Politik

Sprungbrett in den Syrien-Krieg Der Nato-Stützpunkt Incirlik

In Sichtweite der Sabanci-Moschee: Die Nato-Basis mit ihren Rollfeldern, Bunkern und Hangars liegt weniger als sechs Kilometer vom Stadtzentrum Adanas entfernt.

In Sichtweite der Sabanci-Moschee: Die Nato-Basis mit ihren Rollfeldern, Bunkern und Hangars liegt weniger als sechs Kilometer vom Stadtzentrum Adanas entfernt.

(Foto: REUTERS)

Kehrt die Bundeswehr zurück in die Türkei? Für den deutschen Beitrag im Kampf gegen die IS-Milizen müssen sich angeblich mehr als 500 Soldaten auf einen Marschbefehl Richtung Adana einstellen. Ihr Ziel: Eine der größten Nato-Basen der Region.

Für den geplanten Einsatz gegen die Anhänger des Islamischen Staats (IS) in Syrien will die Bundeswehr auch den türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik nutzen. Der Militärflughafen liegt am Rande der Großstadt Adana rund hundert Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Seit dem Sommer wird er bereits von der US-Luftwaffe für Kampfeinsätze gegen die IS-Miliz in Syrien benutzt. Derzeit sind 24 US-Kampfjets - unter anderem vom Typ F-15E - sowie Drohnen des US-Militärs auf dem Stützpunkt stationiert. Hinzu kommen noch verschiedene Einheiten der türkischen Luftwaffe wie zum Beispiel Abfangjäger vom Typ F-16.

Gut ausgebauter Stützpunkt wenige Flugminuten von der türkisch-syrischen Grenze entfernt: Die Nato-Luftwaffenbasis Incirlik liegt zentral im Süden der Türkei.

Gut ausgebauter Stützpunkt wenige Flugminuten von der türkisch-syrischen Grenze entfernt: Die Nato-Luftwaffenbasis Incirlik liegt zentral im Süden der Türkei.

(Foto: n-tv.de / stepmap.de)

Nach Angaben von Diplomaten will die Bundeswehr 550 Soldaten in Incirlik stationieren - falls der Bundestag dem neuen Auslandseinsatz zustimmt. Das deutsche Kontingent soll sich am Standort Incirlik um die sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge kümmern, die für den Einsatz über Syrien vorgesehen sind. Außerdem soll ein deutsches Spezialflugzeug zur Luftbetankung nach Incirlik entsandt werden. Im Gespräch ist eine Maschine vom Typ Airbus A310.

Einsatzflughafen für Aufklärer und Tanker

Die Bundeswehr verfügt über insgesamt fünf Maschinen des Typs, von denen allerdings nur ein Exemplar mit der für die Luftbetankung erforderlichen Zusatzeinrichtungen ausgestattet ist. In Extra-Behältern im unteren Laderaum kann die "Version Tanker" bis zu 72 Tonnen an Treibstoff aufnehmen. Unter den Tragflächen hängt jeweils ein Behälter mit einem ausfahrbaren Tankschlauch.

Gesteuert von einem Tankoffizier, der im Airbus direkt hinter dem Cockpit sitzt, kann die fliegende Tankstelle der Bundeswehr damit pro Minute jeweils 1,25 Tonnen an Flugbenzin an zwei Empfängerflugzeuge gleichzeitig abgeben. Üblicherweise finden solche Treibstoffübernahmen in Flughöhen von bis zu 9000 Metern in vorab festgelegten Tankzonen außerhalb des Einsatzgebietes statt.

Franzosen im Anflug

Laut türkischen Presseberichten will auch Frankreich künftig von der türkischen Nato-Luftwaffenbasis aus mit seinen Kampfflugzeugen IS-Stellungen in Syrien angreifen. Der Militärflughafen wurde in den vergangenen Jahrzehnten bereits wiederholt für Kampfeinsätze in der Region genutzt. US-Ingenieure hatten die Basis in den frühen 50er Jahren errichtet.

Laut einer 1954 geschlossenen Vereinbarung zwischen der Türkei und den USA wird der Stützpunkt von den Luftwaffen beider Länder genutzt, wobei die türkischen Militärs die Gastgeberrechte besitzen und den äußeren Schutzring rund um die Basis betreuen. In den ursprünglichen Planungen der Nato-Strategen kam dem Stützpunkt vor allem bei der Sicherung der Nato-Südflanke eine wichtige Rolle zu.

Tatsächlich wurden die Einrichtungen dort bislang bereits für eine ganze Reihe verschiedener Missionen genutzt: In den 1990er Jahren zum Beispiel überwachten auf der Basis stationierte Kampfflugzeuge das Flugverbot über dem Nordirak. Auch in den Irak-Kriegen 1990 und 2003 diente Incirlik den US-Streitkräften als Ausgangspunkt für Luftangriffe.

Zurück in die Türkei

Aus der Sicht des Pentagon zählt Incirlik zu den wichtigsten Logistik- und Nachschubbasen außerhalb der USA: Rund 5000 US-Soldaten sind ständig in Incirlik stationiert. Unumstritten ist die starke Präsenz vor Ort allerdings nicht. In der Türkei geriet Incirlik immer wieder in die öffentliche Debatte. Den USA wurde vorgeworfen, trotz anderslautender Zusicherungen auch Atomwaffen auf dem Luftwaffenstützpunkt zu lagern.

Sollte es zu dem Bundeswehr-Einsatz über Syrien kommen, müssen sich die deutschen Militärplaner auf eine verlängerte Präsenz in dem Nato-Partnerland einstellen. Derzeit ist ein deutsches Kontingent offiziell noch am Standort Kahramanmaras mit Luftabwehrraketen vom Typ Patriot stationiert. Der Einsatz läuft Ende Januar 2016 aus.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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