Amtsärztin fürchtet Überlastung "Sind nicht über den Berg - im Gegenteil"
04.09.2021, 08:28 Uhr
Wie schlimm wird die Corona-Situation im Herbst, wenn sich das Leben in vielen Bereichen wieder nach innen verlagert? Eine führende Amtsärztin ist pessimistisch. In den großen Städten spitze sich die Lage aufgrund der hohen Inzidenz wieder zu, sagt sie in einem Interview.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, warnt vor einer Überforderung der Gesundheitsämter in der Pandemie. "In den großen Städten spitzt sie sich aufgrund der hohen Inzidenz wieder zu", sagt sie in der "Rheinischen Post". Viele Gesundheitsämter gerieten durch die zunehmenden Inzidenzen an in ihre Belastungsgrenze. "Ich glaube nicht, dass wir über den Berg sind - im Gegenteil: Weil die Kontaktbeschränkungen aufgehoben wurden, hat das Virus doch wieder deutlich mehr Möglichkeiten, sich ungebremst zu verbreiten. Die Tendenz geht eindeutig nach oben."
Teichert begrüßt dagegen die Pläne einzelner Länder, nur noch positiv getestete Schüler in Quarantäne zu schicken. "Wenn die Anzahl der Quarantänefälle sinkt, wird das auch die Gesundheitsämter entlasten." Wichtig seien einheitliche Regeln für die Quarantäne an Schulen. "Alles andere führt zu einer extremen Verunsicherung von Schülern und Eltern."
Neue Daten weisen darauf hin, dass volle Klassenzimmer entgegen aller Befürchtungen keine Pandemietreiber sind. Zwar steigen die Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen weiter steil an, besonders stark sind die 5- bis 19-Jährigen betroffen. Doch gerade in Bayern und Baden-Württemberg, die sich noch in den Sommerferien befinden, sind die Inzidenzen zuletzt am meisten gestiegen.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht
Deutschlandweit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen aktuell bei 80,7 und damit leicht über dem Wert vom Freitag (80,2). Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben die Gesundheitsämter 10.835 Neuinfektionen und 24 Todesfälle binnen eines Tages gemeldet.
Auch die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen ist gestiegen. Das RKI gibt den Wert mit 1,83 an, nachdem es am Freitag 1,74 waren. Der bisherige Höchstwert lag in der vergangenen Weihnachtszeit bei rund 15,5. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch wird, ist unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede allerdings nicht vorgesehen.
Quelle: ntv.de, chr