Del Toro, Pearce und Holmes "Don't Be Afraid Of The Dark"
20.04.2012, 07:19 Uhr
Die Dunkelheit macht Sally Angst.
(Foto: Studio Canal)
Nach Jahrzehnten der Stille erwacht ein uralter Fluch in Blackwood Manor, als die kleine Sally mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter das Anwesen bezieht. Auf ihren Streifzügen über das märchenhafte Anwesen entdeckt sie eine versteckte Tür. Als diese geöffnet wird, ist Sally in der Dunkelheit nicht mehr sicher.
Die Angst vor der Dunkelheit ist etwas Urmenschliches. Man sieht nichts, nimmt Geräusche ganz anders wahr. Am stärksten ausgeprägt ist sie in der Kindheit: Wenn es draußen dunkel ist, Gewitterwolken den lichtspendenden Mond verdecken, wenn Donner und Blitze Fensterscheiben erzittern lassen und schrecklich verzerrte Schatten über die Schlafzimmerwände tanzen - dann schließt man angsterfüllt die Augen, zieht die Bettdecke weit über den Kopf. Verkriecht sich. Lauscht. Und hofft. Darauf, dass alles gut wird. Dass das Grauen in der Dunkelheit einen nicht erwischt. Man noch einmal ungeschoren davonkommt.
Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth", "Hellboy") ist das gelungen. Als Kind sieht er den Fernsehfilm "Gate Of Darkness". Zahllose schlaflose Nächte sind die Folge. Das war in den 1970ern. Mehr als 30 Jahre später nimmt sich der mexikanische Drehbuchautor, Regisseur und Produzent des Stoffes selbst an. "Don’t Be Afraid Of The Dark" ist das Ergebnis und es kann sich sehen - und hören lassen.
Grusel-Traumhaus für kleine Entdecker
Die kleine Sally (Bailee Madison; "Brothers", "Brücke nach Terabithia") zieht zu ihrem Vater Alex (Guy Pearce; "Memento", "The King’s Speech") und dessen neuer Lebensgefährtin Kim (Katie Holmes; "Dawson’s Creek", "Batman Begins") auf ein uraltes Anwesen: Blackwood Manor. Kim und Alex renovieren das Haus und wollen es später gewinnbringend weiterverkaufen. Sally nutzt die Zeit, in der sie alleingelassen wird, zu Streifzügen durch das Gebäude, erkundet jedes Zimmer und erforscht auch die Umgebung des furchteinflößenden Hauses. Besonders der Garten hat es ihr angetan. Verwunschen und märchenhaft, zieht er das kleine Mädchen in seinen Bann.
Fast einer Vorahnung folgend durchbricht sie eine kleine Hecke und entdeckt eine verschlossene Tür. Alex kann sie mit einem uralten Schlüssel öffnen. Dahinter verbirgt sich ein seit Jahrzehnten scheinbar nicht benutzter Keller. Alex und Kim sind außer sich, hoffen sie doch darin etwas Wertvolles für die Renovierung des Hauses zu finden, um so den Preis zu steigern. Doch etwas in dem Keller hat auch Sally gefunden.
Von diesem Tag hört das Mädchen jede Nacht Stimmen in ihrem Schlafzimmer. Leise. Zischelnd. Liebenswert - zu Beginn. Sie locken sie wieder in den Keller, wo sie eine alte Kamintür öffnet, was sich als großer Fehler herausstellt. Die Stimmen lassen Sally nicht mehr in Ruhe. Verfolgen sie, machen ihr Angst. Sie hört sie, sieht Schatten, kleine wieselflinke Gestalten, die die schützende Dunkelheit nicht verlassen und Sally versuchen in diese zu locken.
Als Sally ihrem Vater von den Wesen erzählt, glaubt er seiner Tochter nicht und lässt einen Psychologen kommen. Kim dagegen, der Sally wirklich am Herzen zu liegen scheint, hört ihr zu und sieht, dass sich die Kleine zu Tode fürchtet. Sie will der Sache auf den Grund gehen, herausfinden, was sich hinter den Stimmen und koboldgleichen Gestalten verbirgt, welches düstere Geheimnis sie umgibt.
Zähnefressende Fabelwesen
Angefangen beim blutüberströmt aus dem Keller wankenden Hausmeister (Jack Thompson) und seinem leise geraunten "Schaffen Sie das Kind aus dem Haus" fügt sich nach und nach ein Puzzleteil ins andere: Der Schlüssel zu allem liegt in der Vergangenheit von Blackwood Manor, bei Blackwood selbst, seinem einst wie vom Erdboden verschwundenen Sohn und Blackwoods Glauben an Fabelwesen, uralte Geschöpfe aus der Unterwelt, viel älter als die Menschheit.
Sie ernähren sich von Knochen und Zähnen kleiner Kinder. Angeblich schlossen sie im Jahr 999 mit der katholischen Kirche einen Pakt, einen Waffenstillstand. Seitdem legen sie im Tausch für einen Kinderzahn eine Silbermünze unters Kopfkissen, wie Kim in einer abgeschiedenen düsteren Ecke der Bibliothek erfährt. Es gibt nur einen Weg, Sally vor ihnen zu retten …

"Don't Be Afraid Of The Dark" ist bei Studio Canal auf DVD und Blu-ray erschienen.
(Foto: Studio Canal)
Das Drehbuch zu "Don’t Be Afraid Of The Dark" stammt von Guillermo del Toro, der den Film ebenso produziert hat. Dem Streifen ist durchaus del Toros Liebe zu klassischen Horror-Elementen und fantastischen Geschichten anzusehen. Von den Namen her ist der Streifen zudem gut besetzt. Die zugegebenermaßen überschaubare Rolle des ständig arbeitenden Vaters, der seine Gedanken bei allem hat, nur nicht bei den Ängsten seiner kleinen Tochter, kann Guy Pearce problemlos ausfüllen. Katie Holmes kauft man die Rolle der fürsorglichen Stiefmutter ebenso ab. Richtig überzeugen kann Bailee Madison. Ihre Furcht wird für den Zuschauer real und greifbar.
Dagegen können die kleinen bösen Fabelwesen - irgendwie scheinen sie an die Höhlenbewohner aus "The Descent" angelehnt zu sein - den Zuschauer kaum schocken, zu früh sind sie und ihre kleinen fiesen spitzen Zähne und Klauen im Film zu sehen. Der Fantasie bleibt kaum Zeit, gruselige Bilder zu entwerfen, um mit ihnen dann Streiche zu spielen.
Sicher ist sicher
Die Kameraeinstellungen und der Score von Marco Beltrami ("The Thing") sind hervorzuheben und trösten über den durchschaubaren Plot des Films hinweg, der als Fantasy-Horror daherkommt. Ein paar Tipps zum Schluss: Das Ende des Films könnte vor allem Zuschauern gefallen, die keine Fans von Katie Holmes sind.
Und: Erinnern Sie sich an die Ängste aus ihrer Kindheit - hören Sie das nächste Mal genauer hin, wenn Ihr Kind im Dunkeln zu Ihnen gerannt kommt und etwas von Kobolden, Klauen und spitzen Zähnen in seinem Zimmer erzählt. Schauen Sie sicherheitshalber lieber einmal nach ...
Quelle: ntv.de