Politik

Anti-IS-Kampf als Feigenblatt? Erdogan bekämpft alle Feinde gleichzeitig

In der ganzen Türkei wurden Razzien durchgeführt - gegen PKK-Mitglieder, Linke und Islamisten.

In der ganzen Türkei wurden Razzien durchgeführt - gegen PKK-Mitglieder, Linke und Islamisten.

(Foto: dpa)

Die türkische Regierung kennt viele Feinde: Linke, Islamisten und PKK-Mitglieder. Gegen alle geht sie im eigenen Land vor, während gleichzeitig der Anti-Terrorkampf gegen den IS in Syrien und im Irak ausgerufen wird.

Die türkische Polizei hat bei Anti-Terror-Razzien mittlerweile fast 600 mutmaßliche Mitglieder der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen. Wie Ministerpräsident Ahmet Davutoglu mitteilte, wurden landesweit insgesamt 590 Verdächtige wegen Verbindungen zu "Terrororganisationen" festgenommen.

Die türkische Luftwaffe flog nach Angaben von Davutoglu zum dritten Mal Angriffe gegen Stellungen des IS in Syrien und kurdischer Rebellen im Nordirak. "Wir haben den Befehl für eine dritte Runde von Angriffen in Syrien und im Irak erteilt", sagte Davutoglu. Es seien Einsätze in der Luft und am Boden "im Gange". Kampfflugzeuge hätten PKK-Militärlager im Nordirak bombardiert und Bodentruppen hätten PKK- wie auch IS-Kämpfer in Nordsyrien angegriffen, hieß es.

Im Irak seien verschiedene Ziele, darunter auch Wohnungen und Warenlager, ins Visier genommen worden. Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu kündigte an, Teile Nordsyriens, aus denen die IS-Kämpfer verdrängt würden, zu einer Art Sicherheitspuffer ausbauen zu wollen.

PKK kündigt Waffenstillstand auf

Unklar ist, welche der beiden Offensiven der Haupteinsatz ist. Neben den Angriffen in Syrien und im Nordirak nahm die türkische Polizei in einem landesweiten Großeinsatz Hunderte Kurden, Anhänger von linksradikalen Gruppen und Islamisten fest. Die Angriffe auf die PKK-Camps könnten den Friedensprozess mit den Kurden endgültig zum Scheitern bringen.

Die PKK kündigte umgehend den Waffenstillstand mit der türkischen Regierung auf. Er sei mit dem Beschuss der PKK-Lager bedeutungslos geworden, erklärte sie auf ihrer Internetseite. Beide Seiten hatten 2012 Friedensgespräche begonnen. Dabei wurde auch ein Waffenstillstand und ein Abzug der PKK-Kämpfer aus der Türkei in den Nordirak vereinbart. Der Friedensprozess liegt derzeit ohnehin auf Eis.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP/rts

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