Liveticker zum NSU-Prozess +++ 13:50 Götzl beendet Prozesstag +++
09.12.2015, 13:34 UhrDer Prozesstag ist zu Ende. Am kommenden Dienstag geht es weiter - und zwar mit der Vernehmung des Zeugen, der für diesen Termin ursprünglich geplant war. Das heißt: Fragen zur Aussage Zschäpes stehen erst einmal nicht auf der Tagesordnung.
+++ 13:47 Nebenklage solidarisiert sich mit Sturm, Stahl und Heer +++
Mehrere Nebenklage-Anwälte solidarisieren sich mit Sturm, Stahl und Heer. Sie sehen keinen Grund, sie einfach so zu entbinden.
+++ 13:43 "Altverteidiger" belächeln Antrag - Zschäpe schaut gehässig +++
Stahl, Heer und Sturm belächeln den Antrag Grasels auf ihre Entlassung. Zschäpe bleibt neutral und wirft ab und zu einen gehässigen Blick zu den drei Juristen. Heer meldet sich nach dem Antrag zu Wort: Er weist den Vorwurf des bewusst schädigenden Verhaltens gegen die Angeklagte zurück. Stahl schließt sich dem an, auch Sturm widerspricht den Vorwürfen. Alle drei wollen eine ausführliche Stellungnahme folgen lassen.
+++ 13:33 Grasel will Sturm, Stahl und Heer loswerden +++
Zschäpes Anwalt Mathias Grasel reicht einen Antrag ein: Er will, dass die "Altverteidiger" Sturm, Stahl und Heer entbunden werden. Ein geeigneter Beistand durch sie sei nicht gegeben. Das Vertrauensverhältnis mit Zschäpe sei endgültig und nachhaltig erschüttert. Die drei ursprünglichen Pflichtverteidiger Zschäpes waren stets gegen eine Aussage Zschäpes. Eine darauf fußende Strategie ist mit dem heutigen Tag hinfällig.
+++ 13:24 Richter Götzl schlägt vor, dass Zschäpe teilweise selbst antwortet +++
Richter Manfred Götzl versucht nun zu klären, wie mit Nachfragen zu Zschäpes Aussage verfahren werden könnte. Er schlägt vor, dass Zschäpe zu ihren persönlichen Verhältnissen selbst antwortet. Der morgige Verhandlungstag soll abgesagt werden.
+++ 13:07 n-tv-Reporter: Aussage "an der Grenze zum Grotesken" +++
Für n-tv beobachtet Reporter Christof Lang den Prozess. Er hält die Aussage Zschäpes "für an der Grenze zum Grotesken und potenziell schädlich für Zschäpe". Lang bezweifelt, dass das Gericht es ihr abnimmt, sie sei unpolitisch und aussteigewillig gewesen und sie habe von nichts gewusst. Jedenfalls habe sie Zahlen, Daten und Fakten preisgegeben, die ihr das Gericht andernfalls mühsam hätte nachweisen müssen.
+++ 12:41 Nebenklägerin Kubasik nimmt Entschuldigung nicht an +++
Die Nebenklägerin Gamze Kubasik, deren Vater dem NSU zu Opfer gefallen ist, ist enttäuscht von Zschäpes Aussage: "Mit ihrer Erklärung versucht Frau Zschäpe, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Dieser Aussage glaube ich kein Wort." Die Entschuldigung Zschäpes nehme sie nicht an: "Sie ist eine Frechheit, vor allem, wenn sie dann noch verbunden wird mit der Ansage, keine unserer Fragen zu beantworten."
+++ 12:33 Pause im NSU-Prozess endet erst um 13 Uhr +++
Die Pause im NSU-Prozess geht erst um 13 Uhr zu Ende. n-tv.de-Redakteurin Solveig Bach hat die Zwischenzeit genutzt und eine erste Einschätzung geschrieben. Sie lesen sie hier. Im Liveticker halten wir Sie nun auf dem Laufenden darüber, wie der Prozess weitergeht.
