Panorama

Piloten sterben "Märtyrertod" Türkei verliert Phantom-Jets

Zweisitzige Aufklärer: Die türkische Luftwaffe fliegt unter anderem mit Jets vom Typ RF-4E "Phantom" (Archivbild).

Zweisitzige Aufklärer: Die türkische Luftwaffe fliegt unter anderem mit Jets vom Typ RF-4E "Phantom" (Archivbild).

(Foto: AP)

Ein Vorfall am Himmel über der Zentraltürkei lässt Militärexperten aufhorchen: Die türkische Luftwaffe meldet den Absturz zweier Aufklärer in der Region Malatya - in rund 150 Kilometer Entfernung zur syrischen Grenze.

Bei einer Übung der türkischen Streitkräfte sind aus bislang ungeklärter Ursache zwei Kampfjets abgestürzt. Bei dem Unglück seien alle vier Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen, teilte die Luftwaffe des Nato-Landes mit. Die Insassen der beiden Jets seien "einen Märtyrertod" gestorben, hieß es.

Bei den beiden Unglücksmaschinen handelt es sich den Angaben zufolge um Flugzeuge vom Typ RF-4E "Phantom" aus US-amerikanischer Produktion, die bei der türkischen Luftwaffe als taktischer Aufklärer im Einsatz sind. Der zweisitzige Flugzeugtyp gilt weithin als zuverlässig, aber auch als grundlegend veraltet.

Erste Bilder von der Absturzstelle in der Priovinz Malatya: Sicherheitskräfte sichern das Gelände weiträumig ab.

Erste Bilder von der Absturzstelle in der Priovinz Malatya: Sicherheitskräfte sichern das Gelände weiträumig ab.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Erstflug des ursprünglich vom US-Hersteller McDonnell Douglas (später Boeing) entwickelten Kampfjets datiert auf das Jahr 1958. Das Modell Phantom wurde in verschiedenen Versionen von zahlreichen Streitkräften übernommen. Auch Piloten der deutschen Bundeswehr flogen über Jahrzehnte mit diesen vielseitigen, allwettertauglichen Maschinen. Die letzten Jagdbomber des Typs Phantom wurden bei der Bundeswehr erst im Sommer 2013 ausgemustert.

In der Luft zusammengestoßen?

Wie es zu dem Unglück in der Türkei kam, ist bislang noch vollkommen unklar. Die Tatsache, dass zeitgleich zwei Maschinen verloren gingen, legt eine Kollision der beiden Flugzeuge nahe. Die Frage, warum sich keines der insgesamt vier Besatzungsmitglieder durch einen Notausstieg per Schleudersitz retten konnte, dürfte die Spekulationen zusätzlich anheizen.

Technisches Versagen oder gar ein Abschuss durch feindlich gesinnte Mächte erscheinen dagegen als sehr unwahrscheinlich. Nach Angaben aus Militärkreisen ereignete sich der Vorfall bei einer Übung im Bezirk Akcadag in der zentral-türkischen Provinz Malatya, mehr als 150 Kilometer nördlich der Grenze zu Syrien.

Damit dürften sich die beiden Maschinen weit außerhalb jeglicher Luftabwehrwaffen syrischer Bürgerkriegsparteien bewegt haben. Rettungskräfte hätten die Wracks der beiden Maschinen erreicht, erklärte der türkische Innenminister Efkan Ala nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu im türkischen Parlament.

An der Grenze zum Kriegsgebiet

Die Sorge vor einer Eskalation in der Region sind nicht unberechtigt: Vor knapp drei Jahren schossen syrische Luftabwehrgeschütze eine türkische F-4 über dem Mittelmeer ab. Dabei waren beide Phantom-Piloten ums Leben gekommen. Die Attacke hatte ernste Bedenken um eine Ausweitung des Syrien-Konflikts aufgeworfen.

Südlich der türkischen Grenze kämpfen nicht nur verschiedene Rebellengruppen gegen das Regime von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. In dem von einem brutalen Bürgerkrieg zerrissenen Land konnten sich auch die Milizen des radikal-islamistisch auftretenden "Islamischen Staats" (IS) etablieren. Mittlerweile kontrollieren IS-Kräfte weite Landstriche im Osten des Landes bis tief hinein in den Westen und Norden des angrenzenden Irak.

Gedrängel am Himmel

Die Region gleicht einem Pulverfass. Der Luftraum wird von zahlreichen Militärmaschinen unterschiedlicher Herkunft stark frequentiert: Unter der Führung der USA fliegt eine breite Allianz in der Region Luftangriffe gegen Stellungen des IS. Nach dem Feuertod eines jordanischen Piloten flog zuletzt Jordanien von Süden aus verstärlt Einsätze gegen Ziele in Syrien. Vereinzelt und unabgestimmt beteiligten sich am Kampf gegen den IS sogar Kampfjets aus dem Iran.

Im Fall eines Angriffs auf türkische Flugzeuge stünde die Nato theoretisch vor dem Bündnisfall. Um das Land vor Überfällen mit Flugzeugen oder ballistischen Raketen zu schützen, sind seit Anfang 2013 deutsche Luftabwehr-Soldaten mit "Patriot"-Batterien im Süden der Türkei bei Kahramanmaras stationiert.

Quelle: ntv.de, mit AFP/rts

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