"Ernste und unmittelbare Bedrohung" Brüssel ruft höchste Terrorwarnstufe aus
21.11.2015, 18:52 Uhr
Polizisten patrouillieren den Bahnhof in Brüssel.
(Foto: dpa)
Die Nervosität ist groß: Nach Hinweisen auf einen Anschlag gilt in Brüssel die höchste Warnstufe. Die Polizei greift mehrere Personen auf. Das Auswärtige Amt rät zur Vorsicht. In Luxemburg wird wegen einer "möglichen Bedrohung" ein Hotel geräumt.
Ausnahmezustand in Brüssel: Eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris hat Belgien die höchste Sicherheitswarnstufe für die Hauptstadt Brüssel ausgerufen. Auslöser seien konkrete Hinweise auf ein geplantes Attentat von Terroristen ähnlich dem in Frankreich gewesen, sagte Belgiens Premierminister Charles Michel.
Michel erklärte, es habe Hinweise auf Anschläge an mehreren Orten gegeben, etwa auf Einkaufszentren oder den öffentlichen Nahverkehr. Wegen der Informationen über "eine ernste und unmittelbare Bedrohung" habe man in der Nacht zum Samstag die Terrorwarnstufe für Brüssel auf das höchste Niveau 4 angehoben. Viele Geschäfte schlossen, die Einkaufsstraßen leerten sich.
Die U-Bahn soll bis Sonntag 15 Uhr stillstehen. An Bahnhöfen werden Passagiere verstärkt kontrolliert, schwer bewaffnete Soldaten patrouillieren die Straßen. Das Atomium, Wahrzeichen der Stadt, blieb geschlossen. Ein Musikfestival wurde ebenso abgesagt wie zahlreiche Fußballspiele, darunter das Erstliga-Topspiel zwischen dem KSC Lokeren und dem RSC Anderlecht.
Die Stadt Brüssel forderte Cafés, Diskotheken, Bistros und Bars im Zentrum auf, um 18.00 Uhr zu schließen. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme. Die Empfehlung gelte für Restaurants, hieß es. Brüssel ist Sitz der Einrichtungen der Europäischen Union und der Nato. In der Hauptstadtregion leben mehr als eine Million Menschen.
Mehrere Festnahmen
Am Nachmittag griff die Polizei der Nachrichtenagentur zufolge in der Innenstadt vier Personen auf. Belgien steht nach der islamistischen Terrorserie in Paris im Fokus, weil es enge Verbindungen der Attentäter nach Brüssel gibt. Der inzwischen getötete mutmaßliche Organisator der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, war Belgier mit marokkanischen Wurzeln und lebte früher in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek.
Drei Personen wurden in Brüssel inzwischen wegen dringenden Terrorverdachts festgenommen worden, einer davon soll eine Schlüsselfigur der Pariser Anschläge sein. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Anti-Terror-Razzien in Brüssel, dabei wurden Waffen gefunden.
In Deutschland habe die Brüsseler Terrorwarnung keine Auswirkungen für die Bedrohungslage, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Das Auswärtige Amt empfahl Reisenden nach Belgien unter anderem, größere Menschenansammlungen wie Konzerte, Bahnhöfe und Flughäfen zu meiden und Weisungen der Sicherheitskräfte zu befolgen.
Hotel in Luxemburg geräumt
In der Luxemburger Innenstadt wurde derweil ein Hotel geräumt. Laut Polizei hat es "einen Hinweis auf eine mögliche Bedrohung" gegeben. Weitere Details über die Art der Bedrohung wurden zunächst nicht mitgeteilt. Man habe Angestellte und Gäste gebeten, das Gebäude zu verlassen. Derzeit werde das Hotel überprüft.
Der UN-Sicherheitsrat forderte alle Mitglieder der Vereinten Nationen dazu auf, den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu verstärken. Auf deren Konto gehen die Angriffe vom 13. November, bei denen 130 Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden. F
In einer am Freitagabend in New York einstimmig verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrats heißt es, "alle Staaten, die die Möglichkeiten dazu haben, sollen in Übereinstimmung mit den Völker- und den Menschenrechten ihre Maßnahmen verstärken und koordinieren, um Terrorakte des IS zu unterbinden". Sie sollten die Finanzströme der Terrormiliz blockieren und ausländische Islamisten nicht nach Syrien gelangen lassen. Frankreich hatte den Entwurf eingebracht.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa