"Der Fall Sikorska" Der "Polizeiruf" im Schnellcheck
25.11.2018, 21:44 Uhr
Lenski und Raczek wieder ganz routiniert
(Foto: dpa)
Zwei junge Frauen stehen im Fokus des neuen Falles des Frankfurter Duos Lenski und Raczek. Da ist das tote Au-pair-Mädchen Paula, das bei der Arztfamilie Heise wohnte und arbeitete. Und da ist Julia, Tochter der Heises und vor 15 Jahren spurlos verschwunden.
Das Szenario
In der Nähe von Frankfurt wird die Leiche der 19-jährigen Paula Borchert aus der Oder geborgen. Ein Fall für die Kriminalhauptkommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz), die bei ihren Ermittlungen auf die Familie Heise stoßen. Da ist Vater Gerd (Götz Schubert), ein vielbeschäftigter Arzt, seine Ehefrau Katarzyna (Lisa Wendel) und Sohn Leo (Jan Krauter), alleinerziehender Vater zweier Kinder. Ihm hatte Paula als Au-pair-Mädchen im Haushalt geholfen und sich in ihrer Freizeit mit einem jungen Pärchen, Milena (Amanda Mincewicz) und Marcin (Paul Januchowski), angefreundet.
Der titelgebende Fall Sikorska schließlich betrifft die Tochter von Katarzyna Heise aus ihrer früheren Ehe mit Pawel Sikorski (Krzystof Franieczek). Julia war 15 Jahre zuvor spurlos verschwunden. Ihr Vater verdächtigte den neuen Gatten seiner Ex, etwas mit der Sache zu tun zu haben, eine Vermutung, die sich jedoch nicht erhärten ließ. Heise senior hatte, so schien es damals, ein wasserdichtes Alibi für die Zeit von Julias Verschwinden. Der einstige Fall nimmt nun noch einmal Fahrt auf, der Tod des Au-pair-Mädchens lässt alte Wunden wieder aufbrechen. Schließlich müssen Lenski und Raczek in zwei Richtungen ermitteln. Im Fall um den Mord an Paula Borchert geraten Milena und insbesondere ihr Freund Marcin in den Fokus. Und Doktor Heises heile Fassade beginnt zu bröckeln.
Die eigentliche Botschaft
Die Folge zeigt etwa, wie schwer sich die Ermittlungen in Sachen sexueller Missbrauch gestalten. Während der Fall aus der Vergangenheit sich damals nicht aufklären ließ, sind es unter anderem auch die - von Julias Vater erkauften - falschen Vorwürfe einer jungen Patientin, die den Arzt mehr und mehr in den Mittelpunkt der Ermittlungen rücken. Eine doppelbödige Dramaturgie, angereichert durch den aktuellen Fall, in dem ein weiterer Täter dingfest gemacht werden kann.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht über die eigenen unschönen Erfahrungen beim Arzt? Wem das zu expliziter Stoff für den Lunchbreak ist, der lässt sich möglicherweise über den hohen Untertitel-Anteil des Falles aus Frankfurt an der Oder aus. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Ganze, fügt sich aber bestens in den Handlungsverlauf.
Der Plausibilitätsfaktor
Dass ein Fall aus der Vergangenheit neu aufgerollt wird, auch dass eventuelle Alibis sich Dekaden später noch als fadenscheinig erweisen können - alles logisch und plausibel. Im Dienste des Plots wurde da und dort dennoch mit grobem Keil gearbeitet. Etwa als Lenski just in dem Moment hinzukommt, da Pawel Sikorski jenes Mädchen bezahlt, das Doktor Heise in seinem Auftrag fälschlicherweise der sexuellen Belästigung beschuldigt hatte. Und dass Marcin ausgerechnet in der Bibliothek die heimlich gefilmten Paula-Clips am Computer schaut, den wiederum offen stehen lässt, Milena plötzlich auftaucht und sich das Ganze anschauen kann, war dann doch etwas hanebüchen.
Die Bewertung
7 von 10 Punkten. Ein wenig spröde, in weiten Teilen sehr konventionell inszeniert, dennoch gen Ende durchaus spannend und im Zusammenspiel angenehm unaufgeregt.
Quelle: ntv.de