+++ 12:19 Anklage reagiert verhalten auf Zschäpe-Aussage +++
Bundesanwalt Herbert Diemer sagte: "Wir werden diese Einlassung natürlich genauestens prüfen." Sie sei "ein Beweismittel unter vielen". Eine Bewertung wolle er noch nicht vornehmen. "Alles andere wäre unprofessionell."
+++ 11:57 Geht Götzl auf Zschäpes Bitte ein? +++
In der Verhandlungspause stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Lässt sich Richter Götzl auf Zschäpes Bitte ein, Fragen nur schriftlich zu beantworten? Dann wäre es das für heute im OLG München gewesen. Er könnte Zschäpe aber auch direkt befragen - und sie damit in Zugzwang bringen. Zschäpes Anwalt würde dann wohl darum bitten, dass er sich zur Beratung mit der Angeklagten zurückziehen darf. Der Prozess wäre dann abermals unterbrochen.
+++ 11:40 Opferanwalt: "Das ist nicht glaubwürdig" +++
Es gibt erste Reaktionen auf die Aussage Zschäpes. Opferanwalt Mehmet Daimagüler sagt: "Sie trank Sekt, während um sie herum gemordet wurde. Das ist nicht glaubwürdig." Sein Kollegen Stephan Lucas beklagt die "Mitleidsschiene über 50 Seiten".
+++ 11:29 Richter unterbricht NSU-Prozess für Pause +++
Die Verlesung der Aussage ist beendet. Richter Götzl unterbricht den NSU-Prozess für eine einstündige Pause. Zuvor fragt er Zschäpe noch, ob die verlesenen Aussagen auch ihre Worte gewesen seien, weil sie in der "Ich"-Form verlesen und von ihr unterschrieben worden seien. Daraufhin antwortet sie mit "Ja" und nickt.
+++ 11:22 Zschäpe entschuldigt sich bei Opfern und Angehörigen +++
Beate Zschäpe zeigt Reue für die Taten des NSU. Sie lässt von ihrem Anwalt verlesen: "Ich entschuldige mich aufrichtig bei den Opfern und Angehörigen der Opfer." Und: "Ich fühle mich moralisch schuldig, zehn Morde nicht verhindert zu haben."
+++ 11:20 Zschäpe: "Gelegentlich eine Pistole in den Schrank geräumt" +++
Hat Zschäpe Waffen beschafft? "Ich hatte gelegentlich eine Pistole in den Schrank geräumt, wenn sie herumlag. Ich gewöhnte mich daran, ab und zu eine herumliegend Pistole gesehen zu haben. Akzeptiert habe ich es nie." Zschäpe äußert sich auch zu den Bekennervideos im Stile des Rosaroten Panthers. Diese will sie im Zusammenhang mit dem Prozess zum ersten Mal gesehen haben.
+++ 11:12 Zschäpe bestreitet Mitgliedschaft im NSU +++
Jetzt nimmt sich Zschäpe den Vorwurf vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein: Sie als gleichberechtigtes Gründungsmitglied des NSU zu bezeichnen, entbehre aller sachlichen Grundlagen und basiere lediglich auf Indizien. Den Begriff des "Nationalsozialistischen Untergrunds" habe sich Mundlos einfallen lassen. Es könne nicht sein, dass sie Gründungsmitglied sei. Niemals gab es einen Verein oder eine "Gründung" des NSU. Es habe keine gemeinsamen Ziele gegeben. Weder damals noch heute habe sie sich als Mitglied einer solcher Bewegung gesehen. Wenn man NSU als terroristische Vereinigung betrachtet hätte, hätte es nur aus zwei Personen bestehen können: Mundlos und Böhnhardt.
