Essen und Trinken

Maria erfüllt sich ihren Traum Rezepte aus dem "wilden Osten"

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Einfach, aber raffiniert: Beim gebackenen Sellerie überrascht die Sauce mit bayerischer "Hopsoy", Chili und Datteln.

Einfach, aber raffiniert: Beim gebackenen Sellerie überrascht die Sauce mit bayerischer "Hopsoy", Chili und Datteln.

(Foto: Vivi D’Angelo/ Brandstätter Verlag)

Maria Groß hat ein Kochbuch geschrieben für alle, die genauso gerne essen und lachen wie sie - und das Leben genießen. Ihre Art zu kochen fokussiert sich auf die Natur und den Umgang mit den Ressourcen, denn sie hat eine Mission: die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.

Womit soll ich anfangen? Mit den erfrischenden und humorvollen Texten in diesem Buch? Mit den bodenständigen und naturnahen Rezepten? Mit den fantasievollen und herrlich bunten Fotos? Wie schon so oft hat der Brandstätter Verlag auch mit "Natürlich Maria!" ein grandios gestaltetes Kochbuch herausgebracht. Ich gestehe: Ich bin befangen, also nicht objektiv. Aber die Texte der Autorin Maria Groß, geboren 1979 im thüringischen Sömmerda, fangen mich regelrecht ein, schließlich bin ich selbst eine geborene "Ossi" - oder mit Marias Worten gesagt: Wir kommen aus dem "wilden Osten". Es bleibt jedem selbst überlassen, das als Augenzwinkern oder Seitenhieb zu verstehen (Humor ist, wenn man trotzdem lacht). Ich jedenfalls habe von Seite zu Seite mehr geschmunzelt - und schallend gelacht, als ich den Namen von Marias Label las: "Maria Ostzone".

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Da steckt gleichermaßen Heimatliebe und Selbstironie drin; es ist eine Kunst, über sich selbst lachen zu können. Und Maria Groß kann das: Sich bei allem Ehrgeiz nicht allzu ernst zu nehmen. Diese unbekümmerte Lebensfreude offenbart sich mir in jeder Zeile ihres Buches - und mit jedem Foto, denn die leidenschaftliche Arbeit der Fotografin Vivi D'Angelo passt wunderbar in das bunte Buch, das auch im Layout so farbenfroh ist wie ein Frühlingsgarten nach einem Regenguss. Maria Groß schreibt: "Die Idee für dieses Buch entsprang eher meinem Wunsch, etwas Schönes zu zaubern, als der großen Eitelkeit, der Welt beweisen zu wollen, wie die Hohe Schule der gehobenen Küche funktioniert. Letzteres hält nämlich die Leute eher davon ab, täglich frisch - und dennoch schnell - zu kochen. Seelennahrung muss nicht zwangsläufig kompliziert sein. Zumal wenn man begreift, dass die Genialität in der Einfachheit der Dinge liegt." Wir erfahren, wie es zu "Maria Ostzone" kam, wie sich die Sterneköchin in ihrem Restaurant "Bachstelze" ihren Traum von einem naturnahen und unkomplizierten Kochstil erfüllt, den sie mit diesem Buch teilen will.

Pippi Langstrumpf in Thüringen

Das Leben ist süß - in diesem Fall mit verführerischem Himbeergratin.

Das Leben ist süß - in diesem Fall mit verführerischem Himbeergratin.

(Foto: Vivi D’Angelo/ Brandstätter Verlag)

In den vier Kapiteln gibt es nicht nur Rezepte, sondern zwischendurch erzählt Maria Groß unter anderem, wie aus einer Philosophiestudentin Deutschlands jüngste Sterneköchin wurde. Das war 2013, und längst hat die Köchin - wie etliche ihrer Zunft - den Sternen den Rücken gekehrt, weil sie lieber für Gäste als für Kritiker kocht. 2015 begann sie, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Matthias Steube, ihren Traum von einem eigenen Restaurant zu verwirklichen. Liest sich glatter als es war: "Zu Beginn meiner Selbstständigkeit war es so, dass ich viele Ideen hatte, aber natürlich deutlich zu wenig Budget. Dementsprechend mussten wir bei vielen Kleinigkeiten improvisieren. Doch über die Jahre ist aus diesem Sammelsurium ein Refugium entstanden, mit tausend Kleinigkeiten, welches mehr an eine 'Pippi-Langstrumpf-Zentrale' erinnert als an ein klassisches Restaurant. Es ist eine Mischung aus unterhaltsamer Improvisation, echtem Handwerk und ganz viel Liebe und Freude an dem, was wir tun."

Sieht man sich das Register im Buch an, ist klar, worum es Maria Groß geht: um schnörkellose Küche - aber nie fade oder einfallslos - von Aprikose bis Zwiebel. Klare Namen ohne Chichi: "Erfrischender Linsensalat", "Königsberger Klopse 'Thüringer Art'", "Quarkspeise mit frischen Himbeeren" oder "Eingelegte Radieschen".

