Panorama

Trotz Festnahmen und Angriffen Polizei und Feuerwehr ziehen erste positive Silvester-Bilanz

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Nach den schlimmen Ausschreitungen im Vorjahr sind die Einsatzkräfte in Berlin und anderen Großstädten diesmal auf alle Szenarien vorbereitet. Eine erste Bilanz fällt positiv aus. Das heißt allerdings keineswegs, dass die Nacht ruhig verlaufen ist. Nicht nur in Berlin sind Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz.

Am Ende der Silvesternacht haben die Einsatzkräfte in Berlin eine erste positive Zwischenbilanz ihres Einsatzkonzepts gezogen. Nach den massiven Ausschreitungen und Angriffen auf Polizei und Feuerwehr im vergangenen Jahr hatte Berlin die Einsatzkräfte erheblich verstärkt. Die Polizei war mit 4000 Beamten an den erwarteten Brennpunkten in der Stadt vor Ort. "Wir sind mit der Einsatzkonzeption zufrieden", sagte die Sprecherin der Berliner Polizei, Anja Dierschke, in der Nacht dem RBB. Die Zwischenfälle, die es gegeben habe, seien im Vergleich zum Vorjahr, weniger gravierend gewesen. "Der Unterschied war, dass wir aufgrund der hohen Einsatzkräftezahl unmittelbar einschreiten konnten."

Laut Polizei gab es im Laufe der Nacht rund 300 Festnahmen. 15 Beamte wurden verletzt, einer davon konnte den Dienst nicht fortsetzen. Diese Zahlen sind noch nicht abschließend. Auch die Feuerwehr zog in der Nacht eine erste positive Zwischenbilanz. "Wir haben eher kleinere Brände: Mülltonnen, vereinzelt Balkonbrände, aber bislang keine größeren Einsätze", sagte ein Sprecher dem RBB. Es habe vereinzelt Hinweise auf Angriffe gegen Feuerwehrleute gegeben, diese müssten aber noch ausgewertet werden.

Auch wenn die Vorfälle im Vergleich zu den schweren Ausschreitungen im Vorjahr weniger dramatisch ausfielen, verlief die Silvesternacht in der Hauptstadt keineswegs ruhig. Die Feuerwehr meldete allein bis 02.30 Uhr über 750 Einsätze. Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) wurden viele Menschen mit schweren Böllerverletzungen behandelt. Inzwischen seien 22 Patienten mit schweren Augenverletzungen, Brandwunden und Sprengverletzungen an den Händen sowie im Gesicht versorgt worden, teilte die Klinik kurz nach 4 Uhr auf X mit. Das UKB sprach von teils "dramatischen Amputationsverletzungen".

Im Laufe der Nacht berichtete die Polizei bei X von Angriffen auf Einsatz- und Rettungskräfte unter anderem aus den Stadtteilen Neukölln, Mitte, Moabit, Wedding und Charlottenburg. In der zu Neukölln gehörenden Gropiusstadt sei ein Polizeifahrzeug durch eine sogenannte Kugelbombe stark beschädigt worden. Auf dem Alexanderplatz im Zentrum Berlins feierten mehrere Tausend Menschen. Die Stimmung war teils aggressiv. Hunderte meist junge Männer beschossen sich dabei gegenseitig und auch Polizisten mit Feuerwerkskörpern. Es kam zu Festnahmen. In Neukölln entdeckte die Polizei nach eigenen Angaben Personen dabei, wie sie Benzin in Flaschen füllten, um offenkundig Molotovcocktails vorzubereiten.

Großeinsatz in Solingen

Zwischenfälle mit Pyrotechnik und Angriffe auf die Polizei wurden auch aus vielen anderen deutschen Städten gemeldet. In Frankfurt lösten Polizisten eine Menschenmenge an der Konstablerwache auf, aus der heraus sie mit Feuerwerkskörpern angegriffen worden war. Im Leipziger Stadtteil Connewitz wurden laut Polizei Gegenstände auf eine Polizeiwache geworfen. Menschen seien nicht verletzt worden. Etwa 3000 Menschen versammelten sich gegen Mitternacht auf einer Kreuzung und entzündeten Feuer aus Pyrotechnik, Müll und Baustellenabsperrungen. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen.

Zu einem Großeinsatz der Polizei kam es in Solingen in Nordrheinwestfalen. Laut Polizeimitteilung beschossen 30 bis 40 Personen Polizeibeamte und Einsatzkräfte der Feuerwehr mit Pyrotechnik. Es seien auch Barrikaden errichtet und Gegenstände auf der Straße in Brand gesetzt worden. Verletzte gab es demzufolge nicht.

Zwei Männer durch Böller tödlich verletzt

Am Kölner Dom liefen die Silvesterfeiern weitgehend ruhig ab. Wegen Hinweisen auf einen möglicherweise geplanten islamistischen Anschlag, waren die Sicherheitsmaßnahmen dort seit Tagen stark verschärft worden. "Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches", sagte ein Polizeisprecher in der Nacht.

Mindestens zwei Menschen starben in Deutschland in der Silvesternacht durch Feuerwerksverletzungen. Im Landkreis Cham in der Oberpfalz warf ein 18-Jähriger nach bisherigen Informationen der Polizei einen Böller in ein Kunststoffrohr, um ihn darin explodieren zu lassen. Als der junge Mann mit dem Kopf über dem Rohr gewesen sei, sei der Böller explodiert und habe den Mann tödlich verletzt.

Im Koblenzer Stadtteil Rübenach wurde ein ebenfalls 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt und starb trotz Reanimationsversuchen.

Quelle: ntv.de, mbo

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