Politik

"Die Lage ist sehr ernst" Deutsche Sicherheitsbehörden alarmiert

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Ein Polizist in Mainz.

(Foto: dpa)

Deutsche Sicherheitsbehörden sorgen sich: "Die Gefahr eines Anschlags ist hoch", melden Medien. Mehr als 100 Islamistenzellen habe der Verfassungsschutz im Visier. In Belgien herrscht Alarm, offenbar wollten Islamisten auch jüdische Schulen angreifen.

Nach den Anschlägen von Paris und den verhinderten Attentaten in Belgien herrscht laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" bei den deutschen Sicherheitsbehörden hohe Anspannung. "Die Lage ist sehr ernst, und die Gefahr eines Anschlags ist hoch", zitiert das Blatt Sicherheitskreise. Zur Begründung verwiesen sie etwa auf ein Video, in dem sich drei junge französische Dschihadisten im syrischen Raka äußern. Sie nennen den Angaben zufolge auch Deutschland als Ziel.

Das Bundeskriminalamt prüft dem Zeitungsbericht zufolge auch, ob die Waffen, die bei einem Antiterroreinsatz im ostbelgischen Verviers gefunden wurden, auch in Deutschland aufgetaucht sind. Solche Waffen kämen in großer Zahl vom Balkan nach Westeuropa. Polizei und Nachrichtendienste prüften zudem, ob es Verbindungen zur deutschen Dschihadisten-Szene, etwa im Raum von Aachen und Köln gibt. Verviers liegt nur 30 Kilometer von Aachen entfernt.

Laut "Welt am Sonntag" beobachtet das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) seit dem vergangenen Jahr deutschlandweit rund 100 Islamisten-Zellen. Es handele sich dabei um Gruppen und Netzwerke von jeweils zehn bis 80 Menschen, berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Sicherheitskreise. Das Spektrum reiche von Gebetsgruppen über Online-Propagandisten bis hin zu Spendensammlern und heimgekehrten Syrien-Kämpfern. Konkrete Anschlagspläne seien bei diesen Gruppierungen bislang nicht bekannt geworden.

Die Ermittlungen gegen die potenziellen Terroristen gestalten sich für die Sicherheitsbehörden dem Blatt zufolge zunehmend schwierig. Die Kommunikation der Islamisten finde immer weniger über Online-Chats und soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter statt. Teilweise kommunizierten sie nur noch über sogenannte Messenger-Dienste auf dem Mobiltelefon wie WhatsApp und Threema.

Was sich in diesen geschlossenen Chaträumen abspiele, sei für die Behörden kaum kontrollierbar. "Um dort mitlesen zu können, benötigen wir den Zugang über eine Handynummer", zitiert die Zeitung einen Vertreter der Sicherheitsbehörden, der in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung von V-Leuten hervorhob.

Alarmzustand in Belgien

Auch in Belgien ist die Anspannung groß. Die mutmaßliche Islamistenzelle, die am Donnerstag in Verviers ausgehoben wurde, wollte offenbar auch jüdische Schulen angreifen. Dies berichtet die FAS unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise. Nach offiziellen Angaben hatten die Extremisten, von denen zwei beim Polizeieinsatz getötet worden waren, Anschläge im großen Stil auf die Polizei geplant. Am Samstag nahmen belgische Sicherheitskräfte drei weitere Terrorverdächtige in Gewahrsam.

In Brüssel bewachen mittlerweile sechs Soldaten das Jüdische Museum, wo ein Attentäter vergangenen Mai vier Menschen ermordet hatte. Militär unterstützte die Polizei auch in Antwerpen. Die Regierung hatte angekündigt, bis zu 300 Soldaten in den großen Städten einzusetzen. Unter dem Eindruck der Bedrohung wurde ein Zwölf-Punkte-Plan zum Kampf gegen Terrorismus und Radikalismus auf den Weg gebracht. Die Behörden riefen die zweithöchste Terrorwarnstufe für das Land aus.

Die jüdischen Schulen in Belgien waren am Freitag geschlossen gewesen. Die belgische Generalstaatsanwaltschaft hat eine Bedrohung jüdischer Einrichtungen aber nicht offiziell bestätigt.

Keine Spur nach Griechenland

Bei der Suche nach möglichen Hintermännern des in Belgien vereitelten Terroranschlags entpuppten sich indes Festnahmen in Griechenland als falsche Fährte. Ein Sprecher der belgischen Staatsanwaltschaft sagte, beide Fälle hätten nichts miteinander zu tun. Dies habe eine Prüfung der Ermittlungsergebnisse in dem südeuropäischen Land ergeben.

In griechischen Medienberichten hatte es zuvor geheißen, unter den vier festgenommenen mutmaßlichen islamistischen Extremisten sei auch der Anführer der im Osten Belgiens enttarnten vermeintlichen Terrorzelle. Die griechische Polizei wollte sich erst nach Abschluss der Ermittlungen äußern.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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