Panorama

Verurteilung in den USA Fälscher machte mit Helmut-Newton-Fotos Millionen

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Solomon (nicht im Bild) behauptete, er handle im Auftrag  Newtons und des Newton Estate.

Solomon (nicht im Bild) behauptete, er handle im Auftrag Newtons und des Newton Estate.

(Foto: © 2024 Helmut Newton Foundation, Berlin)

Ein echter Helmut Newton ist kein Schnäppchen, aber vielleicht eine gute Wertanlage. Umso ärgerlicher, wenn man dann eine Fälschung gekauft hat. In einem Prozess gewinnt die Helmut Newton Foundation gegen einen Fälscher. Doch den ficht das nicht an.

Gute Nachrichten für alle, die einen echten Newton ihr Eigen nennen; schlechte Nachrichten für die, die auf einen Betrüger reingefallen sind. Sehr gute Nachrichten vor allem aber für Fotografinnen, Fotografen und Menschen, die ihr Copyright schützen wollen. Darum geht es: Norman Solomon wird vorgeworfen, seit Langem unrechtmäßig Abzüge zahlreicher berühmter Bilder von Helmut Newton hergestellt und international vertrieben zu haben.

Darunter sind so berühmte Motive wie "Rue Aubriot", "Elsa Peretti" oder "Woman into Man". Auch das Diptychon "Sie kommen" wurde unrechtmäßig von Solomon vervielfältigt. Es geht um eine Summe von mehr als 1,5 Millionen US-Dollar Schadensersatz zuzüglich Anwaltskosten. Das Volumen der rechtswidrigen Transaktionen übersteigt diesen Betrag mit Sicherheit, der Reputationsschaden für Newtons Ruf und Markt lässt sich nicht beziffern.

Bereits 2011 hatte June Newton, die Witwe des Fotografen, ein erstes Verfahren gegen Solomon angestrengt. Dieses wurde 2012 durch einen Vergleich beendet, wobei Solomon verpflichtet wurde, die unrechtmäßigen Aktivitäten zu unterlassen. Dieser ignorierte jedoch die Vergleichsbedingungen und nahm kurze Zeit später seine "Tätigkeiten" wieder auf, was schließlich zur zweiten Klage und dem jüngsten Urteil und Gerichtsbeschluss führte.

"Helmuts Tod ausgenutzt"

Im Laufe der Jahre hat Solomon seine betrügerischen Aktivitäten immer weiter verstärkt, indem er nicht-autorisierte "Echtheitszertifikate" ausstellte und darüber hinaus behauptete, die von ihm verkauften Abzüge seien "Vintage", also zu Lebzeiten Helmut Newtons und mit Newtons Zustimmung hergestellt worden. Dem ist nicht so, sagt Philip Garner, der Vize-Präsident der Helmut Newton Foundation: "Helmut starb 2004. Obwohl wir kein genaues Datum kennen, scheint Solomon Helmuts Tod ausgenutzt zu haben, um seine illegalen Aktivitäten zu starten."

Newton 1993 vor Aktfotografien in seiner Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen.

Newton 1993 vor Aktfotografien in seiner Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen.

(Foto: Werner Baum/dpa/Archiv)

Solomon fälschte und behauptete, er sei offiziell befugt, Helmut Newtons Werke zu veröffentlichen und zu vertreiben. Und das, obwohl die Beziehung zwischen den Newtons und Solomon rein beruflicher Natur und nur von kurzer Dauer war. Solomon war im Auftrag Newtons Produzent eines Portfolios mit 45 signierten Silbergelatine-Abzügen, "Private Property", das 1984 zum Verkauf angeboten wurde. Solomon hatte "Private Property" aber wohl falsch verstanden. Newton misstraute ihm und kündigte den Vertrag. Solomon hatte jedoch Zugang zu den Bildern - diese Quellen lieferten ihm die Grundlage für die Herstellung unrechtmäßiger Kopien.

Laut Gerichtsbeschluss müssen es nun die Beklagten einschließlich Solomon unterlassen, Fotografien, die Gegenstand des Rechtsstreits waren, oder andere Werke von Helmut Newton zu reproduzieren, zu verbreiten oder auszustellen. Das Gericht wies sie an, alle in ihrem Besitz befindlichen rechtsverletzenden Helmut Newton-Abzüge zur Vernichtung auszuliefern. Weiterhin wurden sie zur Zahlung eines erheblichen Schadensersatzes an die Helmut Newton Foundation sowie zur Zahlung der Anwaltskosten verurteilt.

Was passiert nun mit den gefälschten Drucken, und wer haftet für den finanziellen Schaden? "Sie sollten an die Helmut Newton Foundation übergeben werden", so Garner. Nur so könne man gewährleisten, dass sie nie wieder auf dem Markt angeboten werden. "Die Haftung liegt bei Solomon und seinem Netzwerk", fährt er fort, "aber wir befürchten, dass die Opfer dieses massiven internationalen Betrugs kaum Aussicht auf Entschädigung haben".

Das Urteil gilt explizit auch für Händler, die in diesem Rechtsstreit nicht als Parteien benannt wurden, die aber weiterhin Helmut Newton-Bilder verkaufen, die von Norman Solomon mit von ihm ausgestellten "Echtheitszertifikaten" hergestellt wurden. Eine dieser Firmen wurde inzwischen ebenfalls wegen Urheberrechtsverletzung vor einem Gericht in Los Angeles verklagt.

Verräterische Anzeichen

In der Helmut Newton Foundation wird das Erbe von Helmut Newton verwaltet und das Copyright seines Werkes bewahrt. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für die unrechtmäßige Vervielfältigung und Verbreitung seiner Bilder zu schärfen. Auch gegen die daraus resultierende Gefahr einer Rufschädigung geht man vehement vor.

Matthias Harder hat sich dem Schutz von Newtons Werk verschrieben.

Matthias Harder hat sich dem Schutz von Newtons Werk verschrieben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Matthias Harder, Direktor und Kurator der Helmut Newton Foundation, sagt gegenüber ntv.de, dass bislang zwar keine gefälschten Fotos abgegeben wurden, er rechne aber mit Rückläufern: "Die meisten Besitzer der Fälschungen, also diejenigen, die auf den Fälscher und seinen internationalen Distributionsring hereingefallen sind, werden mit Sicherheit den Kauf rückabwickeln wollen, zumindest bei den Zwischenhändlern. Die werden den Kaufpreis wahrscheinlich nicht zurückerstatten - und viele Sammler werden dann vermutlich der Forderung des Gerichts nachkommen und uns die Bilder zur Sicherstellung übereignen. Es könnten am Ende Hunderte Fotografien sein."

Kein Geld zurück und auch kein Newton mehr an der Wand - in der Stiftung ist man entsetzt darüber, dass die aufrichtige Leidenschaft der Menschen für Newtons Werk so schändlich missbraucht wurde. "Wir hoffen, dass unsere Bemühungen, diese Kriminalität aufzudecken und einzudämmen, den Sammlern ein wenig Trost spenden kann", sagt Vize-Präsident Garner.

"Wir werden übrigens nicht detailliert erklären, wie wir Drucke bewerten und Fälschungen erkennen, da wir den Fälschern nicht unabsichtlich Ratschläge zur Verbesserung ihrer Arbeit geben möchten", so Garner. Neben den materiellen Merkmalen wird auch die Herkunft eines Drucks berücksichtigt. "Aber eines können wir garantieren: Es gibt verräterische Anzeichen, eine Fälschung zu identifizieren."

Quelle: ntv.de

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