Schwerpunkt im Westen und Süden Die Zahlen zur deutschen Terroristenszene
08.04.2015, 10:26 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Kommen radikalislamische Terrorverdächtige getarnt als Flüchtlinge nach Europa? Nein, sagt Frontex-Chef Leggeri. Zahlen zeigen aber: In Deutschland gibt es Hunderte potenzielle Attentäter, ein Vielfaches an Mitgliedern in der Terroristenszene - und regionale Schwerpunkte.
Wie groß ist die Gefahr eines islamistischen Anschlags in Deutschland? Innenminister Thomas de Maizière sieht keine konkrete Gefahr. Doch Zahlen vom Bundesamt für Verfassungsschutz zeigen, wie viele radikalisierte Menschen in Deutschland leben - und wie viele ausgereist sind, um für ihre Überzeugungen die Waffe in die Hand zu nehmen.
Den Angaben zufolge leben hierzulande 43.190 Islamisten. Davon sind etwa 1000 als "umgangssprachlich gefährlich" einzuschätzen, sagte das Ministerium n-tv.de. Gegen 300 liefen bereits Ermittlungsverfahren, fast ebenso viele werden als Gefährder, also potenzielle Attentäter eingestuft. Allein aus Niedersachsen kommen der "Bild"-Zeitung zufolge 40 Personen, die für den Islamischen Staat (IS) und andere Terrormilizen im Irak oder in Syrien zur Waffe greifen.
De Maizière hatte vergangene Woche angegeben, dass sich aus Deutschland seit 2011 insgesamt 650 Dschihadisten auf den Weg in die umkämpften Gebiete in Syrien und dem Irak gemacht haben. Rund 200 Personen sollen bereits wieder zurück sein, laut Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sind 75 von ihnen ums Leben gekommen.
Insgesamt führt die "Bild"-Zeitung 33 Anschläge, Razzien und Festnahmen in Deutschland auf, die in den vergangenen Jahren im Zusammenhang mit radikalen Islamisten standen. Die Schwerpunkte liegen demnach in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bayern.
Keine Gefahr durch Kriegsflüchtlinge
Der These, dass Terrorverdächtige als Kriegsflüchtlinge getarnt nach Europa gelangen, widerspricht de Maizière ebenso wie der Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri. Er habe derzeit keine Hinweise, dass es solche Versuche gibt. "Wir müssen natürlich das Risiko in Betracht ziehen", sagte Leggeri. In einem solchen Fall sollte Frontex mit Europol und anderen Behörden zusammenarbeiten.
"Es gibt schließlich auch EU-Bürger, die Terroristen sind, und die aus- und nicht einreisen wollen", erklärte der Frontex-Chef. Hier könne die Behörde etwa zwischen der Türkei und Bulgarien oder der Türkei und Griechenland zur Bekämpfung von Terrorismus beitragen. Eine Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission stelle derzeit Risikofaktoren fest. "Wir als Frontex können diese Hinweise an den Außengrenzen einsetzen", sagte Leggeri. Hier gehe es allerdings nicht um Migranten, die über das Mittelmeer kommen, sondern eher um die offizielle Einreise über die EU-Landgrenzen oder Flughäfen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa