Skandal in britischem Gefängnis 18 Wärterinnen wegen Affären mit Gefangenen entlassen
13.03.2023, 11:48 Uhr
Jennifer G. hatte eine Affäre mit einem verurteilten Räuber. Nun sitzt sie deswegen selbst im Gefängnis.
(Foto: North Wales Police)
Beziehungen zwischen Häftlingen und Wachpersonal sind streng verboten. In einem britischen Gefängnis nahmen das allerdings gleich mehrere Bedienstete nicht allzu ernst. Als ihre anzüglichen Fotos auf den Handys der Insassen auftauchen, zieht das Gefängnis Konsequenzen.
In einem britischen Gefängnis sind 18 Strafvollzugsbeamtinnen entlassen worden, weil sie unerlaubte Affären mit Insassen hatten. Die Beziehungen kamen laut einem Bericht der britischen Zeitung "Mirror" in den vergangenen sechs Jahren im größten Gefängnis Großbritanniens, der Berwyn-Anstalt in Wrexham in Wales, zustande. Öffentlich wurde der Skandal nun, da drei der Bediensteten wegen Fehlverhaltens im öffentlichen Dienst selbst zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt wurden.
Eine von ihnen war Jennifer G., berichtet die Zeitung weiter. Sie habe ein Handy in die Zelle eines verurteilten Räubers geschmuggelt und ihm anschließend anzügliche Fotos geschickt. Auch die Bewährungshelferin Ayshea G. tauschte "sexualisierte" Fotos und Videos mit einem Insassen aus. Zudem bewahrte sie zu Hause eindeutige Fotos ihrer Affäre auf - einige seien in der Zelle des Mannes aufgenommen worden, heißt es vom Gericht. Emily W. hatte, so die Richter, eine sexuelle Beziehung mit einem Drogendealer, der zu acht Jahren Haft verurteilt worden war. Die 26-Jährige sei erwischt worden, während sie mit dem Verurteilten Sex in einer Zelle hatte.
Mark Fairhurst, Vorsitzender der Vereinigung der Strafvollzugsbeamten, macht die Einstellungspraxis für die unerlaubten Beziehungen verantwortlich. Die Überprüfung der Bewerber und Bewerberinnen hält er für unzureichend. Bewerbungsgespräche würden etwa über Zoom geführt, beklagt Fairhurst im Gespräch mit dem "Mirror". "Viele Menschen, die diese Jobs bekommen, haben nicht genug Lebenserfahrung." Sie seien daher anfällig für die "Konditionierung durch Gefangene", so der Beamte. Seit Jahren warne die Vereinigung den Arbeitgeber vor den Folgen. Tatsächlich wurden seit 2019 insgesamt 31 Beamtinnen in England und Wales wegen unangemessener Beziehungen entlassen, wie der Zeitung zufolge aus einem Bericht des Justizministeriums hervorgeht.
"Gemütlichstes" Gefängnis Großbritanniens?
"Die überwiegende Mehrheit der Bediensteten arbeitet hart und ehrlich", erklärte eine Sprecherin des Justizministeriums gegenüber der britischen Zeitung "The Sun". "Aber wir tun mehr denn je, um die wenigen zu erwischen, die gegen die Regeln verstoßen". So haben die 500 Mitarbeitenden des Gefängnisses in Wales bereits an einer Schulung zur Korruptionsprävention teilgenommen, wie ein Sprecher des Strafvollzugs gegenüber der "Daily Mail" betonte. Ein neu aufgestocktes Team zur Korruptionsbekämpfung arbeite zudem "rund um die Uhr" daran, diejenigen aufzuspüren, die "unseren vorbildlichen Dienst durch ihr gefährliches Verhalten untergraben".
Das Gefängnis in Wales wurde zuvor bereits von einem britischen Abgeordneten als "gemütlichstes" Gefängnis des Vereinigten Königreichs betitelt. Es wirke eher wie ein Hotel als ein Gefängnis. So haben die Zellen keine vergitterten Fenster und sind laut der "Daily Mail" mit eigenem Bad, Laptops, Fernsehern und Telefonen ausgestattet. Die Strafgefangenen können aus einer Reihe von Workshops wählen und ein Gesundheits- und Wohlfühlzentrum nutzen.
Quelle: ntv.de, spl