Luftschläge gegen Dschihadisten Allianz greift IS-Stellungen an
27.12.2014, 06:52 Uhr
Die USA (hier zwei F15-Flugzeuge im September über dem Irak) flogen erneut zahlreiche Angriffe gegen den IS.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auch über die Weihnachtstage fliegt die von den USA angeführte internationale Allianz Angriffe gegen mutmaßliche Stellungen der Terrormiliz IS. Auch Syrien attackiert die Dschihadisten. Dabei kommen Beobachtern zufolge Dutzende Zivilisten ums Leben.
Die USA und ihre Verbündeten sind über Weihnachten mit massiven Luftschlägen gegen Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) vorgegangen. Allein am gestrigen Freitag seien 31 Angriffe geflogen worden, teilte die Allianz mit. In Syrien seien 16 Ziele und 15 weitere im Irak bombardiert worden. Auch Syrien greift die Terrormiliz aus der Luft an. Dabei verloren nach Angaben von Aktivisten mindestens 52 Zivilisten ihr Leben. Wie die im Exil ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, waren unter den Toten auch sieben Kinder. Getroffen wurden bei den Angriffen am Donnerstag demnach die Ortschaften Al-Bab und Kbasin in der Provinz Aleppo.
Die Organisation, die sich auf ein Netzwerk vor Ort stützt und deren Angaben nur schwer überprüfbar sind, sprach außerdem von Dutzenden Verletzten bei den jüngsten Angriffen. Die syrischen Truppen gehen auch gegen IS-Kämpfer vor. Aktivisten werfen der Regierung aber immer wieder vor, mehr Zivilisten als Extremisten bei ihren Angriffen zu töten. Die UNO und Menschenrechtsgruppen forderten Damaskus zudem bereits mehrfach dazu auf, keine dichtbesiedelten Wohngegenden anzugreifen.
Türkei und Irak rücken enger zusammen
Die jüngsten Angriffe gegen die IS-Extremisten in Syrien konzentrierten sich nach Angaben der Allianz auf Gebäude und Stellungen nahe der Stadt Kobani. Dabei seien auch zwei große IS-Verbände getroffen worden.
Unterdessen teilte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu mit seinem irakischen Kollegen Haider al-Abadi mit, die Türkei sei bereit, ihre Militärhilfe bei der Ausbildung irakischer Kämpfer auszuweiten. Abadi deutete an, die Türkei sei möglicherweise auch zur Lieferung von Waffen bereit.
Die Regierung in Ankara lehnt eine herausgehobene Rolle bei der von den USA angeführten Luftoffensive mit der Begründung ab, Luftschläge allein brächten keine dauerhafte Stabilität.
Aktivisten widersprechen IS-Abschussmeldung
Unterdessen berichten Aktivisten, dass der IS gefangengenommene jordanische Pilot Opfer eines technischen Defekts an seinem Kampfjet geworden. Damit widersprachen sie Angaben des IS, denenzufolge das Kampfflugzeug abgeschossen worden sei.
In einer über das Internet verbreiteten Botschaft hieß es, der Jet sei zunächst "sehr hoch" geflogen und habe in der syrischen Stadt Raka die "Baustofffabrik getroffen". Dann sei er umgedreht, "Rauch" sei aus der Maschine gekommen. Als Absturzort sei Hamra Ghannam identifiziert worden.
Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berief sich auf Quellen in der Region, die von einem "technischen Defekt" ausgingen. Demnach sei das Flugzeug "sehr niedrig" geflogen, sagte Rami Abdel Rahman, der Chef der Beobachtungsstelle, die sich bei ihren Angaben auf ein dichtes Netzwerk von Informanten in Syrien stützt. IS-Kämpfer hätten mit schweren Maschinengewehren und tragbaren Raketenwerfern auf die Maschine geschossen.
IS bekennt sich zu Anschlag in Irak
Nach der am Mittwoch bekannt gewordenen Gefangennahme des Piloten hatten die USA und Jordanien bereits die IS-Darstellung zurückgewiesen. Die Dschihadistengruppe selbst erklärte, sie habe den Jet mit einer Abwehrrakete mithilfe von Wärmesensoren abgeschossen.
Der syrische Bürgerkrieg hatte im Frühjahr 2011 mit regierungskritischen Protesten begonnen und sich rasch zu einem bewaffneten Konflikt ausgeweitet, an dem mittlerweile verschiedene Gruppen beteiligt sind. Schätzungen zufolge wurden in dem Krieg bislang rund 200.000 Menschen getötet. Die Hälfte der syrischen Bevölkerung wurde vertrieben.
Mittlerweile kontrolliert der IS weite Landesteile in Syrien sowie im benachbarten Irak. Die Extremistengruppe bekannte sich zu einem Selbstmordanschlag südlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, bei dem am Mittwoch 38 Menschen getötet und über 50 weitere verletzt worden waren. Der Angriff galt sunnitischen Milizen, die sich am Kampf gegen den IS beteiligen.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts