Politik

Die Europakarte des Dschihad Belgien - der Hort des Terrors im Westen

Die belgische Polizei tötete bei ihrer Razzia zwei Islamisten und verletzte einen schwer.

Die belgische Polizei tötete bei ihrer Razzia zwei Islamisten und verletzte einen schwer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst der Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel. Jetzt der vereitelte Versuch, Polizisten zu töten. Es ist kein Wunder, dass sich ausgerechnet in Belgien islamistische Attentate häufen.

Wer einen Blick auf eine Karte Europas wirft, muss schon sehr genau hinschauen, um Belgien überhaupt zu entdecken. Nur 30.528 Quadratkilometer ist das Königreich groß. Und es beherbergt nur elf Millionen Menschen. Legt man andere Kriterien als Größe und Bevölkerungszahl an, ist Belgien dagegen ein Riese. Kein anderes Land in Europa liefert dem Dschihad in Syrien und dem Irak so viele Kämpfer. Die islamistische Szene ist groß. Und so ist es kaum Zufall, dass sich islamistische Attacken ausgerechnet in Belgien mehren.

Schätzungen der Geheimdienste und des EU-Koordinators für Terrorismusbekämpfung zufolge haben sich bisher 3000 Europäer auf den Weg in den Krieg in Syrien und dem Irak gemacht. In absoluten Zahlen kommt der größte Anteil an diesen Kämpfern zwar aus den bevölkerungsreichsten Staaten. Aus Frankreich mit seinen 66 Millionen Einwohnern sind es demnach 1150 Dschihadisten. Aus Deutschland mit 82 Millionen Einwohnern rund 550. Nur etwas weniger kommen aus Großbritannien. Aus Belgien traten bisher nur etwas mehr als 300 Islamisten die Reise an. Gemessen an der Größe des Landes ist das aber eine gewaltige Zahl.

Allein aus der 55.000 Einwohner zählenden Stadt Vervier, wo es den Sicherheitsbehörden nun gelungen ist, einen "großen Terroranschlag" zu verhindern, sollen zehn islamistische Kämpfer stammen. Und angesichts derartiger Zahlen verwundert es kaum, dass der erste Anschlag eines Syrien-Rückkehrers das Königreich an der Nordsee traf. Im Mai des vergangenen Jahres erschoss er mit einem russischen Sturmgewehr vier Menschen im Jüdischen Museum in Brüssel.

Deutschland eher auf hinteren Rängen

Das International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence (ICSR) untermauert in einer Studie die Angaben der Geheimdienste und des EU-Koordinators. Zwar liegen die Zahlen bei der Denkfabrik aus London deutlich niedriger, das dürfte aber vor allem daran liegen, dass sich die Erhebung auf das Jahr 2013 bezieht. Auch damals zeichnete sich aber schon ab, dass Belgien der Hauptlieferant für islamistische Kämpfer ist.

Auf eine Millionen Einwohner kommen dort demnach 27 sogenannte Foreign Fighters. Und der Abstand zu den anderen Staaten auf dieser Hitliste des Terrors ist groß. In Dänemark sind es 15. Es folgen die Niederlande und Schweden mit neun, Norwegen und Österreich mit acht und sieben. Frankreich und Großbritannien kommen auf sechs islamistische Kämpfer auf eine Millionen Einwohner. In Deutschland, wo sich zuletzt die Festnahmen und Ermittlungen spürbar häuften, sind es drei.

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