das eine Bar im Raster betreibt, den entscheidenden Diskus. Das computerisierte, böse Alter Ego von Flynn, Clu, möchte selbst in die Realwelt gelangen um dort die Macht an sich zu reißen.

Lasst die Spiele beginnen: Die 3D-Welten sind im entsprechenden Kino teilweise atemberaubend.

Lasst die Spiele beginnen: Die 3D-Welten sind im entsprechenden Kino teilweise atemberaubend.

Obwohl Tron: Legacy das Spielfilm-Debüt für Regisseur Joseph Kosinski war, ging er recht selbstbewusst an das Projekt. "Man muss sich auf die Produktion konzentrieren und sicherstellen, dass man selbst stolz darauf ist. Das ist alles, was wirklich wichtig ist", meint Kosinski. Jeff Bridges war jedenfalls nicht so leicht für einen Nachfolger zu begeistern. "Wir hatten viele Treffen, in denen wir uns über die Story und seine Rolle unterhalten haben. Er wollte sicher gehen, dass wir genauso ambitioniert sein würden, wie damals beim ersten Film. Ich glaube, die Herausforderung, zwei Charaktere darzustellen, hat ihn gereizt."

Brillanter Jeff Bridges

Das Selbstbewusstsein hat Kosinski zu einem ordentlichen Spielfilm-Debüt verholfen. Tron: Legacy ist als Nachfolger des Achtziger-Jahre-Klassikers sehr gut in Szene gesetzt und, dank der heutigen 3D-Technik, ein optisches Spektakel geworden. Das bringt uns aber zu einem Problem, das eher das Drehbuch mit sich bringt: Man hat sich im letzten Drittel des Films etwas zu sehr auf die tollen Bilder verlassen. Die Geschichte erfährt nach dem Besuch in der Bar von Castor einen argen Durchhänger. Dass man dennoch nicht gelangweilt aus dem Kino geht hängt vor allem an der toll gemachten 3D-Welt, atemberaubenden Kampfszenen und einem brillanten Jeff Bridges in seiner Doppelrolle als Clu und Flynn.

Tron: Legacy ist ein würdiger Nachfolger des Achtziger-Jahre-Kultfilms, der leider Schwächen im Drehbuch aufweist.

Tron: Legacy ist ein würdiger Nachfolger des Achtziger-Jahre-Kultfilms, der leider Schwächen im Drehbuch aufweist.

Weniger überzeugen kann der andere Hauptdarsteller Gerret Hedlund. In seiner Rolle als jugendlicher Rebell in der Realwelt gefällt er wesentlich besser als später im Raster. Dort wirkt er desöfteren wie ein staunender kleiner Junge und wird von seiner Partnerin Olivia Wilde alias Quorra an die Wand gespielt. Diese inszeniert perfekt die Ambivalenz ihrer Rolle zwischen der kampfstarken Kriegerin und der so verletzlichen Einzigartigkeit, die ihr Charakter darstellt. Michael Sheen kann in seiner Nebenrolle als skurriler Castor glänzen. Beau Garrett als eine der Sirenen, die die Programme für den Kampf in der Arena vorbereiten, wirkt daneben nicht ganz so stark, bringt aber den artifiziellen Charakter ihrer Rolle überzeugend rüber.

Potenzial zum Kultfilm ist da

Die Frage, ob auch Tron: Legacy ebenso das Potenzial zu einem Kultfilm hat wie der Ahne aus den achtziger Jahren, ist vorab schwer zu beantworten. Das sieht auch Regisseur Kosinski so: "Ob wir damit wirklich erfolgreich waren, werden wir wohl erst in zehn oder 20 Jahren wissen. Da wird man dann sehen, ob sich noch jemand für 'Tron: Legacy' interessiert." Kultfilme zu schaffen ist heute nicht mehr so leicht, wo das Kinopublikum unter dem Dauerbeschuss immer neuer Blockbuster steht. Er ist jedenfalls ein gut inszeniertes 3D-Spektakel, das lediglich am Ende etwas zu sehr auf die Effekte und zu wenig auf eine interessante Handlung setzt. Fans des Originals dürften jedenfalls mehrheitlich nicht enttäuscht aus den Kinos gehen.

Und Tron: Legacy hat auch das Potenzial neue Fans für sich zu gewinnen. Das zeigt schon die Tatsache, dass der Streifen bereits am ersten Wochenende in den amerikanischen Kinos ein Drittel der Produktionskosten einspielte. Die lagen immerhin bei 150 Millionen Dollar. Die Macher dürften sich also schon vor dem Kinostart heute halbwegs entspannt zurücklehnen und darüber nachdenken, ob sie wieder fast 30 Jahre warten oder dieses Mal etwas schneller einen Nachfolger produzieren wollen.

Quelle: ntv.de

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