"Die europäische Kultur ist bedroht" AfD-Sprecher würde auf Pegida-Demo gehen
09.12.2014, 10:56 Uhr
An diesem Montag brachte die Pegida-Bewegung etwa 11.000 Leute auf die Straße.
(Foto: imago/Sven Ellger)
In Dresden demonstrieren Tausende gegen den Islam und für eine Verschärfung des Asylrechts. Die AfD kann sich der Anziehungskraft des Pegida-Bündnisses kaum entziehen. Parteisprecher Konrad Adam erklärt, warum er Verständnis für den Protest hat.
n-tv.de: In Dresden waren am Montag 20.000 Menschen auf der Straße. 11.000 für Pegida und 9000 Gegendemonstranten unter dem Motto "Dresden für alle". Welcher der beiden Veranstaltungen fühlen Sie sich eher verbunden?
Konrad Adam: Der Pegida-Demonstration. Die kulturell-historische Dimension ist mir wichtig. Ich bin ein Liebhaber der europäischen Kultur und schätze besonders die Literatur. Ich bin stolz drauf, was für einen Beitrag Europa zur Menschen- und Grundrechtsdebatte geleistet hat. Dieses Erbe möchte ich verteidigen.
Sie sehen dieses Erbe also bedroht?
Ja, die europäische Kultur ist bedroht. Es gibt im Islam gewisse Tendenzen, die mit der Menschenrechtserklärung der Uno nicht ohne Weiteres vereinbar sind. Man beachte nur, wie der türkische Präsident Erdogan die Rolle der Frau beurteilt.
Kann man Erdogan einfach als Stellvertreter des Islam herausgreifen?
Nein, nach meiner Kenntnis kann man das nicht. Aber Erdogan ist die treibende Kraft der Re-Islamisierung der Türkei. Der türkische Staatsgründer Attatürk hätte etwas ganz anderes gewollt, er war für die Säkularisierung. Das dreht Erdogan jetzt zurück. In der Menschenrechtserklärung der Uno steht: Jeder Bürger hat das Recht, die Religion zu wechseln, laut Islam geht das aber nicht.
Kommen wir zurück zu Pegida - haben Sie das Gespräch gesucht mit den Veranstaltern der Demonstrationen?
Nein, bisher bedauerlicherweise nicht. Ich hoffe, diese Gelegenheit bietet sich noch. Ich weiß aber, dass der Hauptorganisator (Anm.d.Red.: Lutz Bachmann) nicht im allerbesten Ruf steht.
Das stimmt: Er ist mehrfach vorbestraft. Die AfD hat am Montag eine Erklärung zur Pegida veröffentlicht. Darin werden gewisse Sympathien mit dem Bündnis erkennbar, aber eindeutig Partei ergreifen mag man nicht. Der Begriff Pegida taucht nicht ein einziges Mal auf. Warum so zurückhaltend?
Es gibt ja nicht nur die Pegida-Demonstrationen. An vielen anderen Orten gehen Menschen mit anderen Kürzeln auf die Straße.
Dann gilt die Erklärung auch für Hogesa?
Nein, die würde ich davon ausnehmen. Für Pegida und andere Protestbewegungen habe ich aber grundsätzlich Verständnis. Bevor ich mich mit so einer Demonstration gemein mache, möchte ich jedoch genau wissen, wer da mitmacht, was die Ziele sind und welche Parolen dort skandiert werden.
Pegida ist inzwischen doch bereits mehrfach auf die Straße gegangen. Auch AfD-Mitglieder sollen daran beteiligt gewesen sein. Von dem Charakter von Pegida konnten Sie sich dadurch also indirekt schon einen Eindruck verschaffen.
Nach dem, was ich weiß, wurde nichts Ausländerfeindliches gerufen. Aber das einzig nachprüfbare Kriterium ist, dass weder Gewalt angewendet noch dazu aufgerufen wurde.
In der AfD-Erklärung zur Pegida rät die Partei ihren Mitgliedern: Sollten Nazi-Symbole gezeigt oder rechtsextreme Parolen gerufen werden, sollen sie sich zurückziehen. Eine sehr vage Empfehlung, oder?
Gemeint sind sowohl linke als auch rechte Parolen. Linke Parolen sind ja sehr viel beliebter als rechte. Ich vertraue da auf die Vernunft und das Urteilsvermögen der AfD-Mitglieder, über ihre Rechte und Pflichten verantwortlich zu entscheiden. Wenn ich das nicht täte, hätte ich mich nicht auf das Experiment einer Parteiengründung eingelassen.
In der AfD-Parteispitze soll heftig gestritten worden sein bei der Einigung auf eine Erklärung zur Pegida.
Es gab keinen Streit, nur Meinungsverschiedenheiten zur Verwendung bestimmter Begriffe.
Was für Begriffe?
Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.
Würden Sie an einer Pegida-Demo teilnehmen?
Unter den entsprechenden Voraussetzungen, ja.
Ihr Parteikollege Alexander Gauland nahm zuletzt an einer Russland-Konferenz des umstrittenen Verschwörungstheoretikers Jürgen Elsässer teil. Fanden Sie das richtig?
Bei Elsässer bin ich skeptisch. Ich habe immer Distanz zu Leuten von ihm gehalten und werde das auch in Zukunft tun. Meinen alten Freund Alexander Gauland habe ich dazu befragt und ihm auch gesagt, dass ich dort nicht aufgetreten wäre. Er hat mir entgegnet, dass die Veranstaltung unproblematisch gewesen sei. Schließlich sind dort ja auch Leute wie Egon Bahr aufgetreten.
Nicht nur Bahr, sondern auch Funktionäre der NPD ...
In der AfD haben NPD-Leute nichts zu suchen. Wenn sich trotzdem jemand Zugang zu unserer Partei verschafft, ist das ein Grund, ihn auszuschließen.
Mit Konrad Adam sprach Christian Rothenberg
Quelle: ntv.de