Panorama

Fünftes Todesopfer in Österreich Übersteht Deutschland das Hochwasser mit "blauem Auge"?

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Sachsen könnte "vergleichsweise glimpflich" davonkommen, schätzt Umweltminister Günther.

Sachsen könnte "vergleichsweise glimpflich" davonkommen, schätzt Umweltminister Günther.

(Foto: dpa)

Deutschland könnte beim aktuellen Hochwasser glimpflich davonkommen. Der Wetterdienst hebt Unwetterwarnungen für Bayern auf, Sachsen dürfte das Hochwasser laut Umweltminister noch mit einem "blauen Auge" überstehen. Aus anderen europäischen Ländern kommen weiterhin Krisenmeldungen - die Opferzahlen steigen.

Während die Pegel der Elbe in Sachsen zunächst noch steigen, ist in Bayern Entspannung in Sicht. In Dresden nähert sich der Elbpegel der Sechsmetermarke und damit der Alarmstufe 3, wie die Hochwasserzentrale Sachsen mitteilte. Das Überschreiten dieses Richtwerts wird in der Nacht zum Mittwoch erwartet. Am Pegel Schöna an der Grenze zu Tschechien gilt nach wie vor die dritthöchste Alarmstufe.

Die Alarmstufe 4 wird demnach aber an keinem sächsischen Elbpegel erreicht. Ein sehr langgestreckter Hochwasserscheitel wird in Schöna und in Dresden ab Mittwoch erwartet. Ab Donnerstag ist auch wegen der nachlassenden Niederschläge mit fallenden Wasserständen der Elbe zu rechnen. Die Pegel an Neiße, Spree und Schwarzer Elster sinkt in Sachsen bereits wieder.

Nach Einschätzung von Umweltminister Wolfram Günther wird Sachsen das Hochwasser "mit einem blauen Auge, vielleicht noch nicht mal" überstehen. Angesichts der dramatischen Bilder aus Osteuropa und Südosteuropa mit Todesopfern und Zerstörungen werden "wir vergleichsweise glimpflich davonkommen", sagte er nach einer Kabinettssitzung in Dresden. Eine Entwarnung sei das noch nicht. Bei der Elbe werde es dauern, bis sie unter die Alarmstufe 1 komme, eventuell bis Ende September, da Tschechien die Talsperren nach und nach ablassen werde.

Höchststand in München im Laufe des Tages

Der Deutsche Wetterdienst hob für Bayern alle Unwetterwarnungen wegen ergiebigen Dauerregens auf, nachdem die Regenfälle nachließen. Es könne aber "noch bis über die Wochenmitte hinaus" teils größere Hochwasser an einigen Flüssen geben.

Zuvor hatte der Dauerregen in der Nacht nach Angaben des Hochwassernachrichtendiensts Bayern die Wasserstände noch einmal verbreitet ansteigen lassen. An der Donau in Passau wurde um Mitternacht die Meldestufe 3 überschritten. Der Scheitel soll dort im Tagesverlauf erreicht werden.

Auch der Wasserstand der Isar in München stieg zuletzt noch an, aber auch dort wird der Höchststand im Lauf des Tages erwartet. Auch an anderen Flüssen wie der Vils und im Einzugsgebiet des Inns sind die Scheitel weitgehend erreicht. Die Hochwasserlage "entspannt sich" in den kommenden Tagen, erklärte der Hochwassernachrichtendienst.

Elbe und Spree treten in Brandenburg über die Ufer

In Brandenburg sehen sich die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) vorbereitet - sollte die Oder mit dem Hochwasser aus Polen über die Ufer treten. Ab Mitte der Woche mache ein Anstieg des Wassers in der Oder die größte Sorge, sagte Sebastian Gold vom THW. Die Lage sei aber noch unklar, man richte sich auf alles ein. Für Sonntag wird zum Beispiel am Pegel Ratzdorf südlich von Frankfurt/Oder mit der höchsten Alarmstufe 4 gerechnet. Dann könnten auch Grundstücke überflutet werden.

Bislang sind die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree über die Ufer getreten. Es gilt zum Beispiel Hochwasser-Alarmstufe 1 am Pegel der Spree in Spremberg. Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer übers Ufer zu treten.

Fünftes Todesopfer in Niederösterreich

Trotz nachlassender Regenfälle gibt es in den Hochwasser-Gebieten in Mittel- und Osteuropa noch keine Entwarnung: In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. In einem überfluteten Haus entdeckten Feuerwehrleute ein fünftes Todesopfer. In Polen stieg der Zahl der Toten auf sechs. Damit kamen bei den Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien insgesamt 21 Menschen ums Leben.

In Niederösterreich, wo nach tagelangem Dauerregen immer noch ganze Landstriche unter Wasser stehen, wurden am Montag und in der Nacht zu Dienstag sieben Ortschaften im Tullnerfeld evakuiert. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt rückte die österreichische Feuerwehr seit Freitag zu 33.000 Einsätzen aus.

Am Morgen entdeckten Feuerwehrleute in einem überfluteten Haus in Würmla in Niederösterreich die Leiche einer 81-jährigen Frau. Am Montag waren bereits zwei Männer im Alter von 70 und 80 Jahren tot aufgefunden worden. Sie waren nach Polizeiangaben von den steigenden Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossen worden. Später entdeckten die Rettungskräfte in Klosterneuburg die Leiche eines weiteren Mannes im Wasser.

Am Sonntag war in Niederösterreich bereits ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, der nachlassende Regen habe "etwas Entspannung" gebracht. In vielen Regionen gingen die Pegel "Gott sei Dank" zurück. Das Ausmaß der Schäden sei aber "noch nicht abschätzbar".

Erdrutsche drohen

In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen in Österreich zwar nur noch einzelne Regenschauer. Gewarnt wird nun vor drohenden Erdrutschen, weil infolge der Überschwemmungen Erd- und Gesteinsmassen und ganze Berghänge ins Rutschen geraten könnten.

Auch in Polen, Tschechien und Rumänien ist die Gefahr noch nicht gebannt. In Polen verzeichneten die Behörden am Dienstag zwei weitere Todesopfer. Wie die Polizei mitteilte, sind damit insgesamt sechs Menschen mutmaßlich in den Fluten ertrunken. In Rumänien gab es bereits sieben Tote.

In Tschechien, wo bislang drei Tote verzeichnet wurden, sind immer noch mehr als 60.000 Haushalte ohne Strom, vor allem im Nordosten des Landes. Am Montagabend mussten 500 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. In Rumänien gab es bislang sieben Tote.

Experten zufolge führt die Erderwärmung zu häufigerem und intensiverem Starkregen. Eine Analyse des europäischen Forschungskonsortiums ClimaMeter ergab, dass der Starkregen in Mittel- und Osteuropa in den vergangenen Tagen "größtenteils" auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen ist. Starkregen-Ereignisse wie dieses sind heute demnach bis zu 20 Prozent intensiver als noch am Ende des vergangenen Jahrhunderts.

Quelle: ntv.de, toh/AFP/dpa

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