Kino

Traumhochzeit in Blutrot "[Rec]3": Bis dass der Tod sie scheidet

Nach der Hochzeit kommen die Flitterwochen.

Nach der Hochzeit kommen die Flitterwochen.

(Foto: Universum)

Eine Hochzeit auf einem feudalen Anwesen. Ein glücklich verliebtes, junges Ehepaar. Ein schmachtvoll dahingehauchtes "Ja"-Wort - dann geht die Party los: Es wird getanzt, getrunken, gefeiert - und gestorben, denn unter den Gästen breitet sich ein Virus aus, das Unmengen beißwütiger Untoter zurücklässt. Da helfen nur Schwert und Kettensäge.

Sind sie nicht putzig? Clara und Koldo - sie werden ihre Hochzeit nie vergessen.

Sind sie nicht putzig? Clara und Koldo - sie werden ihre Hochzeit nie vergessen.

(Foto: Universum)

Sorry, aber so viel Chauvinismus muss sein: Die Hochzeit in Weiß ist für viele Frauen so wichtig wie für manche Männer der samstagnachmittägliche Besuch im Fußballstadion. Ein weißes Kleid - der helle Wahnsinn. Dazu die passenden Designerschuhe, schönes Wetter, eine märchenhafte Location (ein schickes, aufgemöbeltes Schloss vielleicht?) und schon steht dem schönsten Tag im Leben einer Frau nichts mehr im Weg. So die blanke Theorie zumindest. Meist fällt dann aber immer etwas aus dem Rahmen, was die Feier fast alltäglich macht: Da trinkt etwa der Bruder der Braut einen über den Durst und übergibt sich vor versammelter Mannschaft - vielleicht sogar über das Büfett. Oder der beste Freund des Bräutigams wird erwischt, wie er die Mutter der Braut angräbt und danach mit der viel zu gut aussehenden Cousine im Weinkeller verschwindet. Alles halb so wild, wenn man es mit der Hochzeit von Clara (Leticia Dolera) und Koldo (Diego Martin) vergleicht.

Das junge spanische Paar ist unsterblich ineinander verliebt. Alle Bekannten und Verwandten sind zu einem rauschenden Fest in einem schicken alten Kloster eingeladen, die Sonne scheint, alles ist perfekt - selbst Onkel Victor (Emilio Vencheta) ist gut drauf, obwohl der Tierarzt vor Kurzem von einem kleinen Hund gebissen wurde und deshalb einen Verband um den Arm trägt. Kein Problem, versichert er milde lächelnd.

Das kann doch jetzt nicht wahr sein: So haben sich Clara und Koldo den schönsten Tag ihres Lebens nicht vorgestellt.

Das kann doch jetzt nicht wahr sein: So haben sich Clara und Koldo den schönsten Tag ihres Lebens nicht vorgestellt.

(Foto: Universum)

Adrian (Alex Monner) glaubt ihm. Er filmt die Hochzeit, privat, mit einer kleinen Digicam. Vor Ort ist auch Atun (Borja Santoalalla), der die ganze Chose beruflich filmt, mit einer semiprofessionellen Ausstattung, die auch von Hollywoodstudios benutzt wird, wie er Adrian beim ersten Aufeinandertreffen glaubhaft versichert. Die beiden Filmer verstehen sich auf Anhieb, die Hochzeitsparty kann ihren Lauf nehmen. Adrian hält bei allem drauf, was die einzelnen Familienmitglieder so treiben: Er filmt Rafa (Ismael Martinez) dabei, wie er die Französin Valerie (Claire Baschet) abschleppt - mehr wollte er auf der Hochzeit auch nicht. Er filmt Spongejohn, der - in ein riesiges Schwammkostüm gekleidet - für die Unterhaltung der Kinder sorgen soll und als Adrian ihn filmt, Angst davor hat, als Spongebob-Double verklagt zu werden. Adrian filmt auch Onkel Victor, als der sich geräuschvoll und irgendwie abwesend im Garten übergibt. Und Adrian filmt Victors Sturz von der Ballsaal-Brüstung.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...

Geh der Braut aus dem Weg, wenn sie sauer ist.

Geh der Braut aus dem Weg, wenn sie sauer ist.

(Foto: Universum)

Victor schlägt auf dem harten Parkett auf. Er ist definitiv tot. Das ersten Schreie ertönen. Sie gehen in ein angstvolles entsetztes Gekreische über, als Victor urplötzlich seinen Kopf hebt, die Zähne fletscht und wild um sich beißt. Das erste Opfer ist schnell gefunden: seine Frau. Panik greift um sich, die Hochzeitsgäste stieben auseinander, selbst Clara und Koldo verlieren sich bei dem Gewusel aus den Augen. Nur einer behält die Ruhe: Victor. Er beißt und beißt und beißt …

Spätestens da ist jedem Hochzeitsgast klar: Weg hier! Renne um dein Leben! Immer mehr Gebissene gibt es im Saal, die wiederum in immer mehr Partygäste ihre Zähne schlagen wollen. Koldo kann fliehen, Carla auch - getrennt voneinander. Während sich Koldo mit Atun, Adrian und dem Mann, der für die Gema die Musiktitel aufschreibt, in der Küche Zuflucht sucht, landet Carla wenig später beim Padre, der die Untoten für die Vorboten des Jüngsten Gerichts hält. Carla schickt Koldo eine Botschaft über die Musikanlage und Koldo macht sich auf, seine Geliebte zu finden - schließlich haben sie sich das Ja-Wort gegeben - in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod sie scheidet.

