Spezialkräfte suchen Berghänge ab Angehörige kommen zur Absturzstelle
25.03.2015, 11:15 UhrMit dem ersten Tageslicht machen sich die ersten Bergungstrupps in den französischen Alpen ans Werk. Die Arbeit wird wohl Wochen dauern. Die Hinterbliebenen sollen von den Medien abgeschirmt die Möglichkeit zum Abschiednehmen erhalten.
Erste Angehörige der Opfer des Flugzeugabsturzes in Frankreich sind auf dem Weg in das 1500 Einwohner zählende Bergstädtchen Seyne-les-Alpes, das in der Nähe der Absturzstelle der Germanwings-Maschine liegt. Für sie werde ein Ort der Stille eingerichtet, sagte Innenministeriumssprecher Brandet. Sie sollen in Bussen anreisen und von den Medien abgeschirmt werden. Deutsch- und spanischsprachige Dolmetscher seien vor Ort.
Für diesen Donnerstag bietet Lufthansa Angehörigen der Opfer Sonderflüge an. Es werde Flüge von Düsseldorf und Barcelona nach Marseille geben, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Der Fokus für das Unternehmen liege weiter darauf, den Angehörigen zu helfen.
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Die Einwohner im Absturzgebiet haben für die Angehörigen der Opfer Übernachtungsmöglichkeiten bereitgestellt. Insgesamt gebe es etwa 900 Schlafgelegenheiten, sagte eine Mitarbeiterin des Rathauses von Seyne-les-Alpes. Die Plätze stünden in Hotels, Ferienanlagen oder Privathaushalten bereit. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung der Region sei sehr groß.
Bergung der Leichen wird lange dauern

In Seyne-les-Alpes postieren sich Medienteams aus aller Welt. Auch die Angehörigen kommen in den Ort, um Abschied zu nehmen.
(Foto: dpa)
Bergungstrupps setzten am Morgen mit Hubschraubern und Spezialkräften zu Fuß die Bergungsarbeiten in den französischen Alpen fort. Diese können nach den Angaben des französischen Innenministeriums "Tage oder Wochen" dauern. Die Wucht des Aufpralls ließ den Airbus A 320 von Germanwings laut Rettungskräften in kleinste Trümmer zerbersten. "Alles ist pulverisiert. Man kann nichts mehr auseinanderhalten", sagte ein Feuerwehr-Leutnant der Zeitung "Le Monde". Wann die sterblichen Überreste geborgen werden können, ist unklar. "Ein Timing zu geben, ist unmöglich", sagte Innenministeriumssprecher Bardet. Unklar ist auch, wo sie aufgebahrt werden.
Am Dienstagabend waren rund 50 Spezialkräfte zu Fuß von Seyne-les-Alpes gestartet, um zur Unglücksstelle vorzudringen. Sie hätten über Nacht biwakiert - bei Temperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt. "Sie wollten kein Risiko eingehen", sagt Innenministeriumssprecher Pierre-Henri Bardet. Auch mehr als 300 Polizisten und 380 Feuerwehrleute sind in Seyne-les-Alpes im Einsatz. Ohne Schnee, Regen oder stärkeren Wind sind die Witterungsbedingungen nach Berichten französischer Medien für die Rettungskräfte und Hubschrauber besser als zunächst befürchtet.
Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung
Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarten die Ermittler von der Auswertung eines Flugschreibers, der bereits geborgen wurde. Es soll sich dabei um den Cockpit Voice Recorder (CVR) handeln. Das Gerät registriert Geräusche in der Pilotenkabine und ist laut Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve "beschädigt, aber verwertbar".
Nach Angaben der französischen Behörden hatte die Flugüberwachung kurz vor dem Crash noch vergeblich versucht, Kontakt zu den Piloten aufzunehmen. "Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass dieser schnelle Höhenverlust des Flugzeugs für den Augenblick unerklärt bleibt", sagte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, dem Fernsehsender BFM TV. Um 11 Uhr will sich Robin bei einer Pressekonferenz äußern. Seine Behörde nahm wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung Ermittlungen auf.
Bei dem Absturz von Flug 4U9525 waren am Dienstag alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Über die Ursachen ist weiterhin nichts bekannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird gegen 14 Uhr am Ort des Absturzes erwartet und will dort den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident François Hollande treffen.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/AFP