Warum denn immer Gurken oder Zwiebeln einlegen? Maria Groß tut's mit Radieschen.

Warum denn immer Gurken oder Zwiebeln einlegen? Maria Groß tut's mit Radieschen.

(Foto: Vivi D’Angelo/ Brandstätter Verlag)

Die über 60 Rezepte rangieren unter Vorspeisen, Salate und Suppen; Hauptspeisen; Kuchen, Kekse und Desserts; Grundrezepte und Vorratshaltung. Sie erfüllen allesamt den Anspruch, ohne viel Aufwand alltagstauglich zu sein: "Tatsächlich ist es mein Anliegen, dir in diesem Buch zu zeigen, mit welcher Schlichtheit und in welch kurzer Zeit ein gutes Essen gelingt!", schreibt Maria Groß. Die einzelnen Kapitel finden Sie natürlich auch vorn im Buch in der Inhaltsangabe, hier aber locker-flockig mit Marias Worten: "Die Welt ist bunt", "Koch dich glücklich", "Das Leben ist süß" und "Marias Basics". Das macht richtig Lust zum Schmökern. Denn: "Dies ist kein Buch für Gastrokritiker und welche, die es werden wollen. (Vielleicht gibt es ja irgendwann auch berühmte weibliche Kritikerinnen …). Diese Rezepte sind für dich. Sie sind ganz einfach zum Nachkochen."

Im Kleinen kann man die Welt verändern

In den gebackenen Aprikosen versteckt sich Käse.

In den gebackenen Aprikosen versteckt sich Käse.

(Foto: Vivi D’Angelo/ Brandstätter Verlag)

Sämtliche Rezepte finden jeweils Platz auf einer Seite, kurz und knackig: Da stehen die Zutaten und ein paar Worte zum Schnippeln und Rühren. Mitunter sind die Rezepte so einfach, dass ich mich frage, warum man sie überhaupt aufschreiben sollte. Die Antwort geben mir ebendiese Rezepte, denn Gerichte à la Maria sind nie ohne das gewisse Etwas: Minze im Sauerkraut? Warum denn nicht? Oder das Kartoffelpüree kräftig mit Zitronensaft abschmecken? Auf die Idee bin ich noch nie gekommen, passt aber super zur geräucherten Forelle. Oder das Rote-Bete-Risotto mit Basilikum, Himbeeren und Ziegenkäse, Studentenfutter zum gebackenen Blumenkohl.

Selbst ein "ordinärer" Hackbraten hebt sich durch Ofengemüse aus der Gleichförmigkeit. Beim Ofensellerie "Oma-Style" bleibt von "Oma" nicht viel übrig, weil der Dip dazu einfach atemberaubend modern und kreativ ist. Und ich habe hier noch erfahren, dass es tatsächlich eine "deutsche" Sojasauce gibt. Die kommt aus der bayerischen Holledau und wird mit dem dort angebauten Hopfen veredelt. Die lässt sich leicht online ordern; und ich weiß jetzt schon, was bei mir im Sommer beim BBQ für Überraschung sorgen wird.

Gute Gastgeber in der "Bachstelze": Maria Groß und Matthias Steube. Und natürlich Pudel Friedrich.

Gute Gastgeber in der "Bachstelze": Maria Groß und Matthias Steube. Und natürlich Pudel Friedrich.

(Foto: Vivi D’Angelo/ Brandstätter Verlag)

Heute ist das Wirtshaus "Bachstelze" eine feste Größe in der thüringischen Landeshauptstadt, gelegen im ländlichen Bischleben am Rande Erfurts am Flüsschen Gera. Maria kocht (meist allein), Matthias kümmert sich um den Service und den Wein. Und Pudel Friedrich entgeht nichts! Es geht zwar ohne Sterne, aber der Bekanntheitsgrad - in der Gastronomie lebensnotwenig - wächst mit der Medienpräsenz. Inzwischen ist Maria Groß durch TV-Formate wie "The Taste", "Die Küchenschlacht" oder "Kitchen Impossible" deutschlandweit bekannt und kommt mit ihrem flotten Mundwerk und ihrem Humor gut an. 2023 zeichnete der kulinarische Reiseführer "Gusto" Maria Groß und Matthias Steube als "Gastgeber des Jahres" aus. Im Buch heißt es: "Meine Art zu kochen hat sich über die Jahre immer mehr auf Mutter Natur und eben die Wertschätzung all ihrer Ressourcen fokussiert. Im Kleinen kann man die Welt verändern - zumindest die eigene. Auch die Art, wie ich meine Küche präsentiere, hat sich immer wieder verändert."

Gefragt nach den Geheimnissen ihrer Küche, lautet Marias Standardantwort, dass es keine gebe, sie koche auch nur mit Wasser. Dennoch teilt sie ihre Meinung zu drei "Geheimnissen", die keine sind:

1. Die Natur ist nicht geometrisch, heißt: Der Geschmack naturbelassener Produkte braucht keinen Verstärker.

2. Zeit bringt Qualität, heißt: Frische Produkte nicht liegen lassen, sondern schnell auf den Teller bringen. Käse dagegen sollte reifen dürfen.