"Beeil dich, die Zombies haben Hunger!"

"Beeil dich, die Zombies haben Hunger!"

(Foto: Universum)

Auf der Suche nach einander lichten sie die Reihen der beiden Gruppen. Am Ende bleiben nur Koldo, in schimmernder Rüstung von St. Georg und mit einem Schwert bewaffnet, und seine geliebte angetraute Carla übrig, die sich mit einer für ihre Verhältnisse übergroßen Kettensäge bewaffnet, den Weg zu ihrem Bräutigam freischneidet. Dass ihr Hochzeitskleid dabei leidet, naja, Kollateralschaden. Als sich das Paar endlich in den Armen hält und den Schauplatz der grauenvollen Hochzeit verlassen will, wartet noch eine letzte Überraschung auf sie - und es ist nicht die Tatsache, dass Carla schwanger ist …

Bis das der Tod sie scheidet

Leticia Dolera: Das Gesicht sollte man sich auf alle Fälle merken.

Leticia Dolera: Das Gesicht sollte man sich auf alle Fälle merken.

(Foto: Universum)

Mehr als ein Jahrzehnt ist es jetzt her, dass "Blair Witch Project" für Furore an den Kinokassen gesorgt hat. Mit fast keinem Budget legte er den Grundstein für das sogenannte Found-Footage-Genre. Für die Augen des Zuschauers bedeutet das immer wackelige Bilder und Doku-Charakter. Zum Genre zählen etwa "Apollo 18", "Cloverfield", "Chronicle“ oder auch "Atrocious". Der hat mit "[REC]3" gemein, dass er aus Spanien stammt.

Die "[REC]"-Reihe gehört mittlerweile neben "Paranormal Activity" zu den erfolgreichsten Found-Footage-Serien der Welt. Auch wenn "[REC]3" diesmal nicht vom altbewährten Regie-Duo Jaume Balaguero ("Darkness") und Paco Plaza ("Pakt des Blutes") in Szene gesetzt wurde sondern "nur" Plaza das Sagen hatte und auch statt des beklemmenden Hauses die Szenerie eines feudal anmutenden Anwesens dem bluttriefenden Schauspiel die nötige Bühne liefert: "[REC]3" ist Found Footage durch und durch - auch wenn hier und da Danny Boyles "28 Days Later" durchscheint, schließlich geht es um Zombies.

"[REC]3": Genesis ist bei Universum als "Uncut Version" auf DVD und Blu-ray erschienen.

"[REC]3": Genesis ist bei Universum als "Uncut Version" auf DVD und Blu-ray erschienen.

(Foto: Universum)

Und hey: Zombies auf einer Hochzeit? Das ist von Natur aus schon witzig, schließlich ist die gesamte hucklige bucklige Verwandtschaft da, egal welchen Alters. Zudem verbindet die Braut mit diesem Tag der Tage immer etwas ganz Besonderes, etwas für immer in der Erinnerung Bleibendes - und genau das tut "[REC]3". Das liegt zum einen am Soundtrack, zum anderen aber auch sicher an den Schauspielern, aus denen vor allem die extrem attraktive Leticia Dolera heraussticht.

Auch die Story punktet, was vor allem am Humor liegt: Den immergeilen Rafa und sein "Hochzeitsdate" Valerie beispielsweise lässt der ganze Zombie-Trubel kalt - weil sie ihn schlichtweg wegpoppen. Clara sieht andererseits die Kettensäge und das Erste, was sie tut, ist, ihr Hochzeitskleid damit zombiekampfgerecht auf die richtige Länge zurechtzustutzen. Derartige Komik gibt es zuhauf bei "[REC]3".  

Zwar plätschern die ersten 20 Minuten des Films so dahin: eine Hochzeit halt, gefilmt von der Trauung bis zum ersten Tanz mit wackeligen Bildern. Aber dann geht es ab. Gegen die wild um als Hochzeitszerstörer sich beißenden Zombies sind Owen Wilson und Vince Vaughn alias John und Jeremy, die "Hochzeits-Crasher", reinste Waisenknaben. Nur den Humor haben die beiden Filme gemeinsam.

Trotz des Blutes, der abgebissenen Gesichter, abgetrennten Köpfe und Arme: Aus dem Lachen kommt der Zuschauer ob der zum Teil irrwitzigen Wendungen bei "[REC]3", dem gefeierten Beitrag der "Fantasy Filmfest Nights 2012", nicht heraus. Und das ist auch gut so, eine Hochzeit an sich ist ja schon ernst genug.

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Quelle: ntv.de

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