+++ 11:08 Zschäpe: Habe versucht, Nachbarn vor Brandstiftung zu warnen +++
Am 4. November 2011 dann die letzten Stunden des NSU: Sie habe im Radio vom Brand des Wohnmobils und zwei Toten gehört. Der Tag war gekommen, vor dem sie sich immer gefürchtet habe. Sie wollte den letzten Willen der beiden erfüllen. Sie habe der Nachbarin Bescheid geben wollen, bevor sie Benzin im Haus vergoss. Zschäpe hätte nach eigenen Angaben die Frau auch mit sanfter Gewalt aus dem Haus gebracht. Falls es ihr nicht gelungen wäre, hätte sie ihr Vorhaben abgebrochen, versichert sie. Doch auf ihr Klingeln habe niemand reagiert. Auch bei den anderen Nachbarn habe sie mehrfach geklingelt und geklopft. Doch niemand habe geöffnet, also sei sie wieder gegangen, um die Wohnung anzuzünden. Sie weist die Anklage mit Entschiedenheit zurück, die Handwerker im Dachgeschoss und die alte Dame leichtfertig in Gefahr gesetzt zu haben.
+++ 11:04 Zschäpe berichtet von Umzug in letzte Wohnung +++
Zschäpe berichtet vom Umzug in die Frühlingstraße in Zwickau. Mundlos und Böhnhardt hätten beide mehrmals erwähnt, sich erschießen zu wollen, wenn die Polizei sie entdecken würde. Sie musste ihnen versprechen, in diesem Fall die von Mundlos vorbereiteten DVDs zu versenden, die Wohnung in Brand zu setzen und beide Eltern zu benachrichtigen. Mundlos wollte, dass alle Beweise vernichtet werden und nur die DVDs übrig blieben. Böhnhardt wollte, dass nichts über ihre Lebensweise bekannt werden sollte. Vier Jahre lang passierte jedoch nichts.
++11:01 Zschäpe: Trank aus Verzweiflung flaschenweise Sekt +++
Vorangegangen waren nach mehreren misslungenen Überfällen weitere vier Morde in München, Dortmund und Kassel (in den Jahren 2005 und 2006). Auch von diesen Taten habe sie nichts gewusst und sei erst gebündelt nachträglich darüber informiert worden. Sie habe die Dinge nur noch geschehen lassen können. In der Zeit habe sie ihre Katzen vernachlässigt und täglich drei bis vier Flaschen Sekt getrunken.
++10:56 NSU ermordete Kiesewetter wegen Pistolen +++
Jetzt wendet sich Zschäpes Aussage dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter zu. Auch hier: Zschäpe will von nichts gewusst haben. Mundlos und Böhnhardt berichteten ihr Tage später davon. Zschäpe sagt, sie sei ausgerastet und habe nach dem Warum gefragt. Antwort: "Es ging ihnen nur um die Pistolen der Polizisten, weil ihre eigenen nicht mehr so gut funktionierten." Das Motiv für den Polizistenmord von Heilbronn galt bislang als unklar.
++10:50 Zschäpe: Wollte Böhnhardt und Mundlos zur Aufgabe bewegen +++
Die Aussage fährt fort mit dem vierten und fünften Mord in München am 29. August 2001 und Rostock am 25. Februar 2004. Wieder sagt Zschäpe, sie sei nicht beteiligt gewesen. Nachdem die Männer von der Tat berichtet hätten, habe sie stundenlang auf die beiden eingeredet. Sie habe verlangt, dass sie damit aufhören und bat die beiden, sich nicht umzubringen. Die Männer versprachen es ihr.
++10:45 Zschäpe: Von Bau der Kölner Nagelbombe nichts gewusst +++
Ein Ausstieg schien für sie unmöglich, sagt Zschäpe. Die Stimmung des Trios untereinander sei nach den ersten Morden eisig gewesen. Es habe kein Weihnachtsfest gegeben, Silvester habe sie alleine verbracht. Und auch ihren Geburtstag feierten sie nicht. Von dem Bombenanschlag in Köln am 9. Juni 2004 habe sie erst durch Presse erfahren. Böhnhardt soll die Bombe in seinem Zimmer gebaut und alles bereits vor Weihnachten geplant haben. Vom Bau der Bombe habe sie nichts mitbekommen, immer wenn sie joggen war, wurde gebastelt. Erst später berichteten Mundlos und Böhnhardt von der Tat, so Zschäpe. O-Ton der beiden: Sie hätten ihr Leben "eh schon verkackt". Zschäpe sagt, sie habe ihnen nicht mehr getraut, konnte sich aber trotzdem nicht von ihnen trennen und Konsequenzen ziehen.
++10:38 Zschäpe "fühlte sich von Morden abgestoßen" +++
Auch von den zweiten und dritten Morden am 13. Juni 2001 in Nürnberg und am 27. Juni 2001 in Hamburg will Zschäpe vorab nichts gewusst haben. Sie habe nicht nach Details der Morde gefragt und es nicht glauben können, dass sie noch einmal auf Menschen schießen konnten. Zum ersten Mal hätten die beiden ausländerfeindliche Gründe für ihre Taten geäußert. Sie fühlte sich von den Taten abgestoßen, aber Böhnhardt zugewandt und ergab sich ihrem Schicksal. Sie stellte fest: Die beiden brauchten sie nicht, aber sie brauchte die beiden.
+++ 10:32 Zschäpe bestreitet Mittäterschaft an erstem NSU-Mord +++
Beate Zschäpe bestreitet, vorab von dem ersten Mord des NSU an Enver Simsek am 9. September 2000 gewusst und sich daran beteiligt zu haben. Der Nürnberger Blumenhändler wurde auf einem Parkplatz erschossen. Wenige Monate später erst hätten Mundlos und Böhnhardt davon erzählt.
+++ 10:28 Zschäpe sagt: Sie schwieg zu Überfällen aus Angst +++
Im Oktober 1999 begehen Mundlos und Böhnhardt zwei weitere Raubüberfälle. Auch hier betont sie, an Planung und Durchführung nicht beteiligt gewesen zu sein. Zschäpe ließ sich von Anwalt Eisenegger beraten und bemerkte, dass es zum Aussteigen zu spät sei. Sie hatte Angst, dass ihr niemand glauben würde, nicht aktiv an Raubüberfällen beteiligt gewesen zu sein. Ein Großteil der Beute wurde in der Wohnung versteckt, die Männer hatten immer noch den Gedanken nach Südafrika auszuwandern.
+++ 10:22 Zschäpe wendet sich an Szeneanwalt +++
Am 7. März 1999 wandte sie sich an einen rechten Anwalt mit dem Namen Eisenegger. Sie berichtete ihm von der Garage und einem Überfall, weil die Männer mit den Überfällen weitermachen wollten. Mundlos und Böhnhardt hatten gleichzeitig mit Tino Brandt Kontakt und fragten nach der Vermittlung einer Wohnung im Ausland oder Deutschland, um sich abzusetzen. Zschäpe selbst wollte in Deutschland bleiben.
Also: Zschäpe gibt zu, von einem Überfall gewusst zu haben. An Planung und Durchführung will sie aber nicht beteiligt gewesen sein.
+++ 10:16 Zschäpe: "Ich wollte Böhnhardt zurückgewinnen" +++
Die Erklärung geht weiter mit der Trennung von Uwe Böhnhardt. "Meine Gefühle zu Böhnhardt waren nach wie vor sehr intensiv. Ich versuchte, mich der Gruppe wieder anzuschließen und Böhnhardt zurückzugewinnen." Wenig später sei die berühmt-berüchtichtigte Garage Nummer 5 an der Kläranlage gemietet worden. Der Zweck sei gewesen, Propagandamaterial zu deponieren. "Ich traf mich wieder mit den beiden. Sie brachten Propagandamaterial und Gegenstände in der Garage unter. Außerdem Schwarzpulver und TNT."
Kurzes Zwischenfazit: Viel Neues erfährt das Gericht bisher nicht.
