"Sie ist das Opfer meiner Güte" Überlebender konfrontiert Giftpilz-Mörderin vor Gericht
25.08.2025, 12:14 Uhr Artikel anhören
Ian Wilkinson (re.) vor dem Obersten Gerichtshof von Victoria in Melbourne.
(Foto: IMAGO/AAP)
2023 serviert Erin Patterson ihren Verwandten ein mit Giftpilzen versetztes Mittagessen. Drei Gäste sterben, einer überlebt nur knapp. In einer Anhörung wendet sich der Überlebende nun direkt an die Mörderin seiner Frau. Auch Pattersons Ex-Mann kommt vor Gericht zu Wort.
Vergangenen Monat wurde die als Giftpilz-Mörderin bekannte Australierin Erin Patterson von einer Geschworenen-Jury schuldig gesprochen. Sie hatte im Juli 2023 drei Menschen umgebracht und einen weiteren versucht zu töten, indem sie ihnen ein mit giftigen Pilzen versetztes Essen serviert hatte.
Bei einer Anhörung am Montag kam neben einer Gruppe von Angehörigen der Todesopfer auch der einzige Überlebende des Pilz-Anschlags zu Wort, der Pastor Ian Wilkinson. Er hatte bei dem tödlichen Mittagessen sowohl seine Frau als auch seine Schwägerin und seinen Schwager verloren.
Wilkinson sagte vor Gericht, er habe sich noch immer nicht vollständig von der Vergiftung erholt. Dennoch vergebe er Patterson, dass sie ihn ermorden wollte. "Ich bin nicht mehr Erin Pattersons Opfer. Jetzt ist sie das Opfer meiner Güte", zitiert ihn der "Guardian". Den Tod seiner Frau Heather und der anderen beiden Personen könne er ihr jedoch nicht verzeihen.
"Trauma hat tiefe Wunden hinterlassen"
Wilkinson berichtete laut der britischen Zeitung von seiner 44 Jahre langen Ehe mit Heather und dem Verlust an Ruhe und Lebensfreude, den ihr Mord verursacht habe. Auch die vier gemeinsamen Kinder würden extrem leiden. "Das Trauma, das sie durch den Tod ihrer Mutter und meinen Beinahe-Tod erlebt haben, hat tiefe Wunden hinterlassen", so Wilkinson.
Dann soll der Pastor sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt und einen Schluck Wasser getrunken haben, ehe er seine Aussagen wie folgt abgeschlossen habe: "Mein Trost ist, dass wir in der Auferstehung und im kommenden Zeitalter wieder vereint sein werden."
Laut BBC drückte auch Erins Ex-Ehemann Simon Patterson über eine Sprecherin der Familie dem Gericht gegenüber seine Trauer aus. Demzufolge seien die vergangenen Jahre insbesondere für seine Kinder schwer gewesen, da sie nun ohne ihre Großeltern und ihre Mutter leben müssten.
"Die traurige Realität ist, dass sie in einem irreparabel zerbrochenen Zuhause mit einem alleinerziehenden Elternteil leben, während fast jeder weiß, dass ihre Mutter ihre Großeltern ermordet hat", hieß es in dem Statement.
"Verdient keine Gnade von diesem Gericht"
Die Staatsanwaltschaft schloss die Verhandlung mit dem Antrag, Patterson zu lebenslanger Haft ohne Bewährung zu verurteilen. Vor Gericht erklärte Staatsanwältin Jane Warren, ihre Taten seien als "Straftaten der schlimmsten Kategorie" einzustufen. Sie verwies dabei unter anderem auf den hohen Planungsaufwand.
Darüber hinaus argumentierte die Staatsanwaltschaft, dass Patterson die Tage nach dem Mittagessen damit verbracht habe, Beweise zu vernichten und die Polizei zu belügen. "Es handelt sich um ein Verbrechen, das so grausam und schrecklich ist, dass die Täterin unserer Meinung nach keine Gnade von diesem Gericht verdient", so Warren.
Patterson's Anwalt Colin Mandy stimmte zu, dass nur eine lebenslange Haftstrafe angemessen sei, argumentierte jedoch, dass eine Bewährung angemessen sei, da seine Mandantin aufgrund ihrer Bekanntheit wahrscheinlich einen Großteil ihrer Haftstrafe in Isolation verbringen werde.
Richter Christopher Beale wird das Strafmaß am 8. September in Melbourne verkünden.
Quelle: ntv.de, apr