3. Passion heißt: "Altbewährte Kochkunst mit klassischen und modernen Garverfahren zu zelebrieren und beherztes Würzen sind für mich der Schlüssel zum Glück. Und das Ganze mit dem Fokus auf dem Produkt, dem gelernten, natürlich auch modernisierten Handwerk, sind die Antwort auf die Frage nach meinem Geschmack - dem Original #bachstelzenflavour!"

Gebackene Aprikosen

Zutaten

3 Aprikosen pro Person
200 g Brillat Savarin (französischer Weichkäse) oder Gorgonzola
1 Spritzer Holunderblütensirup
1 unbehandelte Zitrone, abgeriebene Schale
Salz
Pfeffer, grob gemahlen
10 große Blätter frischer Salbei
Butter zum Braten
200 g grüne Bohnen
2-3 EL Wasser
einige frische Holunderblüten zum Garnieren

Zubereitung:

1. Den Backofen auf 200 °C Umluft vorheizen. Die Aprikosen halbieren und entkernen.

2. Den Käse mit dem Holunderblütensirup, dem Zitronenabrieb sowie Salz und grobem Pfeffer vermengen und in die unteren Hälften der Aprikosen füllen. Die oberen Hälften als Deckel aufsetzen.

3. Die Salbeiblätter in wenig Butter knusprig braten und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die grünen Bohnen putzen, in kurze Stücke schneiden und in derselben Pfanne kurz anbraten. Mit etwas Wasser ablöschen und reduzieren, dann mit Salz und Pfeffer würzen.

4. Die gefüllten Aprikosen im vorgeheizten Ofen sieben Minuten backen.

5. Die Bohnen auf Tellern anrichten, die Aprikosen daraufsetzen und mit dem gebackenen Salbei und frischen Holunderblüten garnieren.

Ofensellerie "Oma-Style"

Zutaten

7 Datteln
2 Knoblauchzehen
1 großer Knollensellerie
1 EL Salz
1 TL Cayennepfeffer
2 EL Butter
100 ml Hopsoy (bayrische Sojasauce mit Hopfen)
1 EL Ahornsirup
Chiliflocken

Zubereitung:

1. Die Datteln klein schneiden, den Knoblauch hacken.

2. Den ungeschälten Sellerie unter fließendem Wasser gründlich schrubben. In einem Topf mit Wasser bedecken. Salz, Cayennepfeffer, gehackten Knoblauch und die Butter zugeben und alles mindestens 35 Minuten kochen. Dann aus dem Wasser heben und abtropfen lassen.

3. Die Sojasauce mit Ahornsirup, Chili und den gehackten Datteln verfeinern und zu dem gegarten Sellerie servieren.

Himbeergratin

Zutaten

Für die Kuchenbrösel
100 g Butter
150 g Mehl (Type 405)
50 g Zucker
1 Prise Zimt
Für das Gratin
400 g Himbeeren
1 kleiner Schluck Himbeergeist
50 g Puderzucker + Puderzucker zum Bestreuen
200 g Eiweiß
200 g Zucker
1 Prise Salz
Kuchenbrösel (s. o.)

Zubereitung:

1. Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen. Zuerst die Kuchenbrösel herstellen. Dafür die Butter mit dem Mehl, dem Zucker und einer Prise Zimt vermengen. Die Mischung auf ein Blech geben und im vorgeheizten Ofen zwölf Minuten goldbraun backen. Danach abkühlen lassen.

2. Für das Gratin die Himbeeren mit dem Himbeergeist und dem Puderzucker vermengen und beiseitestellen.

3. Das Eiweiß mit dem Zucker und einer Prise Salz steif schlagen.

4. In ofenfeste Förmchen jeweils 1 Esslöffel Kuchenbrösel geben. Darauf 1-2 Esslöffel der marinierten Himbeeren verteilen. Anschließend einen guten Esslöffel Eischnee hinzufügen. So lange fortfahren, bis die Zutaten verbraucht sind, die Menge reicht für mindestens vier kleine Gratins. Im vorgeheizten Backofen 8-10 Minuten backen.

5. Nach dem Backen die Gratins aus dem Ofen nehmen und vorsichtig mit etwas Puderzucker bestreuen.

Eingelegte Radieschen

Zutaten

500 g Radieschen
300 ml Wasser
200 g Zucker
80 g Salz
200 ml Essig
5 Pfefferkörner
1 Lorbeerblatt
5 Pimentkörner
1 EL Senfkörner

Zubereitung:

1. Die Radieschen ohne das Grün in ein sauberes Glas füllen.

2. Für den Sud das Wasser mit Zucker, Salz, Essig und den Gewürzen aufkochen. Den heißen Sud über die Radieschen gießen und sicherstellen, dass sie vollständig bedeckt sind.

3. Das Glas verschließen und die Radieschen bei Raumtemperatur abkühlen lassen.

Viel Spaß bei der Entdeckung der "Ostzone" wünscht Ihnen Heidi Driesner.

Quelle: ntv.de

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