+++ 10:12 Zschäpe erzählt von Aktionen vor dem Untertauchen des NSU +++
Zschäpe berichtet von der Zeit vor dem Abtauchen. Es geht jetzt um die Kofferbombe vor der Oper in Jena und um die Aktion im Jahr 1997: Am Nordfriedhof stellte die Gruppe einen Hakenkreuz-Koffer ab. Sie betont immer wieder, dass sie nicht wusste, wann das gebaut wurde, was die Männer konkret vorhatten. Sie vermutete aber schon damals den Bau der Bomben in einer Garage. Sie wollte keine Menschen verletzen, betont sie erneut.
+++ 10:07 Zschäpe "wollte niemanden verletzen" +++
Ohne Tino Brandt wäre nach der Aussage Zschäpe bei der Kameradschaft Jena nichts möglich gewesen. "Aktiv wurde ich erst, als Brandt dazustieß", lässt sie verlesen. Brandt habe das Geld organisiert, Flugblätter finanziert und die Gruppe im Umgang mit der Polizei bei Hausdurchsuchungen geschult. Zschäpe sagt, die Aktionen in Form von Gedenkmärschen und das Auftreten der Gruppe sei in der Presse falsch wiedergegeben worden. Die Kameradschaft Jena habe ein Gegenpol zu den Linken sein wollen. Zschäpe fand es "spaßig", vom Verfassungsschutz verfolgt zu werden.
Bis 1999 seien Aktionen durch Mundlos und Böhnhardt geplant worden. Von diesen habe sie "teilweise" gewusst. Man wollte durch Bombenattrappen Ernsthaftigkeit vermitteln, sie wollte aber niemanden verletzen und hoffte, dass die beiden Männer das ebenso sahen.
- Brandt war einer der führenden Köpfe der Neonazi-Szene Thüringens in den 90er Jahren.
- Der 1975 geborene Brandt war Chef eines Neonazi-Netzwerkes und NPD-Landesvorsitzender.
- Zugleich war er V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes, was 2011 aufflog.
- 2014 wurde Brandt unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsentzugs verurteilt.
+++ 10:02 Zschäpe berichtet von Kennenlernen Böhnhardts +++
An ihrem 19. Geburtstag lernte Zschäpe Uwe Böhnhardt kennen, vorgestellt von einer Freundin. "Ich verliebte mich in ihn, war aber noch mit Mundlos zusammen." Sie wusste, dass Böhnhardt schon im Gefängnis war, das änderte aber nichts an ihrer Einstellung. Schon immer war Böhnhardts Äußeres durch Bomberjacke und Springerstiefel geprägt. Er hatte eine Armbrust, die in ihrer gemeinsamen Wohnung hing. Mundlos ging zur Bundeswehr und sie verbrachte immer mehr Zeit mit Böhnhardt. Sie schloss sich seinem Freundeskreis an: Sie gingen zu rechten Stammtischen, Demos, zu Wehrmachtsausstellungen. Es gab erste Kontakte zur Kameradschaft Jena, die sie durch kleine Beträge mitfinanzierte, sie hätte sich aber nicht dazugehörig gefühlt. Erst als Tino Brandt dazustieß, änderte sich das, er soll der Mittelpunkt der ganzen rechten Gruppierung gewesen sein.
+++ 9:59 Zschäpe schildert ihre Jugend +++
Grasel erzählt von Herkunft, Geburt und Eltern Zschäpes. Zschäpe wurde als Beate Apel geboren. Die Schreibweise des Namens ihres Vaters kenne sie nur aus der Ermittlungsakte. Weiter geht es über die Jugend Zschäpes. Er berichtet vom Umzug nach Jena in eine Plattenbausiedlung, den Alkoholproblemen und der Arbeitslosigkeit der Mutter und von dem neuen Freund der Mutter. Seitdem habe Zschäpe den Respekt vor der Mutter verloren. Zschäpe begeht kleinere Diebstähle mit Freunden, 1991 macht sie den Hauptschulabschluss und bis 1995 eine Ausbildung zur Gärtnerin. Um die Wende lernt sie Uwe Mundlos kennen.
