Visum nicht verlängert EU-Botschafter muss aus Belarus ausreisen
11.10.2022, 10:05 Uhr
Schuebel kritisierte in den sozialen Medien die "eklatanten Verletzungen der Menschenrechte und des internationalen Rechts" nach der Präsidentenwahl 2020.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Drei Jahre lang vermittelte der deutsche EU-Botschafter Schuebel in Minsk. Nun muss der Diplomat das Land verlassen, weil die Behörden unter Lukaschenko eine Verlängerung seines Visums ablehnen. Auf Facebook berichtet er von seiner Zeit in Belarus und äußert dabei scharfe Kritik am Regime.
Unter scharfer Kritik hat der deutsche EU-Botschafter in Belarus, Dirk Schuebel, seinen Posten in Minsk verlassen. Die Behörden unter Machthaber Alexander Lukaschenko verlängerten das Visum und die Akkreditierung nicht mehr, wie der Diplomat am Montagabend bei Facebook mitteilte. Belarus hatte bereits im Juni seine Vertreter bei der EU zu Konsultationen abgezogen und die EU aufgefordert, Schuebel ebenfalls vorläufig abzuziehen.
Der 57-Jährige, der die Mission seit September 2019 geführt hatte, kritisierte "eklatante Verletzungen der Menschenrechte und des internationalen Rechts" nach der Präsidentenwahl 2020, die gefälscht und "von ständiger Gewalt gegen unschuldige Menschen" begleitet gewesen sei. Es gebe heute mehr als 1340 politische Gefangene in Belarus, deren sofortige und bedingungslose Freilassung die EU verlange, teilte Schuebel mit.
Insbesondere forderte er auch, dass der inhaftierte Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki wieder in Freiheit komme und die am Freitag bekanntgegebene Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis in Empfang nehmen könne. Auch die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und das ukrainische Bürgerrechtszentrum Center for Civil Liberties erhalten in diesem Jahr den Preis.
Die EU erkennt Lukaschenko nicht mehr als Präsidenten an und unterstützt die Demokratiebewegung um die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja. Sie wird von vielen Menschen in Belarus als Siegerin der Wahl vom August 2020 angesehen. Schuebel selbst teilte mit, dass er sich künftig um das EU-Programm der Östlichen Partnerschaft kümmern werde. Dabei sollen in ehemaligen Sowjetrepubliken wie etwa der Ukraine, Armenien und Georgien auch die Zivilgesellschaften gestärkt werden.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa