Panorama

Aus der Schmoll-Ecke Achtung, der "grüne Gruselgraus" geht um!

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Keine Erfindung des Autors, sondern Kulturgut aus Amerika.

Keine Erfindung des Autors, sondern Kulturgut aus Amerika.

(Foto: Thomas Schmoll)

Der Glaube, dass Sprache den Geist des Menschen formt und er dadurch die höchste Stufe politischer Korrektheit erreicht, ist weit verbreitet. Stimmt das, schaut es nicht gut für die Grünen aus. Denn neulich hörte unser Kolumnist von einer fiesen Gestalt, die die Farbe in Misskredit bringen könnte.

Von wegen Vater-, Mutter-, Bonuseltern- und Diverselandsverräter! Ein wahrer Patriot ist der Pferdeflüsterer, ein national Gesinnter. "Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität." So sagte er es nach bitterböser Kunde, dass Nike den Sieg über das bundesrepublikanische Unternehmen davontrug. Ein Trikot, das die stählernen Leiber deutscher Fußball-Nationalspieler sanft umhüllt wie ein Kondom den Penis, "ohne die drei Streifen" kann sich der Pferdeflüsterer "kaum vorstellen".

Wundert mich jetzt nicht so dolle, dass ihm die Vorstellungskraft abhandenkam, ist doch die Realität in der Ära der fortschrittlichsten Fortschrittskoalition der Welt oft derber, als man es zu imaginieren vermag. Ich konnte mir nicht ausmalen, dass Deutschland die Atomkraftwerke abstellt und der Ukraine nur so viele Waffen liefert, dass König Olaf der Schlotternde weiter Reden schwingen kann, dass er die Ukraine ganz wunderbar findet - solange sie die Kertsch-Brücke heile lässt, damit die Russen die Fußball-EM nicht mit einer Atombombe stören. Es geht um viel Geld!

Und nun wechselt der Deutsche Fußball-Bund nach 70 Jahren (oder so) von Adidas zum bösen US-Konzern Nike, weil der wohl mehr zahlt. Ja, so sind die Amis. Erst erweitern sie die NATO gen Osten, dann nehmen sie uns die drei Streifen vom Trikot unserer Fußballer. Da fällt es schwer, sich mit dem Umstand zu trösten, dass uns die Polizei- und Zebrastreifen bleiben, auch am Görlitzer Park, damit Drogendealende, wie Drogendealer neuerdings gendergerecht genannt werden müssen, damit auch kleine Mädchen wissen, dass sie, wenn sie groß sind, das Zeug zur Drogendealenden haben, sicher über die Straße kommen - und wenn doch was passiert, die Bullen schnurstracks zur Stelle sind.

Vier Tage sind mehr als drei Streifen

"Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht", erklärte der Pferdeflüsterer nicht etwa zur Abschaltung der Atomkraftwerke, sondern zum traumatischen Verlust der drei Streifen auf dem Hemd der Fußballspieler. Sagt einer, der mit seiner Politik dafür sorgt, dass Unternehmen in nicht zu geringem Maße das Land verlassen wollen oder es schon tun, weil sie keine Lust mehr auf Deutschland mit seinen hohen Kosten für Strom und Bürokratie haben. Weltrettung hat halt Vorrang. Bevor die geschafft ist, warte ich auf das grüne Wirtschaftswunder, das uns König Olaf der Schlotternde versprochen hat. Und wenn dann die Vier-Tage-Woche kommt? Könnte knapp werden. Aber immerhin sind vier Tage mehr als drei (Streifen).

Die Chefin der Grünen Jugend möchte das gerne, bei - na klar - vollem Lohnausgleich. Erst einmal würde sie sich mit 30 Stunden die Woche begnügen. Und wenn das klappt, dann kann man über 20 Stunden reden - selbstverständlich auch ohne Abstriche beim Verdienst. Und wenn wir schon mal dabei sind, verdoppeln wir das Bürgergeld, geben noch ein paar Euro mehr aus für Flüchtlinge ("Geflüchtete") und den Klimaschutz. Die ökonomische Einfallspinsel-in hatte auch die Lösung parat, wie man all das bezahlt: Steuern richtig rauf für "die Reichen" und Erben mit reichlich Geld. Ach ja, zudem nimmt Deutschland gigantische Milliardenkredite auf.