+++ 9:54 Grasel beginnt mit Verlesung der Aussage +++
Anwalt Grasel hat aus seiner Aktentasche einen dicken Papierstapel geholt - die Aussage Zschäpes. "Für heute ist angekündigt eine Erklärung der Angeklagten Frau Zschäpe", sagt Richter Götzl. "Ich bitte darum, sie vorzutragen." Grasel beginnt damit, den Text vorzulesen. Es wird erwartet, dass er eineinhalb Stunden spricht.
+++ 9:49 Gericht eröffnet die Sitzung +++
Der Prozesstag beginnt: Der Senat betritt den Saal und eröffnet die Sitzung. Zschäpe scherzt mit Borchert und schmunzelt. Sie sieht fit aus und vermittelt einen selbstsicheren Eindruck.
+++ 9:45 Zschäpe ist da und lächelt +++
Beate Zschäpe ist da. Sie kommt wieder im Business-Look: dunkler Anzug, Halstuch, offene Haare. Sie begrüßt ihre zwei neuen Anwälte, die alten ignoriert sie. Zum ersten Mal setzt sie sich direkt hin, stellt sich den Kameras und lässt ihr Gesicht abfilmen. Sie scheint einen positiv gestimmten Eindruck zu machen, lächelt ab und zu und plaudert mit Borchert.
+++ 9:33 Zschäpe wird von Borchert und Grasel flankiert +++
Hermann Borchert ist da. Es ist der erste Auftritt von ihm im NSU-Prozess. Er schreitet durch die Reihen und reicht den "alten" Anwälten die Hand. Er nimmt Platz. Zschäpe wird zwischen ihm und Grasel sitzen. Sie selbst ist noch nicht da, obwohl 9:30 Uhr offizieller Sitzungsbeginn ist.
+++ 9:26 Sturm, Stahl und Heer hören Aussage erstmals +++
Die drei "Alt-Verteidiger" Sturm, Stahl und Heer sind da. Sie nehmen auf der Verteidigerseite Platz. Zwei Stühle neben Zschäpe lassen sie frei. Hier sitzen der neue Anwalt Grasel - und vermutlich dessen Chef Borchert. Von ihnen und Zschäpe ist noch nichts zu sehen. Grasel wird für Zschäpe die Aussage verlesen. Sturm, Stahl und Heer werden sie dann zum ersten Mal hören. Auch der Angeklagte Holger G. ist jetzt da.
+++ 9:18 Saal füllt sich: André E. kommt an +++
So langsam füllt sich der Gerichtssaal. Die Presseplätze sind voll, auch für reguläre Zuschauer gibt es kaum noch Platz. Auch der Mitangeklagte André E., der nicht in U-Haft sitzt, ist angekommen. Auch Angehörige der NSU-Opfer sind da: Kerim Simsek, der Sohn des ersten Mordopfers, ist unter ihnen. Zschäpe ist bereits im Gericht, im Saal hat sie sich aber noch nicht blicken lassen.
+++ 9:09 Experte: Zschäpe bewegt sich auf "sehr dünnem Eis" +++
Strafrechtsexperte Daniel Peter sieht aus Sicht Zschäpes ein Problem darin, dass sie nur schriftliche Fragen des Gerichts beantworten will. Schließlich haben auch die Nebenkläger Fragen. "Zschäpe bewegt sich da auf sehr dünnem Eis", sagt Peter n-tv. Das schränke ihre Glaubwürdigkeit stark ein. "Es ist keine tätige Reue, wenn man Fragen der Nebenkläger nicht beantwortet", führt er aus. "Das sieht sehr nach Taktieren aus." Peter glaubt, dass Richter Götzl Zschäpes Wunsch nach schriftlichen Fragen ignorieren wird und direkt nachfragen wird. Wenn Zschäpe dann nicht pariert, könnte sie juristisch in die Bredouille bringen.
