Panorama

Fluten in Bayern und Österreich Donaupegel steigt auf acht Meter

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Die massiven Regenfälle erreichen den Süden Deutschlands und Österreich, ein Mensch kommt ums Leben. In Passau steigen die Pegel weiter. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder reist in die Region und sichert den Betroffenen Unterstützung zu.

Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns bleibt angespannt. Betroffen ist besonders der Osten Bayerns vom Berchtesgadener Land bis Passau. Ergiebiger Stark- und teils Dauerregen hatte am Alpenrand sowie im Bayerischen Wald die Wasserstände massiv ansteigen lassen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den vom Hochwasser betroffenen Menschen in Südostbayern Hilfe und Unterstützung zugesichert. "Wir lassen da niemanden allein, ganz sicher nicht", sagte Söder in Schönau am Königssee. Unabhängig von in Aussicht gestellten Hilfen des Bundes werde man auch in Bayern überlegen, wie man helfen könne. "Wir trauern um alle Opfer, wir beten mit den Angehörigen, wir wünschen allen, die noch betroffen sind, alles Gute", sagte Söder. Zudem dankte er den Rettungskräften, die Übermenschliches leisteten.

In Passau schleppte die Polizei vorsorglich Autos auf Parkplätzen an der Donau ab, wie eine Sprecherin sagte. Anwohner hätten trotz Hochwasserwarnungen versäumt, ihre Fahrzeuge umzuparken. "Wenn wir sie nicht abschleppten, dann schwimmen die Dinger bis Österreich", so die Polizeisprecherin. Der Pegel der Donau ist nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes mittlerweile auf acht Meter gestiegen. Es wird davon ausgegangen, dass der Pegel in der Nacht auf maximal 8,65 Meter anschwillt. Der Pegel des Inn liegt bei mehr als 5,70 Meter. Nach den jetzigen Prognosen wird mit einem Pegel von maximal 6,30 Meter in der Nacht gerechnet.

Der oberbayerische Landkreis Berchtesgadener Land hatte in der Nacht den Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Menschen starben in dem Hochwassergebiet. Ein Opfer starb allerdings an einer natürlichen Ursache, wie Landrat Bernhard Kern am Morgen erklärte. Die Feuerwehr war am Samstagabend im Dauereinsatz. Das Wasser schieße aus den Bergen, gleichzeitig stiegen die Pegelstände des Flusses Ache an, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Traunstein.

Betroffen waren vor allem die Orte Berchtesgaden, Bischofswiesen, Schönau am Königssee, Marktschellenberg und Ramsau im äußersten Südosten Bayerns. Dort trat das Wasser stellenweise über die Ufer und überflutete Straßen. Hänge rutschten ab. Medien berichteten von Rekord-Pegelständen an der Ache - bis 22 Uhr lagen sie schon bei etwa 3,75 Metern. Bilder zeigen Straßen, die sich in reißende Bäche verwandelten. Menschen waten knietief im Wasser. Alle paar Hundert Meter sei die Feuerwehr im Einsatz, berichtete ein Augenzeuge. Traktoren räumten Schutt beiseite. Zum Teil stehe das Wasser bis zu 50 Zentimeter hoch.

Rund 130 Menschen mussten aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Darunter seien 80 Menschen aus einer Siedlung in Schönau am Königssee, die angesichts von "geologischen Problemen" weggebracht wurden, sagte Landrat Bernhard Kern. Unklar war, ob die Siedlung länger gesperrt werden muss. Der Bahnverkehr zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden sei eingestellt, so Kern. Auch Straßen seien "extremst in Mitleidenschaft gezogen" worden. Die örtlichen Hilfskräfte seien seit Samstagabend im Dauereinsatz.

Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sind beim Einsatz im Flutgebiet von Berchtesgaden mit ihrem Lastwagen verunglückt. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, wie das Bayerische Rote Kreuz mitteilte. Der Wagen sei mit Sandsäcken beladen gewesen und auf der Salzbergstraße (B319) bergab auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem Auto zusammengestoßen. Dabei überschlug sich der Laster. Den Ermittlungen der Polizei zufolge war der 42-jährige THW-Fahrer zusammen mit seinem 25-jährigen Beifahrer unterwegs. In dem anderen Unfallauto saß ein Urlauber-Ehepaar aus der Oberpfalz. Deren Auto hatte sich bei dem Unfall überschlagen. Die Polizei vermutete, dass möglicherweise die Bremsen des Lasters heiß gelaufen waren. Die beiden THW-Helfer wurden schwer bis mittelschwer verletzt, das Ehepaar nur leicht. Zudem musste die Wasserwacht mehrere gestrandete Wanderer retten, die wegen des Hochwasser nicht mehr weiterkamen, da die Fähren auf dem Königssee nicht mehr fuhren.

Schulen und Kitas der Region bleiben am Montag geschlossen. Es werde eine Notbetreuung geben, teilte das Landratsamt Berchtesgadener Land mit. Ob die Einrichtungen in den Orten Berchtesgaden, Bischofswiesen, Marktschellenberg, Ramsau und Schönau am Königssee auch am Dienstag geschlossen bleiben müssten, sei noch nicht absehbar. Dies diene zum einen der Sicherheit der Kinder, hieß es als Begründung. Vor allem sollen aber die passierbaren Straßen frei gehalten werden, damit die Einsatzkräfte mit ihren schweren Geräten reibungslos durchkommen könnten.

Ebenso trat in Chamerau in der Oberpfalz der Roßbach wegen Starkregens über die Ufer. Ein Gebäude sei mit Sandsäcken vor den Wassermassen geschützt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Im gesamten Landkreis gab es fünf weitere Einsätze der Feuerwehr aufgrund von vollgelaufenen Kellern oder überschwemmten Straßen.

Überschwemmungen an Inn, Iller und Regen

Sintflutartige Regenfälle erfassten in der Nacht auch weite Teile Österreichs. Sowohl in Salzburg als auch in Tirol und der Bundeshauptstadt Wien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, wie die Agentur APA meldete. Im Stadtgebiet von Hallein sei Zivilschutzalarm ausgelöst worden, ebenso wie in Mittersill im Pinzgau sowie in Kufstein in Tirol.

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In der Stadt Salzburg wurde der Hochwasserschutz entlang der Salzach aufgebaut. In Hallein überfluteten die Wassermassen Teile der Altstadt. Ein Bach hatte sich am Abend zu einem reißenden Strom entwickelt, wie die Polizei bestätigte.

In Kufstein sind die Menschen aufgefordert, Gebäude nicht zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen. Im Stadtgebiet erreichte das Wasser der Zulaufbäche des Inns bereits die Straßen. Wegen möglicher Erdrutsche wurde ein Teil der Felbertauernstraße gesperrt. In Wien sorgten starker Regen und Gewitter für Hochbetrieb bei den Feuerwehren. Meist wurden die Feuerwehrleute wegen überfluteter Keller oder Unterführungen gerufen, bis zum Morgen berichtete die Berufsfeuerwehr von über 500 Einsätzen.

Quelle: ntv.de, sbl/chl/dpa

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