Ihr Marktwirtschafts-Voodoo verband die junge Dame mit der üblichen Kapitalismuskritik: Unternehmer böse, Banken sowieso. Und "Reiche" sind Melkkühe - hoffentlich aus biologischer Aufzucht, damit das Schröpfen nicht die Umwelt versaut. Blöd nur, dass der Staat die Schulden am erzkapitalistischen Finanzmarkt mit seinen fiesen Heuschrecken und ätzenden Ratingagenturen aufnehmen muss. Aber wen interessieren heutzutage noch Widersprüche in der politischen Argumentation. Stringenz war vorgestern. Die politische Zukunft sieht so aus: Nach der De-Industrialisierung wird Deutschland zum Bio-Agrarland. Vorher, liebe Grüne, vertragt euch wieder mit den Bauern.

Das Köstlichste, was die Chefin der Grünen Jugend bei "Lanz" sagte, waren nicht die Sätze: Keine Lust auf Arbeit "finde ich total vernünftig". Denn: "Wir wollen nicht krank werden durch die Arbeit." Das kann ich, der nur noch 6,5-Tage-Wochen hat, um das Nötigste zu bezahlen, bestens verstehen. Sensationell war das Eigenlob und die Begründung: "Meine Generation ist extrem leistungsbereit." Ihre Generation, so das Nachwuchstalent aus dem Stall des Pferdeflüsterers und der Heiligen Annalena, habe die Klimabewegung aufgebaut und organisiere Protest gegen rechts. Markus Lanz sprach mir aus der Seele: "Das ist politisches Engagement und nicht Arbeit im klassischen Sinn."

Disneys schreckliche Gestalt

Man kann es auch so sagen: Da paaren sich Hybris und Anspruchsdenken eines jungen Menschen, der nur Wohlstand kennt. Aber Hauptsache, das Ganze wird in gendergerechter Sprache postuliert. Denn Sprache - so der weit verbreitete Glaube gerade bei den Grünen - schafft Bewusstsein für das Gute und bringt den Menschen automatisch in die höchste Stufe politischer Korrektheit. Sollte das so sein, kommen noch schwierigere Zeiten auf die Partei zu. Neulich wurde mir im Kreise der Familie aus Walt Disneys "Fantasy Entenhausen" vorgelesen. Da war vom "Grünen Gruselgraus" die Rede, eine schreckliche Gestalt, die an keinen realen Politiker erinnerte. Aber Kinder, die das lesen, werden nun denken - denn Sprache formt den Geist -, dass Grüne frauenverachtende, altersdiskriminierende Entführer mit Hang zur Gewalt sind.

Der Grüne Gruselgraus wollte eine Frau stehlen. "Die holde Maid ist zwar schon ein wenig ältlich, aber nach Jahrhunderten ohne vernünftiges Maidenmopsen tut sie es auf jeden Fall", hörte ich aus kindlicher Stimme. Noch schlimmer: "Papa, schau! Der Grüne Gruselgraus greift den alten Mann da an." Ganz furchtbar, ein Fall für Lisa Paus und Nancy Faeser. Ich hätte den Vortrag am liebsten unterbrochen, um zu erklären, dass die Farbe Zufall ist, dass die Story mit der gleichfarbigen Partei nichts zu tun hat und hier auch vom lila oder roten Gruselgraus die Rede sein könnte, ließ es aber sein, da das schlechte Beispiele gewesen wären, die vielleicht Feministinnen und/oder Saskia Esken auf den Plan gerufen hätten, stünde es wirklich so da.

So, mit diesen meinen wunderbaren Gedanken verabschiede ich mich von Ihnen, geschätzte Lesende. Damit Sie nicht nur faul abhängen an den Feiertagen, habe ich noch eine intellektuell anspruchsvolle Frage an Sie: Gibt es in Deutschland eine Grüner-Gruselgraus-Schule? Wenn ja: Die müssen wir sofort umbenennen. Damit die Welt besser wird. In diesem sehr gutmenschlichen Sinne: Frohe Ostern!

Quelle: ntv.de

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