+++ 8:58 "Schlag ins Gesicht": Zschäpe lässt sprechen +++
Beate Zschäpe lässt ihren Anwalt sprechen und will Fragen nur schriftlich beantworten. Ein feiger Zug oder taktisch geschickt? Die Nebenkläger sind enttäuscht. "Von vornherein zu sagen, ich spreche mit den Opfern nicht – das ist ein Schlag ins Gesicht", sagt NSU-Opferanwalt Mehmet Daimagüler im ZDF. Der Anwalt der Münchner Familie Boulgarides, Yavuz Narin, sagt, das Prozedere spreche "nicht unbedingt für die Glaubhaftigkeit irgendwelcher Aussagen".

Vor dem Gericht bildet sich eine lange Schlange. Es werden wohl nicht alle im Saal Platz finden.
(Foto: dpa)
+++ 8:47 Will sich Zschäpe nur selbst inszenieren? +++
Was steckt hinter der Aussage Zschäpes? Viel ist in den vergangenen Tagen darüber spekuliert worden. Für den forensischen Psychologen Martin Rettenberger ist der Schritt Teil der Selbstinszenierung der Angeklagten. Rettenberger ist der Ansicht, sie will sich damit gegenüber Gesinnungsgenossen in ihrem Selbstbild bestätigen: "Als aktive Person, die sich nicht den Mund verbieten lässt", sagte er n-tv.de. Womöglich komme dabei am Ende "ein inneres absurdes Argumentations- und Rechtfertigungsmuster" heraus. Den ganzen Beitrag über die Einschätzungen Rettenbergers lesen Sie hier.
+++ 8:39 Zschäpe kommt im Gericht an +++
Früher als üblich erreicht der Gefangenentransport mit Beate Zschäpe das OLG München.
+++ 8:32 Aussage Zschäpes umfasst 53 Seiten +++
Seit Wochen feilen Zschäpe und Anwalt Grasel an dem, was heute verlesen werden wird. Eineinhalb Stunden soll die Aussage in Anspruch nehmen, Zeugen wird es heute nicht geben. Grasel will auch gerne, dass morgen nicht verhandelt wird. Schließlich will zunächst einmal verdaut sein, was Zschäpe zu sagen hat. Und das ist ziemlich viel: Aus einer kurzen Version ihrer Aussage ist laut "Bild"-Zeitung ein Pamphlet von 53 Seiten geworden.
+++ 8:24 Kommt Zschäpe mit ihrer Taktik durch? +++
Zschäpes Anwalt Grasel will, dass Fragen im Anschluss an die Verlesung der Aussage nur schriftlich gestellt werden dürfen. Er macht praktische Erwägungen dafür verantwortlich – schließlich würde sich das Verfahren sehr ziehen, denn er müsse sich nach jeder Frage mit Zschäpe beraten. Unklar ist, ob dem so stattgegeben wird. Richter Manfred Götzl hat das gestern offengelassen. Er will erst einmal hören, was Zschäpe zu sagen hat. Üblich ist ein solches Prozedere jedenfalls nicht.
+++ 8:11 Nebenkläger: Zschäpe wird nicht die Wahrheit sagen +++
Zurück zu dem, was uns heute erwartet: Viele erhoffen sich von Zschäpes Aussage endlich Einblicke in das Innere des NSU. Nebenkläger, also die Angehörigen der Mordopfer des NSU, sind sich nicht sicher, ob der Tag den großen Durchbruch bringen wird. Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik, etwa sagt, sie habe keine große Hoffnung – "weil ich einfach glaube, dass da nicht die Wahrheit gesagt wird". "Natürlich ist mein Wunsch eine 100-prozentige Aufklärung. Aber ich weiß, das wird niemals geschehen", sagte sie.
