Kritik an Hühnerhaltung Viele Hennen sterben vor der Schlachtung
21.05.2015, 16:26 Uhr
Nach Angaben des Bundesagrarministeriums gab es Ende 2013 rund 38,4 Millionen Legehennen in Deutschland.
(Foto: dpa)
Bei keinem Tierprodukt gibt es so viel Transparenz wie beim Ei: Ob Bio- oder Bodenhaltung verrät der aufgedruckte Code. Über die Gesundheit der Hennen erfährt der Verbraucher nichts. Nun zeigt Foodwatch Missstände auf - und das nicht nur bei der Käfighaltung.
Trotz des Verbots von Käfigbatterien werden viele Legehennen in Deutschland nach einem Foodwatch-Report nicht artgerecht gehalten. Die auf maximale Leistung gezüchteten Tiere seien anfällig für Krankheiten und oft verhaltensgestört. "Federpicken und Kannibalismus sind weit verbreitet", kritisiert die Verbraucherorganisation in ihrem Bericht. Missstände gibt es demnach auch in Bio-Betrieben. Denn wie gesund die Hennen seien, hänge nicht unbedingt von der Haltungsform oder der Betriebsgröße ab.
Foodwatch prangert auch die Praxis des Schnabelkürzens an, die in der deutschen Legehennen-Haltung nicht die Ausnahme, sondern die Regel sei. Mit dem Eingriff soll verhindert werden, dass die Tiere sich durch aggressives Picken gegenseitig verletzen. In der Öko-Haltung komme diese Methode zwar nicht zur Anwendung - umso schlimmer seien dort die Probleme durch verhaltensgestörte Hennen. Studien mehrerer Universitäten zeigen dem Report zufolge außerdem, dass etwa jede zweite Henne Brustbeinschäden habe. Weil die Legeleistung von anfangs 27 Eiern im Monat schnell nachlasse, würden die Hennen üblicherweise bereits nach einer Legeperiode geschlachtet. 6 bis 18 Prozent der Tiere seien in so schlechter Verfassung, dass sie diesen Zeitpunkt schon gar nicht mehr erlebten.
Foodwatch fordert deshalb gesetzliche Vorgaben und Kontrollen im Betrieb. So müssten etwa Gefiederzustand, Kammfarbe, Parasitenbefall und Sterblichkeitsrate systematisch erfasst und alle Ergebnisse öffentlich gemacht werden. Das schaffe Transparenz vom Hersteller bis zum Handel und vergrößere den Anreiz für die Betriebe, sich an Vorgaben zu halten. Wer dauerhaft dagegen verstößt, darf nach den Vorstellungen der Organisation seine Eier nicht vermarkten und verliert schlimmstenfalls die Lizenz.
Foodwatch startet Kampagne
Verbraucher hätten keine Möglichkeit, sich beim Einkauf für ein garantiert tiergerecht erzeugtes Ei zu entscheiden. Die Kennzeichnung der verschiedenen Haltungsformen reicht den Verbraucherschützern "bei weitem" nicht aus. Ebenso stark wie von der Haltung hänge die Gesundheit der Hennen vom Betriebsmanagement ab. Momentan werde weder systematisch überprüft, wie gesund Legehennen seien, noch gebe es Vorgaben für die Halter. Die Konsumenten wüssten nicht, unter welchen haltungsbedingten Krankheiten oder Verhaltensstörungen die Tiere leiden würden.
Um die Situation der Tiere zu verbessern, fordert Foodwatch eine "Tierhaltungswende". Hennen-Halter sollen demnach gesetzlich dazu verpflichtet werden, ihre Tiere in "bestmöglicher" Form zu halten. Zudem soll es verbindliche Vorgaben für die Gesundheit der Tiere geben. Mit einer E-Mail-Aktion an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU ruft Foodwatch die Bürger auf, an die Bundesregierung zu appellieren, damit diese sich auf EU-Ebene für eine "echte Tierhaltungswende" einsetzt.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP