Kino

Willkommen in der "infizierten Zone“ "Monsters" greifen an

Wenn Aliens angreifen, ist Zerstörung programmiert.

Wenn Aliens angreifen, ist Zerstörung programmiert.

Aliens, die die Erde angreifen - der Plot ist nicht neu. Aber statt eines mit Special Effects und lauten Explosionen überladenen Films wartet "Monsters" mit einer düsteren Atmosphäre und subtiler Angst auf. Angst, die unter die Haut geht und die Wirklichkeit werden könnte.

Vor acht Jahren entdeckt die Nasa mögliche Vorkommen außerirdischen Lebens innerhalb unseres Sonnensystems. Eine Raumsonde wird ausgesandt, um Proben zu nehmen. Sie zerbricht über Mexiko beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Schon bald tauchen neue Lebensformen auf und ein Krieg beginnt. Das mexikanische und das US-Militär versuchen fortan, "die Kreaturen" im Zaum zu halten. Das halbe Land wird als "infizierte Zone" unter Quarantäne gestellt. Die Welt ist eine andere geworden.

Das "infizierte", also von Aliens beherrschte Gebiet - Andrew und Samantha müssen es durchqueren.

Das "infizierte", also von Aliens beherrschte Gebiet - Andrew und Samantha müssen es durchqueren.

Und genau in dieser Welt muss der Fotoreporter Andrew Kaulder (Scoot McNairy) Samantha (Whitney Able), die Tochter seines Chefs, aus Mexiko in ihre US-Heimat zurückholen - sicher und unversehrt, denn sie soll heiraten. Doch es kommt, wie es kommen muss: Durch Andrews Verschulden wird die lebensrettende letzte Fähre in die USA verpasst. Die beiden müssen sich per Fuß aufmachen und es gibt nur einen Weg, den durch die "infizierte Zone".

SciFi-Roadmovie-Romanze

Der Plot von "Monsters", dem Regiedebüt von Gareth Edwards, ist damit bereits erzählt. Was folgt, ist eine Art 90-minütiges SciFi-Roadmovie, gespickt mit Auszügen eines Dramas und einer Liebesgeschichte, verpackt als eine Low-Budget-Produktion. Und genau das macht den Reiz des Films, der ab 20. Mai 2011 auf DVD zu kaufen ist, aus.

Trostlos und menschenleer: Auf ihrem Weg in die vermeintliche Sicherheit bietet sich ein erschreckendes Bild.

Trostlos und menschenleer: Auf ihrem Weg in die vermeintliche Sicherheit bietet sich ein erschreckendes Bild.

"Monsters" ist kein reißerischer SciFi-Streifen wie "Alien vs. Predator", "Independance Day" oder "Krieg der Welten". "Monsters" kokettiert aber mit diesen Filmen und greift auch in Auszügen auf "District 9" oder Klassiker wie "Der Blob" zurück. Die "Monster", die die Menschen mal wieder unabsichtlich selbst auf die Erde geholt haben, halten sich lange im Hintergrund. Der Zuschauer weiß nicht, wie sie aussehen oder was passiert. Er sieht nur kontrastarme Schatten, hört Geräusche, die alles sein können: ein sich in einem Stück Holz festfressendes Kreissägenblatt oder Walgesänge.

Subtile Angst

Regisseur Edwards, in Personalunion auch für Drehbuch, Kamera, Produktionsdesign und Special Effects zuständig, gelingt es dadurch, eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die durch die unzähligen Bilder von zerstörten Häusern, ausgebranntem Kriegsgerät und Luftangriffssirenengeheul noch düsterer erscheint. Edwards spielt mit den Ängsten der Menschen sehr subtil. Und das fesselt den Zuschauer.

Die beiden Protagonisten des Films Andrew (Scoot McNairy) und Samantha (Whitney Able) sind auf sich allein gestellt.

Die beiden Protagonisten des Films Andrew (Scoot McNairy) und Samantha (Whitney Able) sind auf sich allein gestellt.

Die im weiteren Verlauf sich entwickelnden zarten Bande zwischen Andrew und Samantha stärkt die Bindung zwischen Zuschauer und Hauptprotagonisten noch zusätzlich. Daran ändert auch das zeitweise sehr spröde und unnahbar wirkende Schauspiel von McNairy nichts. Das Aussehen und Auftreten seiner Filmpartnerin Able, die äußerlich eine Mischung aus Natalie Portman und Cameron Diaz ist, macht das mehr als wett.

Zwischenmenschliches und Riesenkraken

Ein wenig Gesellschaftskritik enthält "Monsters" auch, schließlich beklagt sich Andrew bei Sam darüber, dass der Medienkonzern ihres Vaters für ein Bild eines von einer dieser außerirdischen Kreaturen getöteten Kindes unheimlich viel Geld bezahlt, ein Bild von einem in der infizierten Zone lebenden Kind jedoch nahezu wertlos sei. Sam wiederum kämpft mit ihren Gefühlen für Andrew, denn die eigentlich bereits Verlobte weiß nicht, ob sie schon bereit für den Schritt in die Ehe und ob ihr Verlobter der wirklich richtige Mann für sie ist.

Ein Foto eines "Monsters" ist eine Menge wert. Kaum ein Mensch hat einen der Alien gesehen - und überlebt.

Ein Foto eines "Monsters" ist eine Menge wert. Kaum ein Mensch hat einen der Alien gesehen - und überlebt.

Alles scheint zur Nebensache zu werden, als es dann zum ersten Aufeinandertreffen mit den "Monsters" in der "infizierten Zone" kommt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den außerirdischen Kreaturen um eine Art aufrecht gehende Riesenkraken, die wohl auch schon einmal bis zu 100 Meter groß werden können, wie "Augenzeugen" glaubhaft zu berichten wissen. Andrew und Sam kommen mit dem Leben davon, die Crew, die sie für viel Geld durch die "infizierte Zone" begleitet, hat nicht so viel Glück.

Was wäre, wenn …

Das Problem dabei: Nachdem der Zuschauer die Riesenkraken erst einmal gesehen hat, ist die Spannung aus dem Film gewichen. Daran ändern auch die fantastisch anmutenden Naturpanoramen nichts, die Edwards immer wieder gekonnt im Film unterbringt. Zum Nachdenken regt am Ende des Films die riesige, von den USA an ihrer Grenze zu Mexiko errichtete Mauer an. Sie soll die Zivilisation vor den außerirdischen Kreaturen schützen. Doch der als ultimativer Schutzwall gedachte Monsterbau erfüllt seinen Zweck nicht.

Edwards arbeitet mit einem offenen Ende - einer musikalischen Klammer. In der Eröffnungsszene des Films summt ein US-Soldat, bevor er in die Schlacht mit den "Monsters" zieht, Richard Wagners "Ritt der Walküren". Diese Melodie ertönt auch am Ende des Films und lässt dann doch beim Zuschauer dieser Endzeitvision eine Gänsehaut zurück.

"Monsters" erscheint am 20. Mai als DVD und Blue-ray bei Capelight. Neben dem dreifach bei den British Independent Film Awards 2010 ausgezeichneten Hauptfilm umfasst "Monsters" auch rund 120 Minuten Bonusmaterial wie etwa den Audiokommentar des Regisseurs oder Interviews mit den beiden Hauptdarstellern. Wer SciFi-Filme mit Tiefgang mag, kann bei "Monsters" beruhigt zugreifen.

Quelle: ntv.de

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