+++ 7:57 Zschäpes neue Anwälte: Der Junge und sein Chef +++
Apropos Anwälte: Das ist im Fall Beate Zschäpe ja wirklich eine komplizierte Geschichte. Mit ihren ursprünglichen Anwälten Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm hat sie sich im Sommer überworfen. Sie hat dafür gesorgt, dass nun ein vierter Anwalt an ihrer Seite sitzt: Mathias Grasel – die anderen drei sind weitgehend abgemeldet. Grasel ist mit 31 Jahren noch recht jung, gilt als sehr ambitioniert. Ein Porträt über ihn finden Sie hier. Er wird bislang noch hinter den Kulissen – womöglich aber bald auch öffentlichkeitswirksam – von Hermann Borchert unterstützt. "Dr. Borchert", wie Zschäpe schreibt. Dabei ist gerade das umstritten: Borchert trägt den Titel "JUDr". Dieser Titel ist in Tschechien und der Slowakei als Berechtigung für den Erwerb eines Doktortitels üblich. Auf mehreren Anwaltssuchseiten ist Borchert gleichwohl als "Dr. Hermann Borchert" verzeichnet. Wie das komme, könne er sich nicht erklären, sagte Borchert. Er werde die "Änderung veranlassen".
+++ 7:41 Zschäpe schreibt handschriftlichen Brief an Gericht +++
Vieles ist zum heutigen Prozesstag noch unklar. Sicher scheint: Neben Beate Zschäpe wird heute erstmals auch Hermann Borchert Platz nehmen. Er ist Chef von Mathias Grasel, der bereits als vierter Verteidiger Zschäpes fungiert. Zschäpe hat das Gericht in einem handschriftlichen Brief darum gebeten, einen fünften Verteidiger zu bekommen. "Seit unserem Kennenlernen im Juli 2014 genießt Dr. Borchert mein vollstes Vertrauen", zitiert die dpa aus dem Schreiben. Unklar ist, ob Borchert Pflichtverteidiger und damit vom Staat bezahlt wird. Vier Pflichtverteidiger sind schon ungewöhnlich. Borchert ist bislang Wahlverteidiger Zschäpes. Wer ihn bezahlt? Unklar. Zschäpe selbst gilt jedenfalls als mittellos.
+++ 7:25 Beobachter stehen seit halb fünf Schlange +++
Kaum einer der akkreditierten Journalisten und Prozessbeobachter möchte sich die Aussage von Beate Zschäpe entgehen lassen. Der Prozesstag beginnt zwar erst um 9:30 Uhr. Doch schon seit 4:30 Uhr stehen Menschen Schlange, um durch die Sicherheitskontrolle in das Münchener Oberlandesgericht zu kommen.
+++ 7:11 Plant Zschäpe umfangreiche Geständnisse? +++
Kaum jemand weiß, was Zschäpe heute verlesen lassen wird. Ihre ursprünglichen Anwälte Sturm, Stahl und Heer hatten ihr davon abgeraten auszusagen. Ihr neues Anwaltsteam Grasel/Borchert folgt ihrem Wunsch, sich einzulassen. In Mord-Prozessen sind Geständnisse nicht strafmildernd. Wird Zschäpe also alles abstreiten? Denkbar ist, dass sie angeben wird, von den Taten ihrer Weggefährten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gewusst zu haben. Sie könnte sich aber dann darauf zurückziehen, durch das gemeinsame Abtauchen in den Untergrund dazu gezwungen gewesen zu sein, nicht zu handeln.
+++ 7:00 Zschäpe erklärt ihre Rolle im NSU +++
Seit zweieinhalb Jahren läuft der NSU-Prozess. Und die Hauptangeklagte Beate Zschäpe schweigt beharrlich. Das ändert sich heute nur bedingt: Ihr Anwalt Mathias Grasel will eine Erklärung verlesen, in der die mutmaßliche Terroristin Stellung zu den Anklagepunkten nimmt. Die Verlesung soll eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen. Wir wollen Sie im Liveticker am Vormittag über das Geschehen in und um das Gericht in München auf dem Laufenden halten.
Quelle: ntv.de, jog