Streit um Trinkwasser und Busse Nepal muss Hilfsgüter abweisen
29.04.2015, 10:31 Uhr
Zelte, Matratzen und Decken, Essen und Kochgeschirr werden am dringendsten benötigt.
(Foto: AP)
Am Busbahnhof zu kommt es Tumulten, alle wollen raus aus Kathmandu. Doch die versprochenen 250 Busse kommen nicht. Streit gibt es auch um Trinkwasser, das knapp wird. Dafür erstickt das Land in Hilfsmitteln, die bislang niemand wirklich koordiniert.
Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal ist die Polizei am Mittwoch in der Hauptstadt Kathmandu mit einem Großaufgebot am zentralen Busbahnhof aufgezogen, um für Ordnung zu sorgen. An dem Busbahnhof in der Nähe des Parlaments versammelten sich am frühen Morgen Tausende Menschen in der Absicht, Kathmandu zu verlassen. Als erwartete Busse nicht zur Verfügung standen, gab es Handgemenge mit den Beamten.
"Wir warten hier seit der Dämmerung, weil uns gesagt wurde, dass 250 Busse kommen würden, aber es kommen keine", sagte der 25-jährige Student Kishor Kavre. "Wir wollen rasch nach Hause zu unseren Familien, aber wir wissen nicht, wann es Busse geben wird", fügte er hinzu. In den Straßen Kathmandus schliefen in der Nacht wieder Hunderttausende Menschen unter freiem Himmel, weil ihre Häuser zerstört waren oder sie aus Angst vor weiteren Nachbeben im Freien bleiben wollten.
Streit um Trinkwasser
Zudem drohen wegen der schlechten und unkoordinierten Versorgungslage jetzt Verteilungskämpfe unter den Überlebenden. Es gebe bereits vereinzelte Streitereien um Trinkwasser, berichtete das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha). Bei den Beben der Stärke 7,8 waren am Samstag nach den bisherigen Zählungen über 5000 Menschen ums Leben gekommen. Helfer fürchten, dass die Zahl deutlich steigt, wenn weitere abgelegene Regionen erreicht werden.
Der ohnehin überlastete Flughafen musste vorübergehend wegen Rissen in der Landebahn gesperrt werden, wie lokale Journalisten berichteten. Die Risse seien aber schnell repariert worden. Zahlreiche Flüge mit Helfern und Hilfsmaterial mussten in den vergangenen Tagen wegen Überlastung des Flughafens unverrichteter Dinge wieder umkehren.
Hilfe weitgehend unkoordiniert
Mittlerweile sind Hilfsteams aus aller Welt in Nepal - koordiniert von den Vereinten Nationen und der nepalesischen Regierung. Der Chef des Katastrophenmanagement will aber nicht mehr jede Hilfe ins Land lassen. "Wir haben jetzt 22 bis 24 Such- und Rettungsteam aus dem Ausland hier. Mehr brauchen wir nicht, denn wenn wir die richtig einsetzen, sollte es ausreichen", sagte Ram Kumar Dahal. Auch müsse jeder, der komme, einen Plan haben: "Wir haben nicht die Kapazität, für jeden alles zu organisieren. Wir wollen nicht, dass Nepal zur Müllkippe für Hilfsgüter und Teams wird." Wichtiger sei Geld, das in den Desaster-Fonds des Regierungschefs fließe. Er betonte, dass die Regierung in der Lage sei, die Hilfsgüter gleichzeitig in alle Distrikte zu bringen.
Am dringendsten benötigt würden derzeit Zelte, Matratzen und Decken, Essen und Kochgeschirr. "Das wurde uns versprochen, hat uns aber noch nicht erreicht", sagte Dahal. Auch Medikamente wie Antibiotika und Operationsbesteck sowie Fachärzte wie Neurologen, Chirurgen und Anästhesisten würden gebraucht. "Wir wollen keine Unterstützung, die wir nicht benötigen", betonte Dahal. Überlebende Erdbeben-Opfer kritisieren immer wieder das Krisenmanagement der Regierung und klagen, dass Hilfe sie nicht erreiche.
Freiwillige helfen mit
Viele große Straßen aber sind wieder geöffnet. "Es ist sehr schwer, einen Fahrer zu finden, weil die meisten selbst betroffen sind und Kathmandu verlassen haben, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen", sagt Markus Taglieber vom Erkundungsteam der Johanniter-Auslandshilfe. Viele andere Nepalesen allerdings packten mit an. "Wir haben Ärzte und Ingenieure gefunden, die mit aktiv werden wollten", sagte Taglieber. In Kathmandu sind viele Menschen auf der Straße, um nach dem Überlebensnotwendigsten zu suchen."
Das Beben hatte große Teile Nepals sowie die angrenzenden Länder Indien und das chinesische Tibet getroffen. Betroffen sind nach UN-Angaben acht Millionen Menschen. In den Gebieten rund um das Epizentrum sind bis zu 90 Prozent der Gesundheitsversorgung nicht funktionsfähig.
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Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa