Politik

Wieso sollten man die SPD wählen? Dreßler: Partei ist konturlos

Was ist eigentlich mit der SPD los?, fragt sich so mancher ihrer Wähler. Einer der großen alten Sozialpolitiker der Partei, Rudolf Dreßler, versucht, darauf eine Antwort zu finden. Einen Grund für die anhaltende Schwäche der SPD sieht er ganz oben in der Partei.

Der langjährige SPD-Sozialpolitiker Rudolf Dreßler sieht seine Partei in einer Identitätskrise. Die SPD müsse sich "in naher Zukunft darüber klar werden, welche Partei sie eigentlich sein will", sagte der 74-Jährige im WDR. Wenn die SPD selbst nicht wisse, was sie will, "wieso soll eigentlich irgendjemand sie für irgendetwas wählen", fügte er hinzu.

Rudolf Dreßler: Die SPD geht in der Großen Koalition unter.

Rudolf Dreßler: Die SPD geht in der Großen Koalition unter.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Große Koalition habe der SPD "überhaupt nicht gut getan", sagte Dreßler weiter. Die Partei sei mit großen Ansprüchen in das Regierungsbündnis mit CDU/CSU gegangen, denen sie aber nicht gerecht geworden sei. Wenn die SPD "immer zwischen 23 und 25 Prozent pendelt, das heißt immer an der Existenzgrenze der Volkspartei steht, das ist ja ein unakzeptabler Zustand". Mit solchen Zahlen könne die SPD keine Machtperspektive entwickeln. Er habe keine Signale, "dass die SPD sich zurückbesinnt", sagte Dreßler, der dem linken Parteiflügel zugeordnet wird.

Die Gründe für die anhaltende Schwäche der SPD sieht er auch darin, dass das Wahlergebnis von 2013 in der SPD nie aufgearbeitet worden sei. Wenn das geschehen wäre, dann stünden "die Namen der gesamten Führung zur Disposition", sagte der langjährige Vorsitzende des SPD-Arbeitnehmerflügels. Die SPD hatte bei der Bundestagswahl 2013 mit Kanzlerkandidat Peer Steinbrück 25,7 Prozent erzielt. Derzeit liegt die Partei in Umfragen zwischen 24 und 26 Prozent.

Scharfe Kritik übte Dreßler an der Aussage von SPD-Chef Sigmar Gabriel, dass in der Flüchtlingskrise die Belastungsgrenze bald erreicht sei. Dies sei einer Volkspartei mit dem Namen Sozialdemokratie nicht angemessen, sagte Dreßler. Das sei "so unkonkret, dass damit nur Gefühle von Menschen, die gegen Flüchtlinge generell Front machen, geweckt werden".

Quelle: ntv.de, ppo/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen